Weltergewichtler Nathanael Lukoki (6-0, 2 K.o.) hat eine genaue Vorstellung, wie seine Profi-Karriere verlaufen soll. Dass er über Willenskraft und Leidensfähigkeit verfügt, hat der 27-jährige AGON-Boxer aus Erftstadt bei Köln bereits bewiesen.
Am 5. Juni 2021 bestreitet Nathanael Lukoki in der Hydro-Tech Eisarena in Königsbrunn (Bayern) seinen vierten Profikampf. Für den Weltergewichtler geht es um die Deutsche Meisterschaft, sein Gegner ist der in Afghanistan geborene Hamburger Said Zaki Rahimi (11-6, 9 K.o.). Lukoki gewinnt das Duell, das über die volle Distanz von zehn Runden geht, nach Punkten. Was die Wenigsten wissen: In der zweiten Runde bricht sich Lukoki die Hand, bringt den Kampf also „einhändig“ ins Ziel. Eine Leistung des Willens, der Bereitschaft sich für seinen Traum zu quälen, aber auch des hohen boxerischen und box-taktischen Vermögens, das es braucht, um sich acht Runden lang mit nur einer Hand im Gefecht zu behaupten.
Nathanael Lukoki wird im saarländischen Neunkirchen als Sohn einer aus Angola stammenden Mutter und einem aus dem Kongo kommenden Vater geboren, ist somit gebürtiger Deutscher. Inzwischen lebt er mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern in Erftstadt bei Köln. Als Kind entwickelt er früh eine Faszination für das Boxen. Mike Tyson, später auch Floyd Mayweather und Legenden wie Muhammad Ali oder Rocky Marciano sind seine Idole. Sportlich ist Nathanael da aber nicht im Ring, sondern auf dem Fußballplatz zu Hause. Auch weil seine Eltern nicht wollen, dass er zum Boxen geht. Später nimmt ein Nachbar den Jungen mit zum Kickbox-Training. Und der Kampfgeist erwacht. Als seine Eltern ihn vor die Wahl stellen, entweder Fußball oder Kampfsport, entscheidet sich Nathanael für das klassische Boxen.
„Viel Talent mitgegeben“
Die Familie ist für ihn sehr wichtig, genauso wie der christliche Glaube. Seine Familie gehört der Afrikanischen Freien evangelischen Gemeinde Brühl an und besucht jeden Sonntag den Gottesdienst. „Der Glaube ist für mich Inspiration und Quelle der Kraft“, sagte Nathanael Lukoki einmal im Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger“. „Der Allmächtige hat mir viel Talent mitgegeben.“ Und so mutet auch sein Kampfname „Son of God“ wie ein weiteres Glaubensbekenntnis an.
Sein Profi-Debüt gegen Mohamad Naji Kharita am 26. September 2020 in Düsseldorf gewinnt Lukoki einstimmig nach Punkten. Nach dem Handbruch-Fight gegen Said Rahimi im Juni 2021 steigt er noch zwei Mal in den Ring. Beide Kämpfe auf sechs Runden angesetzt, beide Male geht er über die Distanz. Sowohl gegen den Franzosen Batoura Guirassy im Juli als auch zwei Monate später in Wuppertal gegen den Italiener Luca Maccaroni gewinnt der „Sohn Gottes“ einstimmig nach Punkten – ohne auf einem der Punktzettel auch nur eine Runde abzugeben. Somit steht Lukokis makellose Bilanz inzwischen bei sechs Siegen, davon zwei durch Technischen K.o
(Nathanael Lukoki: Top-Talent mit Karriere-Plan – Teil 2 gibt es am 2. Weihnachtsfeiertag)
Text: Andreas Ohlberger