Im aktuellen Heft hat BOXSPORT die Top 30 der größten deutschen Boxer erstellt. Das Ranking basierte nicht rein auf dem sportlichen Erfolg, sondern auf einer Vielzahl von Faktoren: Wie oft wurde ein Titel verteidigt? Wie viele verschiedene und in welchen unterschiedlichen Limits wurden Titel gewonnen? Weiterhin haben wir die Dominanz der Boxer berücksichtigt: Wie lange prägten sie eine Ära und wie dominant waren sie dabei? Welche Gegner wurden besiegt und wie ist das Sieg-Niederlagen-Verhältnis in ihrem Kampfrekord? Auch der Box-Stil der einzelnen Fighter floss in die Bewertung ein: Auf welche Weise gewann der Boxer seine Kämpfe? Brachte er gar einen neuen Stil in den Ring? War er eher ein Knockouter, ein überlegener Stratege oder ein Fighter mit großem Herz? Und zuletzt spielte auch die Popularität eine mitentscheidende Rolle: Wer waren die Publikumslieblinge, und wer begeisterte die Massen auch abseits des Rings?
Platz 4:
Gustav „Bubi“ Scholz († 70)
Kampfrekord: 88-2-6 (46 K.o.)
Der Name des mehrfachen Champions beherrschte in den 50ern und 60ern die Schlagzeilen. Gustav „Bubi“ Scholz gehörte zur deutschen Nachkriegsgeneration: „Mir ging es wie vielen anderen, die mit nichts angefangen haben und sich aus dieser Situation heraus entwickelt haben.“ Der clevere Rechtsausleger wurde in seiner 16-jährigen Profikarriere zwar nie Weltmeister, holte aber die prestigeträchtigen EM-Gürtel im Mittel- und Halbschwergewicht. Auch ein Comeback 1957 nach überstandener Tuberkulose festigte seinen Status als deutsche Box-Ikone. Privat gehörten Bubi und seine Frau Helga zur Berliner High Society und füllten die Gazetten. Doch nach dem Karriereende 1964 wendete sich das Schicksal: Der einstige Ring-Held führte ein zunehmend ausschweifendes Leben, mit Alkohol und Tabletten. Am Abend des 22. Juli 1984 erschoss er im Rausch seine Frau. In einem aufsehenerregenden Prozess konnte Scholz kein Vorsatz nachgewiesen werden, aber er musste für drei Jahre ins Gefängnis. Ende der 90er erlitt er mehrere Schlaganfälle, Altersdemenz kam hinzu. Am 21. August 2000 schließlich hörte das große Boxer-Herz auf zu schlagen.
Text: Benjamin Stroka & Frank Schwantes
Hier geht es zu Platz 5
Hier geht es zu Platz 6
Hier geht es zu Platz 7
Hier geht es zu Platz 8
Hier geht es zu Platz 9
Hier geht es zu Platz 10
Die komplette Top 30 gibt es in Ausgabe 11-12/20