Am vergangenen Wochenende bestritt Firat Arslan seinen letzten Kampf. Zum Abschluss seiner Karriere ließ er die Fans nochmal jubeln – und sicherte sich einen Titel.
Es war ein historischer Moment – und weil man davon nicht allzu viele live erleben darf, waren die 6000 Zuschauer in der ausverkauften EWS Arena Göppingen völlig aus dem Häuschen. Gerade hatte Lokalmatador Firat Arslan gegen Edin Puhalo (Bosnien) den WBA-Gold-Titel im Cruisergewicht gewonnen und sich damit zum ältesten Weltmeister aller Zeiten gekürt. Mit 53 Jahren! Nun also lagen sich die Zuschauer in den Armen, standen teilweise auf den Sitzen und skandierten Arslans Namen. Auch im Ring hatte längst völlige Glückseligkeit um sich gegriffen. Der Hallensprecher biss vor Begeisterung fast in sein Mikro, das Team des neuen Titelträgers jubelte ausgelassen. Und Firat Arslan? Er sank auf die Knie, hielt einen kurzen Moment inne und betete. „Ich danke dem lieben Gott, dass er mir die nötige Kraft gegeben hat“, sagte er später.
Wer die Karriere des Deutsch-Türken kennt, weiß: Es war sehr viel Kraft und noch mehr Willen nötig, um überhaupt zu diesem Abend zu gelangen. Firat Arslan hat in seiner über 30-jährigen Karriere so einiges erlebt. Schöne Momente wie den WM-Gewinn 2007 gegen Virgil Hill. Aber auch nicht so schöne Momente wie die umstrittenen Punktniederlagen gegen Marco Huck (2012) und Yoan Pablo Hernández (2014). „Es gab Zeiten“, erzählte er später, „da haben nicht mehr viele Menschen an mich geglaubt.“
Dominanter letzter Kampf
Er hat sie alle eines Besseren belehrt. Gegen einen Gegner, der eine K.o.-Quote von über 95 Prozent aufweisen konnte und der 18 Jahre jünger ist. Firat Arslan ist 53 Jahre. Ein Alter, in dem sich die meisten Menschen beruflich eher nicht mehr in einem Boxring sehen. „Was Firat hier geleistet hat“, staunte sein guter Freund, der frühere Schwergewichts-Europameister Luan Krasniqi, „das ist schon ein kleines Wunder. Einfach unglaublich.“
Ein Eindruck, den so ziemlich alle Anwesende geteilt haben dürften. Sie wurden Zeuge einer überzeugenden und dominanten Vorstellung Firat Arslans. In der sechsten Runde schickte er Puhalo dreimal zu Boden. Das vorzeitige Ende des Kampfes. Puhalo monierte daraufhin zwar, er sei am Hinterkopf getroffen worden – aber das deckte sich weder mit den Eindrücken des Ringrichters noch mit denen der Experten vor Ort. Und auch Puhalo zeigte sich auf der Pressekonferenz als fairer Verlierer: „Ich gratuliere Firat. Er ist ein großer Kämpfer.“
Für den der Abend in Göppingen der letzte als Berufsboxer gewesen sein könnte. „Eigentlich ist jetzt Schluss“, sagte Firat Arslan – ließ sich aber noch ein Hintertürchen offen: „Wenn ein großes Angebot kommen sollte, würde ich es mir schon noch mal überlegen.“
Text: Pressemitteilung / Spirit Kommunikation