Diese Entscheidung wird noch für viele Diskussionen sorgen. Josh Taylor (19-0, 13 K.o.), Undisputed Champion im Halbwelter, gewann via Split Decision über Jack Catterall (26-1, 13 K.o.). Keine Diskussionen kann es darüber geben, dass sich der WBO-Pflichtherausforderer um Welten besser schlug, als es die Wettquoten im Vorfeld vermuten ließen. „El Gato“ wartete seine Oktober 2018 auf seine Chance, akzeptierte eine Entschädigungszahlung, damit Taylor im Mai 2021 gegen Jose Carlos Ramirez (26-1, 17 K.o.) antreten und alle Gürtel im Limit vereinigen konnte. Wegen einer Verletzung Taylors musste ihr ursprünglich für den 18. Dezember geplanter Fight auf den 26. Februar verschoben werden (BOXSPORT berichtete).
Es wäre die Krönung für Catterall gewesen, wenn er für die lange Wartezeit mit dem Rang als neuer Undisputed Champion belohnt worden wäre. Für viele Beobachter sah es danach aus: Taylor kam nicht gut in den Fight hinein, verlor mehrere Runden in der ersten Hälfte des Kampfes, da sein Gegner in der Distanz besser boxte und mit starker Deckungsarbeit überzeugte. In der Nahdistanz war das Match eine extrem unsaubere Gelegenheit mit vielen Clinches und unzähligen Ermahnungen durch Ringrichter Marcus McDonnell: Die Kontrahenten drückten den Kopf des Gegners herunter, nahmen einander in den Schwitzkasten, Taylor landete Schläge auf den Hinterkopf, Catterall wandte in einem Clinch einen Ausheber an. Nach unzähligen Anweisungen und Timeouts mussten beide Boxer die Konsequenzen für ihr Verhalten tragen: Catterall wurde wegen Herunterdrücken des Kopfes in der Zehnten ein Punkt abgezogen, Taylor ein Punkt in der Elften, da er nach der Glocke schlug. Der Champ präsentierte sich in der zweiten Hälfte aggressiver und machte mehr Druck, musste in der Achten jedoch einen Knockdown einstecken.
So war es eine Überraschung, als der „Tartan Tornado“ mit 113:112, 114:111 und 112:113 zum Sieger via Split Decision erklärt wurde. Im Post-Fight-Interview erklärte Taylor: „Ich werde nicht lügen. Das war nicht meine beste Performance“. Allerdings wisse er, dass er den Kampf gewonnen habe. „Es war knapp. Insgesamt habe ich die härteren Treffer gesetzt, die besseren Treffer, die bedeutenderen Treffer. Von daher weiß ich, dass ich den Fight gewonnen habe.“ Das sah sein Gegner anders. „Was für ein Riesenberg Scheiße“, wütete er bei Instagram nach seiner höchst umstrittenen Niederlage. „Schande über euch. Verpisst euch, Punktrichter. Meine Träume wurden gestohlen.“
Text: Nils Bothmann