Michael Seitz: Plötzlich im Rampenlicht

Den Namen Michael Seitz werden bis vor kurzem nicht allzu viele in Deutschland gekannt haben. Doch der Auftritt in Riad auf der Undercard von Fury vs. Usyk hat den Namen des Pfälzer Boxprofis in die Boxwelt hinausgetragen.

Trotz der Niederlage gegen David Nyika (l.) war der Fight auf der Usyk- Fury-Undercard am 18. Mai in Riad ein Riesenerfolg für Michael Seitz (r.). (Foto: Getty Images / Richard Pelham)

Kingdom Arena in Riad, Saudi-Arabien, 18. Mai 2024: Michael Seitz muss im Kampf gegen den Neuseeländer David Nyika in Runde vier mehrere harte Körpertreffer einstecken. Kurz vor Ende des Durchgangs geht der deutsche Cruisergewichtler in die Knie, hängt in den Seilen. Der Ringrichter zählt Seitz an – und nimmt ihn aus dem Fight, Niederlage durch Technischen K.o. nach 2:45 Minuten. Es ist das erste Mal in der Karriere des Pfälzers (12-1, 10 K.o.), dass er den Ring als Verlierer verlässt. Im Endeffekt hat Seitz durch seinen Auftritt in Riad jedoch mehr gewonnen als verloren. „Ich habe sehr viel daraus gelernt“, betont Michael im Gespräch mit BOXSPORT.

Nur, wie kam es eigentlich zu Seitz’ Einsatz auf der Usyk-Fury-Undercard? „Diese Gelegenheit kam völlig unerwartet“, verrät er. „Mein Trainer Frank Kiy rief mich an und sagte, dass Benny Blanco’ (alias Benedikt Poelchau; Anm.d.Red.) uns eine einmalige Chance angeboten hatte: einen Kampf auf der Undercard des wohl größten Box-Ereignisses des Jahres. Zunächst konnte ich das kaum glauben.“ Trotz des großen Drucks, die ein solcher Kampf auch mitbringe, nimmt er das Angebot des deutschen Box-Managers an. „Freude, aber auch Aufregung waren ab diesem Moment riesig“, gesteht Michael.

In Riad habe er – trotz Niederlage – ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. „Als ich in Riad ankam, war ich von der Größe und Pracht der Veranstaltung überwältigt. Die Stimmung war elektrisierend. Überall sah ich bekannte Gesichter aus der Boxwelt“, erzählt der sympathische Boxprofi. „Die gesamte Woche vor dem Kampf war vollgepackt mit Presseveranstaltungen, Interviews und öffentlichen Auftritten. Jeder wusste, wer ich war – und das Gefühl der Anerkennung war unbeschreiblich.“ Auch nach seinem Fight habe er durch die Begegnungen und Gespräche vor Ort viel gelernt: „Ich hatte das Glück, mit einigen Box-Größen wie David Haye zu sprechen. Diese Begegnungen waren unglaublich wertvoll für mich, da sie mir bestätigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“

Seitz will „weiterkommen“

Bereits im Alter von zehn Jahren hat Michael seinen ersten Berührungspunkt mit dem Faustkampf. „Ein Freund wollte zum Boxtraining beim 1. FC Kaiserslautern, aber nicht allein. Also ging ich mit“, erinnert sich Michael. „Beim ersten Training landete ich sofort im Sparring und wurde ordentlich verprügelt. Mein Freund kam nicht wieder, aber ich beschloss, dranzubleiben.“ Nach einigen Kämpfen fand er langsam seinen Rhythmus und begann, mit den anderen Jungs mitzuhalten. „Schließlich wurde ich besser und feierte erste Siege.“

Eigentlich sollte Michael Seitz bei einem Promoter in den USA einen Vertrag unterschreiben, doch Profi wird er offiziell am 28. Juni 2015 in Deutschland. „Ich war für ein halbes Jahr in Los Angeles bei einem Manager, der internationale Boxer suchte“, berichtet Michael. „Dort habe ich unter anderem gegen starke Leute wie Cem Kilic Sparring gemacht und darauf einen Vertrag bekommen.“ Allerdings habe es Probleme mit seinem Visum gegeben, weshalb Seitz im Endeffekt wieder in seine Heimat zurückkehrt. Den ersten Profikampf absolviert er in seiner Geburtsstadt Kaiserslautern, wo er auch heute noch zu Hause ist.

Die Erfahrungen von Riad bestärken den 31-jährigen Pfälzer jedenfalls, an seinen Zielen festzuhalten und dafür hart zu trainieren. „Ich habe das Potenzial, in Zukunft noch weiter zu kommen. Ich bin motiviert, mich weiterhin zu verbessern, um in der Boxwelt meinen Platz zu behaupten.“ Benny Blanko darf sich gern wieder bei ihm melden.

Text von Robin Josten