Was haben Canelo Alvarez, Tyson Fury, Muhammad Ali und Patrick Rokohl gemeinsam? Sie alle sind Teil des Videospiels „Undisputed“. BOXSPORT traf den deutschen Profiboxer zum Interview auf der Spielemesse Gamescom.
Hallo Patrick, du bist hier auf der Gamescom in Köln, um das Videogame „Undisputed“ zu promoten. Wie kam es dazu, dass du Teil dieses Spiels geworden bist?
Patrick Rokohl: Ich werde bereits seit einigen Jahren von „Empire Pro Tape“ gesponsert und unterstützt. Diese Firma wiederum gehört zu den Investoren des Spiels. Der CEO von Empire schrieb mir irgendwann eine Mail und fragte mich, ob ich nicht Teil von „Undisputed“ werden möchte, dafür werde ein Boxer aus Deutschland gesucht. Darauf fragte ich, was mich das Ganze denn kosten würde. Seine Antwort: nichts. Im Gegenteil, ich würde an den Verkaufszahlen beteiligt werden. Daraufhin war für mich klar, dass ich dabei bin. 2019/20 waren noch rund 30 Boxer Teil des Spiels. Inzwischen gibt es mehr als 200 Charaktere, mit denen man in Undisputed kämpfen kann. Doch ich bin weiterhin der einzige männliche deutsche Boxer in diesem Game.
Für das Spiel mussten Videoaufnahmen von dir erstellt werden. Wie lief das genau ab?
Den Scan haben wir in Sheffield in England gemacht. Zuerst wurde ich von über 300 Kameras fotografiert, ringsherum, in verschieden Posen und in Kampfstellungen. Anschließend zog ich eine Art Neoprenanzug plus Stirnband an. Darauf befanden sich zahlreiche Sensoren für das Motion Capturing. Ich machte Schattenboxen, boxte gegen einen Dummy, ging vorwärts und rückwärts, tänzelte, taumelte wie nach einem Treffer usw. – ich habe quasi alle Bewegungen eines Boxkampfes simuliert.
Ist das Game nah an der Realität?
Ja, das ist es. Ich vergleiche das natürlich in erster Linie mit meinem Charakter. Ich habe eine große Narbe auf dem Brustbein, selbst diese sieht man bei Undisputed in jedem kleinsten Detail. Das ist wirklich krass.
Du bist jetzt 35 Jahre alt und boxt seit deinem zwölften Lebensjahr. Wie bist du zum Boxen gekommen?
Meine Mutter suchte damals eine passende Sportart für meinen drei Jahre jüngeren Bruder, damit er ein bisschen Gewicht verliert. Ich bin dann eigentlich eher per Zufall mitgekommen. Mein Bruder hörte nach ein paar Jahren wieder auf mit dem Boxen, aber ich bin bis heute geblieben.
Was fasziniert dich an diesem Sport?
Dass man sich im Boxen selbst belohnen kann, selbst belohnen muss. Ich habe bis zu meinem 18. Lebensjahr parallel Fußball gespielt, recht hoch sogar. Es gab aber manchmal Situationen, dass die halbe Mannschaft vor einen Spiel noch feiern war, tags darauf war dann das halbe Team nicht fit. Im Mannschaftssport leidet man darunter, im Boxen ist das anders.
Du hast 23 von 27 Profikämpfen gewonnen. Dein größer Erfolg war der Gewinn des EM-Titels im Supermittelgewicht beim Weltverband WBO im Jahr 2018. Wie viel Disziplin gehört dazu, sich immer wieder für Kämpfe in Form zu bringen?
Ich glaube, Disziplin spielt tatsächlich die entscheidende Rolle, gerade bei mir. Ich habe bis 2018 nebenher noch Vollzeit gearbeitet, teilweise in Schichten. Sich dann noch aufzuraffen und morgens oder abends nach einer anstrengenden Schicht noch zu trainieren, das erfordert eine gehörige Portion Disziplin.
Dein Kampfname lautet „The Patriot“. Klingt ziemlich cool. Wie kam es zu diesem Namen?
Als ich 2015 Profi wurde, gab es gefühlt relativ wenig deutsche Profiboxer, und ich dachte mir: „Was tue ich“? Ich steige in den Boxring und kämpfe, und das tue ich für Deutschland. Dazu steckt ja ein Teil meines Vornamens in dem Wort „Patriot“. Das ist die Story dazu.
Was sind deine nächsten sportlichen Pläne?
Ich werde dieses Jahr auf jeden Fall noch zwei Mal boxen. Mein nächster Kampf findet am 30. September in Goslar statt. Dann ist ein weiterer für Ende Oktober geplant, aber das ist noch nicht ganz spruchreif. Wenn alles klappt, bestreite ich dieses Jahr wieder ein Titelkampf. Ich bin körperlich so fit wie noch nie, das bestätigen auch meine Blut- und Fitnesswerte. Mit 35 denken viele Boxer ans Aufhören, aber ich bin gesund und werde noch ein bisschen dabei bleiben.
Zockst du selbst auch Videogames?
Eigentlich gar nicht. Undisputed habe ich zum ersten Mal zur Launch-Party im Januar gezockt, dann noch einige Male zwischendurch und jetzt eben auf der Gamescom. Aber für dieses Spiel werde ich mir auf jeden Fall eine eigene Konsole zulegen. Ich besitze ein eigenes Studio, wo ich die Konsole aufstellen werde. Und dann können wir immer mal wieder zocken.
Interview: Horst Fadel