Am 14. Juni wird Abass Baraou erstmals seinen EM-Titel im englischen Bolton verteidigen. Doch der 29-jährige Halbmittelgewichtler hat höhere Ziele.
Abass Baraou hat jahrelang nach einem echten Fight gesucht. Am 1. März fand er ihn: Baraou kämpfte um den vakanten EM-Titel im Halbmittelgewicht gegen Sam Eggington. Der ehemalige Amateur-Europameister wollte zeigen, dass er nicht nur über die technischen Fähigkeiten verfügt, um auf höchstem Niveau zu bestehen, sondern auch körperlich und mental stark genug ist. Schließlich besiegte Baraou (15-1-0, (9 K.o.) Sam Eggington in einer wahren Ringschlacht und wurde Europameister im Halbmittel.
„Ich brauchte das für mein Ego“
„Der Kampf wurde zu einem ,Krieg’, ich war sehr emotional sehr“, sagt Baraou gegenüber BoxingScene. „Ich wollte so eine Schlacht, um zu beweisen, dass ich der Richtige für die große Bühne bin. Ich wusste, dass Sam ein echter Kämpfer ist, und ich wollte härter sein als er – und ihn brechen.“ Das sei es, was er lange vermisst habe: eine harte, gute Schlägerei. „Ich brauchte das auch für mein Ego.“
Als Abass nach seinem Sieg gegen Eggington in die Umkleidekabine zurückkehrte und auf den prestigeträchtigen blau-goldenen Gürtel hinunterblickte, überkam ihn ein Gefühl der Erleichterung und der Erfüllung. „Ich fühlte mich unglaublich. In der ganzen Geschichte steckt eine Menge drin. Ich bin als Amateur Europameister geworden – und es auch als Profi zu schaffen, war ein großer Meilenstein für mich. Es war ein besonderer Abend.“
Baraou will seine Karriere voranbringen
Nach dem Kampf gegen Eggington kehrte der 29-jährige Wasserman-Boxer schnell ins Gym zurück, um wieder zu trainieren. Wenn Baraou am 14. Juni seinen EM-Titel in Bolton gegen den Briten Macaulay McGowan (20-4-2, 5 K.o.) verteidigt, wird dies bereits sein dritter Auftritt innerhalb von sechs Monaten sein. Für Abass’ Gegner aus Wythenshawe in der Nähe von Manchester ging es zuletzt aufwärts: McGowans Bilanz mag einige Dellen aufweisen, aber er geht mit zuletzt drei Siegen in den größten Kampf seiner Karriere.
„Ich hatte vorher noch nie von ihm [McGowan] gehört. Ich weiß nun, dass er ein harter Kerl und Herausforderer ist“, erklärt Baraou. „Ich denke, er wird sein Bestes geben, um zu gewinnen. Das wird ein großartiger Kampf. Ich bin auf alles gefasst.“ Und betont: „Ich möchte so aktiv wie möglich bleiben, ich bin auf der Suche nach großen Fights. Ich habe jetzt den Schwung und will ihn nicht vergeuden. Ich will meine Karriere voranbringen und dafür werde ich alles tun.“ Gut möglich, dass diese bald kommen, denn: Der deutsche Halbmittelgewichtler mit togolesischen Wurzeln hat nicht nur den EM-Titel inne, sondern ist auch bei den Weltverbänden WBA (2.) und WBC (8.) hoch gerankt.
Text: Frank Schwantes