29. Juli, Olympia-Tagebuch #3: Ich sehe am Freitag mein erstes „olympisches Boxen“ und, wie geil ist das denn, mit deutscher Beteiligung!
Heute Mittag haute der kölsche Jung, Nelvie Tiafack, einen raus. Im letzten Fight der Vormittagsveranstaltung trat er gegen den Aserbaidschaner Mahammad Abdullayev an. Ich hatte gegoogelt, dass die beiden bisher zweimal aufeinandertrafen. Einmal war Abdullayev vorn und einmal gewann unser Nelvie.
Wir saßen in Reims, im Bistro und haben den Kampf im Sportschau-Livestream auf meinem iPhone geschaut. Ich war mir sicher, dass Nelvie den Aserbaidschaner putzen würde und so kam es auch. Abdullayev hatte keine Ideen. Ich glaube, das war einer der Gründe für seinen ständigen Auslagenwechsel. Unser Nelvie war cleverer, spritziger und athletischer; er war schlichtweg besser. Nach neun Minuten Zittern dann endlich die Erlösung. Sein Arm ging hoch, heißt: NELVIE BOXT IM VIERTELFINALE!!!!!!
Am Freitag wird er in der Arena Paris Nord auf den Italiener Diego Lenzi treffen, der in seinem Kampf den an Nummer eins gesetzten Amerikaner Joshua Edwards schlug. Sucht im Block F3, Reihe 6 nach Sitz 38. Der Platz ist für mich, und ich werde für Nelvie ordentlich Krach machen!
Champagner-Tour durch Reims
Reims ist das Schwungrad der Erde, wenn es um Champagner geht. Das hat mir im Bistro Brigitte erzählt, eine waschechte Französin, deren von Lokalpatriotismus geschwellte Brust die Leistungsgrenze ihrer Bluse bedenklich herausforderte. Brigitte hat mir die Champagner‑Route ans Herz gelegt, die sich südwestlich von Reimes rund 30 Kilometer von Gueux nach Verzenay schlängelt und vorbei an allen prominenten und weniger bekannten Champagner-Gütern führt.
Mitten im Herzen des Weinbaugebiets Champagne liegt Perle Epernay, die Hauptstadt des Champagners und Sitz der renommiertesten Häuser der Branche. Unser erster Stopp war an der (noch) als Geheimtipp gehandelten Kelterei Lallement Massonnot. Da ich der Fahrer bin, verlassen wir uns auf die Bewertung von Mike Hanke: „Lecker“. Von Lallement Massonnot über Taittinger zu Pommery. An mehr als zwölf Gütern kann man sich für wenig Geld ein süffiges Pröbchen genehmigen. Deshalb muss man vor der Champagner‑Safari einen Fahrer ausgucken, denn wer am Ende noch steht, muss sich mit dem Faux de Verzy belohnen, ein verzauberter Wald, der aus den Hogwarts Häusern Gryffindor und Hufflepuff entsprungen zu sein scheint.
Ich muss kurz zurück nach Düsseldorf. Mein im Boxen und Champagner kundiger Freund Mike muss zurück nach Potsdam. Den zweiten Teil meiner Olympia-Tour nehme ich mit meiner Frau Heike in Angriff. Ich schreibe weiter ab dem 2. August. Über Nelvie. YEAHHH!