Leon Bunn (r.) will sich gegen Rostam Ibrahim den WBC International Silver-Gürtel sichern

Die große Universum Boxing Night in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle rückt näher und die Liste der Klassekämpfe wird immer länger. Boxfans sollten sich den 3. Juni jedenfalls notieren....

Canelo (l.) und Ryder lieferten sich in Mexiko einen blutigen Kampf.

Saul „Canelo“ Alvarez (59–2–2, 39 K.o.) kehrte am vergangenen Wochenende nach über elf Jahren ohne Fight in Mexiko für einen WM-Kampf gegen John Ryder (32–6, 18 K.o.) zurück in seine Heimat. Vor...

Das DBV-Team räumte bei der U19 EM zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen ab.

Die U19-Europameisterschaften in der armenischen Hauptstadt sind mit den Finalkämpfen am 03. Mai zu Ende gegangen. Der Deutsche Boxsport-Verband hatte 4 Frauen und 10 Männer zu dem Wettbewerb...

Bis zum 14. Mai finden in Taschkent (Usbekistan) die IBA-Weltmeisterschaften der Männer statt

Überraschend hat Umar Kremlew erklärt, dass die International Boxing Association (IBA) nicht länger vom russischen Energiekonzern Gazprom gesponsert wird. „Unser Vertrag mit Gazprom endete im...

Vincenzo Gualtieri (l.) kämpft Anfang Juli in seiner Heimatstadt Wuppertal um die IBF-Krone.

Die IBF-Weltmeisterschaft im Mittelgewicht zwischen AGON-Boxer Vincenzo Gualtieri und dem Brasilianer Esquiva Falcao wird am 1. Juli in Wuppertal stattfinden. AGON gewann die Versteigerung des...

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News

William Scull – Der Unbeugsame

xIm November 2022 bezwang William Scull (l.) den Argentinier Abel Adriel (r.).
Im November 2022 bezwang William Scull (l.) den Argentinier Abel Adriel (r.).

Im letzten Jahr gewann William Scull (20–0, 9 K.o.) einen WM-Eliminator der IBF. Seitdem ist er Herausforderer von Canelo Alvarez (58–2–2, 39 K.o.). Nun wartet der Kubaner aus dem AGON-Stall auf seine Titelchance. Wie kam „El Indomable“ überhaupt so weit? BOXSPORT zeichnet seinen Karriereweg nach.

Jeder, der in seinem Leben schon mal einen Berg bestiegen hat, weiß, dass der Schlussanstieg meistens am schwierigsten ist. Man hat bereits viel in den Weg investiert, doch wenn man die letzten Meter bis zum Gipfel nicht zurücklegen kann, ist vielleicht alles wertlos. In dieser Situation befindet sich gerade auch der kubanische Ausnahmeboxer William Scull. Für den 30-Jährigen stellt der Gewinn der Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht den Gipfel dar, den es zu erklimmen gilt. Seit letztem Juli ist er Pflichtherausforderer des mexikanischen Pound-for-Pound-Champions Canelo Alvarez bei der IBF. Dieser hat laut offizieller Regularien neun Monate Zeit, um den Gürtel gegen den Mann aus Matanzas zu verteidigen. Es sind Sculls letzte Meter zur Spitze, doch Canelo und vor allem die Tücken des Boxgeschäfts bremsen ihn noch aus.

Anfänge in Kuba

William Scull beginnt im Alter von neun Jahren in seiner Heimat Kuba mit dem Faustkampf. 363 Amateurkämpfe absolviert er während seiner Karriere. Dabei stehen drei kubanische Meistertitel und eine Vizeweltmeisterschaft bei den Junioren für ihn zu Buche. „Das kubanische Boxen ist für mich das Beste der Welt“, sagt Scull heute noch. Doch die Möglichkeiten, in Kuba mit Boxen Geld zu verdienen, sind begrenzt. Deshalb verlässt er 2015 zusammen mit seinem Trainer und Mentor Franquis Aldama seine Heimat und siedelt nach Argentinien über. Anders als viele andere kubanische Boxer verlässt er das Land legal mit Ausreisegenehmigung. Im Land der Gauchos macht „El Indomable“ (dt.: der Unbeugsame) seine ersten Kämpfe als Profi und gewinnt sogar den Südamerikatitel. Allerdings sind vor Ort einige Dinge nicht auf dem Niveau, welches sich der künftige WM-Herausforderer wünscht. „Ich habe Kuba verlassen, um mit dem Boxen Geld zu verdienen und meine Familie zu ernähren“, sagt Scull und zieht nach zwölf Gefechten in Argentinien weiter nach Deutschland.

