Es hatte sich bereits abgezeichnet, dass es vermutlich zu dubiosen Winkelzügen kommen würde, als Mahmoud Charr (32-4, 18 K.o.) seinen früheren Titel „regulärer“ WBA-Weltmeister von Trevor Bryan (21-0, 15 K.o.) zurückgewinnen wollte. Erneut hatte Don King Promotions (DKP) anscheinend kein Interesse daran, dass der Deutsche gegen den King-Schützling boxt, weshalb der „Diamond Boy“ bereits dem Verband WBA gedroht hatte (BOXSPORT berichtete). Charr hatte anscheinend darauf gebaut, dass der Verband King dafür bestrafen würde, dass 20 Tage nach dem Sieg bei der Versteigerung am 9. Dezember immer noch keine Verträge vorlagen.
Allerdings gab es einen weiteren Passus in den WBA-Regelungen, der besagte, dass die Boxer und ihre Teams sich selbst um eventuelle Visa zu kümmern hätten. Ohne einen Vertrag von Don King konnte Charr jedoch kein Visum beantragen. Für das Team des „Diamond Boy“ ein klarer Winkelzug des umstrittenen Promoters, während DKP-Vertreter behaupten, dass man Charr einen Vertrag angeboten habe, der Deutsche jedoch zu viele Forderungen gestellt habe.
Die WBA erklärte nun, dass Charr die Chance verspielt habe, seinen Titel zurückzugewinnen, und dass Bryan am 29. Januar gegen einen Ersatzgegner boxen dürfe. Dafür ist Jonathan Guidry (17-0-2, 10 K.o.) im Gespräch – ein Schwergewichtler, der bisher nie mehr als acht Runden boxte, aber – wie „BoxingScene.com“ treffend anmerkt – „wie von Zauberhand“ auf Platz 13 in den letzten Rankings der WBA auftaucht, noch vor prominenten Contendern wie Joseph Parker (30-2, 21 K.o.) auf Platz 14 und Tony Yoka (11-0, 9 K.o.) auf Platz 15. Dies lässt die WBA, von der es Gerüchten zufolge immer wieder heißt, dass Don King sie in der Tasche habe, in keinem guten Licht erscheinen. Für Charr wird es jedoch keinen Unterschied machen, da seine Chance dahin ist, seinen Titel zurückzugewinnen.
Text: Nils Bothmann