Fast auf den Tag genau vier Jahre nach ihrem zweiten Duell trafen die langjährigen Rivalen Saul „Canelo“ Alvarez (58-2-2, 39 K.o.) und Gennady Golovkin (42-2-1, 37 K.o.) zum Trilogie-Finale aufeinander. Vor dem Kampf warfen die beiden sich einige unschmeichelhafte Dinge an den Kopf. Canelo wollte den Kasachen in den Ruhestand schicken (BOXSPORT berichtete) und kündigte auf der Pressekonferenz vor dem Kampf einen K.o. in der ersten Runde an, „Triple-G“ wiederum verwies auf Canelos Dopingfall vor ihrem Rematch und unterstellte seinem Kontrahenten Größenwahn.
In den ersten beiden Fights waren die Urteile umstritten – das Unentschieden im ersten Kampf war für viele Experten eigentlich ein Sieg Golovkins, der sich auch Jahre später noch betrogen fühlte (BOXSPORT berichtete). Über den Ausgang des Rubber Matches am Samstag dürfte es dagegen wenige Diskussionen geben. Canelo diktierte die Geschwindigkeit des Kampfes von Anfang an, während sein 40-jähriger Gegner enttäuschend passiv blieb und gelegentlich Treffer ins Ziel brachte, die wuchtigeren Power Punches und Kombinationen gingen jedoch auf Canelos Konto. In der zweiten Hälfte zeigten sich – nicht zum ersten Mal – leichte Konditionsprobleme beim früheren Pound-for-Pound-King, während Golovkin mehr aufdrehte. Seine besten Momente hatte der Kasache in der Neunten, als er Canelo an den Seilen stellen und mit Kombinationen eindecken konnte. Der kam jedoch zurück in dem Kampf, in dem „Triple-G“ keine vergleichbare Chance mehr bekam. Dass Canelo mit 116:112 und 115:113 gewann, erscheint wie eine Ironie des Schicksals – dieses Mal hatten viele Experten den Mexikaner wesentlich weiter vorne, während es in den ersten Golovkin-Fights noch so aussah, als ob Canelo bevorzugt wurde. Auch bei seiner Halbschwer-Niederlage gegen Dmitry Bivol (20-0, 11 K.o.) im Mai waren die Scorecards mit drei Mal 113:115 noch großzügig für Canelo, der in den Augen der meisten Zuschauer wesentlich mehr Runden gegen den Russen verloren hatte (BOXSPORT berichtete).
Am Ende stand eine Umarmung und eine Aussöhnung der beiden Erzfeinde. Canelo dankte dem Kasachen im Post-Fight-Interview für 36 gemeinsame Runden im Ring. „Vielen Dank, mein Freund, danke Golovkin, danke für alles“, sagte der Mexikaner. „Wir haben den Fans drei tolle Fights geliefert. Vielen Dank für deine Unterstützung. Ich bin durch schwere Zeiten in meinem Leben gegangen. Das einzige, was man machen kann, ist nach vorn zu gehen. Ich bin mit meiner Niederlage durch schwere Zeiten gegangen. Aber Niederlagen können dich Größe lehren, können dir zeigen, wie die wiederkehrst und Bescheidenheit zeigst.“
Der Undisputed-Champ im Supermittel wird sich nun einer OP unterziehen müssen, da er sich an der linken Hand während des Kampfes verletzte. Danach wird er das Rematch gegen Bivol im Halbschwer anstreben, für das sein Sieg am Samstag nicht unbedeutend war. „Er hat gesagt, dass er nicht gegen Bivol kämpft, wenn er gegen Ramirez verliert. Falls Canelo gegen Golovkin verliert, dann machen wir das Rematch gegen ihn nicht“, hatte Bivol-Manager Vadim Kornilov nämlich gegenüber „BoxingScene.com“ vor dem Kampf angekündigt.
Golovkin wiederum sendete unterschiedliche Signale aus. Einerseits sagte er, dass er das Gefühl habe, in der zweiten Hälfte genug getan zu haben, um den Kampf zu gewinnen. Andrerseits schien er seine Niederlage dann doch einzugestehen: „Schaut euch sein Gesicht an, schaut euch mein Gesicht an. Wir sehen so aus, denn es war hochklassiger Kampf, für den wir beide sehr gut trainiert haben und mit hoher Qualität geboxt haben. Dieser Kampf war taktischer, wie Schach. Heute war Canelo besser.“
Schon vor dem Kampf hatte der Kasache angekündigt, dass er trotz seines Alters von 40 Jahren nicht an die Box-Rente denke (BOXSPORT berichtete). Im Post-Fight-Interview bekräftigte er dies: „Denkt dran, Leute, ich habe immer noch drei Gürtel im Mittelgewicht. Ich kehre zurück, bin immer noch Champion.“
Text: Nils Bothmann