AGON greift zu

2019, bei einer Veranstaltung in der Sporthalle Zinnowitz, wird AGON-Manager Horst-Peter Strickrodt auf ihn aufmerksam. „Ein kubanischer Boxer, der nach Deutschland kommt, kann immer interessant sein. So etwas muss man als Boxstall auf dem Schirm haben“, sagt Strickrodt. Im April 2020 heuert Scull dann bei den „AGONauten“ an. Schon damals spricht er davon, einmal alle WM-Gürtel in seinem Limit zu vereinen. Doch nach der Verpflichtung des Edeltechnikers gilt es zunächst einmal, bürokratische Hürden aus dem Weg zu räumen, etwa in Sachen Einwanderungsrecht.

Die Berliner kämpften gleichzeitig an vielen Fronten. Mit Erfolg. Schließlich zieht der Kubaner in eine Wohnung neben dem AGON-Sportpark ein. Und das nicht allein. Der Stall von Ingo Volckmann holt nämlich nicht nur den kubanischen Supermittelgewichtler nach Berlin, sondern nimmt direkt auch dessen Trainer Aldama unter Vertrag, der von 2010 bis 2014 die kubanische Männernationalmannschaft betreut hat. Heute ist Sculls kubanischer Landsmann Cheftrainer bei AGON und auch ein Grund, warum sein Schützling seitdem sechs klare Triumphe gefeiert hat. Mittlerweile steht der aktuelle Canelo-Herausforderer bei 20 Siegen (9 K.o.) ohne Niederlage. Seinen wichtigsten Sieg feiert er beim IBF-Eliminator im Juli letzten Jahres in Erding, bei dem er den starken Russen Evegny Shvedenko nach Belieben dominiert. Nach diesem Triumph steht der Kubaner noch einmal im Ring und siegt deutlich gegen Abel Nicolas Adriel. Für dieses Jahr sind zwei Kämpfe geplant.

Ziel ist der WM-Kampf

Im Ring zeichnet den Supermittelgewichtler die klassische kubanische Boxschule aus. Elegante Bewegungen im Ring, ein gutes Gefühl für Distanz und dazu eine gewisse Schlaghärte. Auch ein Hauch von Arroganz ist zu spüren, doch im Gegensatz zu vielen kubanischen Landsleuten lässt sie Scull nicht leichtsinnig werden. Ganz im Gegenteil: Seilgeviert präsentiert sich der 1,82 Meter große Normalausleger stets extrem fokussiert. Vom Körperbau wirkt er wie der Prototyp eines Boxers. Doch reicht dies auch für den Weltmeistertitel?

„Wir sind bei William vor allem extrem stolz darauf, dass er nicht abgeglitten ist wie viele andere seiner Landsmänner, die den Weg ins Profigeschäft in Deutschland gesucht haben“, stellt Manager Strickrodt klar. Dies ist schon einigen hochtalentierten kubanischen Fightern zum Verhängnis geworden. Nicht zuletzt dank der stetigen Obhut seines Trainers und Freundes „Franky“ Aldama, der Scull seit fast zwanzig Jahren kennt, hat der Karibik-Boxer den Fokus gehalten. Boxen steht bei ihm über allem und jeder der den Faustkampf verfolgt, weiß, dass mit dieser Einstellung grundsätzlich erst mal alles möglich ist. Auch ein Sieg gegen den brandgefährlichen Canelo Alvarez, der das Supermittelgewicht seit November 2021 beherrscht. Der mexikanische Power-Puncher hat die Gürtel der Division in Rekordzeit vereinigt und seitdem erst eine Titelverteidigung bestritten. Scull könnte auf seine Größen- und Reichweitenvorteile bauen und dem Mexikaner so das Leben schwer machen. Doch trotz seiner unbestrittenen Qualitäten wäre er in einem Duell mit dem unumstrittenen Weltmeister der klare Außenseiter.

Ob sich Canelo überhaupt zeitnah seiner Pflichtherausforderung stellt, weiß er womöglich nicht einmal selbst. Darum bleibt man beim AGON-Stall auch ruhig und schaut auf sich. An den hohen Ambitionen ändert das indes nichts: „Wir wollen spätestens 2024 mit William um eine WM boxen, gegen Canelo oder gegen jeden anderen“, stellt Horst.Peter Strickrodt klar. Wie so oft im Leben sind auch für William Scull die letzten Meter zum Gipfel mit Abstand die schwierigsten. (Text: Roman Horschig)

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IMAGO / Torsten Helmke