Vor dem großen Duell zwischen Gervonta Davis (27-0, 25 K.o.) und Rolando Romero (14-1, 12 K.o.) waren die Beleidigungen bei Pressekonferenzen und über die sozialen Medien tief geflogen (BOXSPORT berichtete). Am Samstag konnten „Tank“ und der sieben Zentimeter größere „Rolly“ ihre Fehde im Ring austragen. Romero hatte im Vorfeld angekündigt, dass Davis noch nie gegen jemanden mit seiner Power gekämpft habe und dass er den Southpaw-Boxer schon in der ersten Runde ausknocken werde.
Als dies nicht der Fall war, verhöhnte Davis seinen Erzfeind am Ende des ersten Durchgangs. Der WBA-Leichtgewichtschamp boxte anfangs jedoch zurückhaltend – entweder weil er Respekt vor Romeros Schlaghärte hatte oder den Stil seines Gegners studieren wollte. „Rolly“ boxte auf Distanz, landete ein paar Treffer bei Davis, die aber wenig Wirkung bei dem beweglichen Weltmeister zeigten. Der überbrückte immer wieder Distanz, ließ sich aber nicht auf lange Infights ein. Als Davis bei einer Infight-Situation in der Zweiten zu Boden ging, wertete Ringrichter David Fields dies nicht als Niederschlag, sondern als Folge eines Schubsers. „Rolly“ sammelte mehrere Verwarnungen wegen seines unsauberen Box-Stils. Die sechste Runde brachte die Entscheidung: Romero wollte Davis an den Seilen stellen, bewegte sich bei einer Schlagkombination auf den Champ aus Baltimore zu und ließ nach einem Körperhaken mit der Rechten die Deckung fallen. „Tank“ konterte punktgenau mit einem linken Hook zu Romeros ungeschütztem Kopf, in den der 26-Jährige voll hineinlief. „Rolly“ ging zu Boden, kam noch einmal hoch, war aber dermaßen wacklig auf den Beinen, dass Fields die weise Entscheidung traf den Kampf abzubrechen und Davis zum Sieger durch T.K.o. zu erklären.
Obwohl er eindeutig den Kürzeren gezogen hatte und nur auf einer Scorecard mit 48:47 knapp vorn lag, forderte Romero umgehend ein Rematch. „Ich will noch einen Kampf. Ich habe ihn bloßgestellt und jede einzelne Runde gewonnen“, plusterte er sich bei der Post-Fight-Pressekonferenz auf. Davis zollte seinem Erzfeind zwar Respekt für dessen Performance, schlug das Angebot aber aus: „Ich denke nicht, dass Leute einen Rückkampf verdienen, wenn sie auf diese Weise ausgeknockt werden.“ Obwohl Davis vor dem Kampf angedeutet hatte, dass dies wahrscheinlich sein letzter Fight für Mayweather Promotions sein werde (BOXSPORT berichtete), haben sich die Wogen zwischen ihm und seinem Mentor wieder geglättet. Leonard Ellerbe, der CEO des Mayweather-Stalls, verkündete bei der Pressekonferenz, dass „Tank“ seinen Vertrag doch verlängert habe.
Text: Nils Bothmann