Nelvie Tiafack hat aufregende Monate hinter sich. Doch bei den Deutschen Meisterschaften der Elite in Rostock, die aktuell laufen, ist der Europameister nicht am Start. Im Interview mit BOXSPORT spricht der Kölner Superschwergewichtler über die Gründe.
Hallo Nelvie, aktuell laufen in Rostock die Deutschen Meisterschaften der Elite. Warum bist du nicht dabei?
Ich habe zuletzt am Cologne Boxing World Cup teilgenommen, war während des Turniers aber schon krank. Trotzdem hatte ich mich dazu entschieden, zu boxen, wusste zu dem Zeitpunkt aber noch nicht, dass es Corona war. Anschließend musste ich einige Zeit pausieren und konnte nicht entsprechend für die DM trainieren.
Beim Cologne Cup hast du das Finale erreicht, dieses aber gegen deinen DBV-Teamkollegen Nikita Putilov verloren.
Meine Erkrankung soll keine Entschuldigung dafür sein, mein Ehrgeiz war einfach zu groß. Die Niederlage war kein Problem, ich lerne aus meinen Fehlern und weiß, was ich draufhabe. Aber es war mir eine Lehre: Wenn ich im Ring nicht einhundert Prozent geben kann, sollte ich auch nicht antreten. Beim nächsten Mal gibt’s dann einen Sieg.
Wie hast du dein Sportjahr 2022 erlebt?
Ich wollte das Jahr gerne ohne Niederlage beenden, die beim Cologne Cup war meine erste überhaupt. Das sagt schon viel aus über mein Sportjahr mit den vielen Turnieren, an denen ich teilgenommen habe. Vielleicht bin ich in den Finalkampf gegen Nikita etwas zu locker hineingegangen. Wier kennen uns gut und haben auch schon einige Male zusammen trainiert. Unser erstes Duell habe ich gewonnen, jetzt steht es halt 1:1. (schmunzelt) Insgesamt war es für mich ein sehr geiles, erfolgreiches Jahr, in dem ich viel erreicht habe und vorangekommen bin. Absolutes Highlight war natürlich der Gewinn der Goldmedaille bei der EM in Jerewan.
Was nimmst du dir fürs kommende Jahr vor?
Die Ziele bleiben die gleichen: Ich möchte zu den Olympischen Spielen, das ist mein größter Traum überhaupt. Die ersten Qualifikationen dazu steigen im Sommer bei den European Games in Krakau. Ich bin überzeugt, dass ich mich für Paris 2024 qualifizieren kann.
Seit kurzem engagierst du dich auch für ein neues Projekt, den „Verbund Kölner Athleten“. Wie kam es dazu?
Ich war sozusagen eines der Urgesteine. Ich habe Initator Timur Oruz (deutscher Hockey-Nationalspieler; d.Red.) hier in Köln am OSP/NRW Rheinland kennengelernt. Als er mit dieser Idee um die Ecke kam, war ich schnell begeistert – von seinem Antrieb, seinem Herzblut und dem ganzen Projekt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir Erfolg haben werden.
Was genau ist euer Ziel?
Wir sind 20 Spitzensportlerinnen und -sportler aus Köln. Unser Ziel lautet: mehr Sichtbarkeit – für unsere Sportarten, aber auch für die finanzielle Situation von Top-Athleten. Wir wollen, dass die Stadt, die sich gerne als „Sportstadt“ bezeichnet, endlich wach wird und uns Sportler mehr unterstützt. In anderen Sportstädten wie Düsseldorf oder Hamburg passiert wesentlich mehr, was die Förderung olympischer Sportarten betrifft. Dass wir es in Köln trotz der vielen Top-Talente überhaupt nötig haben, einen solchen Verbund zu gründen, sagt eigentlich schon alles.
Interview: Frank Schwantes