Das IOC hat in einem Statement klargestellt, was es vom suspendierten Skandalverband IBA und dessen ausgelobten „Olympia-Prämien“ hält.
Die International Boxing Association (IBA) hat einmal mehr für Aufsehen gesorgt. Der Box-Weltverband, der nach zahlreichen Skandalen vom Internationalen Olympische Komitee (IOC) endgültig aus der olympischen Familie verbannt wurde, hat Preisgelder für die anstehenden Spiele in Paris ausgelobt. „Der gesamte Preisgeldfonds beläuft sich auf mehr als 3,1 Millionen US-Dollar, die an über 100 Boxer verteilt werden“, verkündete IBA-Präsident Umar Kremlev vor wenigen Tagen stolz.
„Wie immer unklar, woher das Geld kommt“
Mit dieser Aussage überraschte der entmachtete Verband, der im olympischen Boxen keine Zuständigkeit mehr hat, die Box-Welt – und das IOC. Der Ringe-Verband teilte in einem öffentlichen Statement mit, was er davon hält. „Das IOC hat die Entscheidung der IBA bezüglich der Preisgelder zur Kenntnis genommen. Wie immer bei der IBA ist es unklar, woher das Geld kommt“, kritisierte der olympische Spitzenverband in aller Deutlichkeit. „Dieser völlige Mangel an finanzieller Transparenz war genau einer der Gründe, warum das IOC der IBA die Anerkennung entzogen hat.“ Schließlich sei die IBA in der Vergangenheit nicht bereit gewesen, die Quellen ihrer Finanzierung transparent darzulegen – „oder ihre damalige vollständige finanzielle Abhängigkeit von einem einzigen staatlichen Unternehmen, Gazprom, zu erklären“.
Weiter machte das IOC nochmals deutlich, dass der Skandal-Verband keinerlei Beteiligung an den letzten sowie an kommenden Spielen hat. „Die IBA war weder an der Qualifikation noch an der Organisation des Box-Turniers für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 beteiligt und ist auch für Paris 2024 nicht involviert“, heißt in der Pressemitteilung des IOC. „Die Qualifikationen und die olympischen Turniere wurden und werden von Box-Einheiten organisiert, die vom IOC zum Schutz der Athleten, der nationalen Boxverbände und ihrer jeweiligen Nationalen Olympischen Komitees eingerichtet wurden.“
Keine IBA-Boxer bei Olympia 2028
Aus diesem Grund steht Boxen nach derzeitigem Stand bei den Spielen 2028 in Los Angeles (2028) nicht im Programm. Das IOC habe „sehr deutlich gemacht“, dass es solche Boxwettkämpfe bei Olympia nicht wieder veranstalten werde. „Um hier Abhilfe zu schaffen, muss das olympische Boxen von einem glaubwürdigen, gut geführten internationalen Verband organisiert werden“, heißt er weiter. „Es ist daher schon jetzt klar, dass jeder Boxer, dessen nationaler Verband der IBA angehört, nicht an den Olympischen Spielen 2028 teilnehmen kann.“
Das lässt die Chancen des Box-Weltverbandes „World Boxing“ (WB), der sich im letzten Jahr neu konstituiert hatte, steigen. Allerdings hat der Verband unter der Führung von Präsident Boris van der Vorst bisher zu wenige Mitglieder, um die offizielle Anerkennung seitens des IOC zu erhalten. Gegenwärtig gehören rund 30 nationale Verbände WB an, zuletzt kam mit Indien ein „Schwergewicht“ aus Asien hinzu.
IOC-Forderungen: Müller für World Boxing zuversichtlich
Auch der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) gehört WB an und ist im Executive Board mit Michael Müller vertreten. Der Forderung des IOC, dass bis Anfang 2025 ein „anerkannter und zuverlässiger internationaler Verband als Partner“ gefunden werden muss, sieht der DBV-Sportdirektor optimistisch entgegen. „Wir sind sehr optimistisch, dass wir im September oder Oktober über 50 Verbände haben“, teilte Müller dem „Deutschlandfunk“ mit. „Wir von World Boxing arbeiten mit aller Konsequenz daran, die Vorgaben des IOC zu erfüllen, damit der olympische Boxsport wieder einen seriösen Dachverband hat.“
Text: Frank Schwantes