Imane Khelif: Boxerin im Rampenlicht

Bei den Olympischen Spielen in Paris gewann die algerische Halbmittelgewichtlerin Imane Khelif nach 46 Sekunden gegen Angela Carini. Die Italienerin gab nach zwei harten Treffern unter Tränen auf. In der Folge entbrennen Diskussionen um Testosteronwerte und Fairness.

Imame Khelif (rot) besiegte die Italienerin Angela Carini beim olympischen Boxturnier in Paris in nun 46 Sekunden. (Foto: IMAGO / ZUMA Press)
Imame Khelif (rot) besiegte die Italienerin Angela Carini beim olympischen Boxturnier in Paris in nun 46 Sekunden. (Foto: IMAGO / ZUMA Press)

Imane Khelif aus Algerien sorgte bei den Olympischen Spielen in Paris für Aufsehen. Die Boxerin gewann ihr Viertelfinale im Halbmittelgewicht gegen Angela Carini aus Italien nach nur 46 Sekunden. Carini brach den Kampf nach zwei harten Schlägen ab und klagte über starke Nasenschmerzen. „Ich konnte nicht mehr atmen“, sagte Carini nach dem Kampf.

Vorgeschichte bei der WM

In der Folge entbrennt eine Diskussion, ob Khelif überhaupt zu Olympia zugelassen werden durfte. Die Vorgeschichte: Bei der Box-Weltmeisterschaft 2023 wurde die Algerierin wegen zu hoher Testosteronwerte ausgeschlossen. Der Internationale Boxverband (IBA) hatte sie aufgrund eines DNA-Tests disqualifiziert. Der Test wies das männliche Chromosomenpaar XY nach, was laut IBA-Regeln einen Ausschluss bedeutete. Die taiwanesische Boxerin Lin Yu-ting, die ebenfalls an den Olympischen Spielen in Paris teilnimmt, ereilte das gleiche Schicksal. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erkennt die IBA jedoch nicht mehr an und bezeichnete den Ausschluss der beiden Boxerinnen in einem offiziellen Statement als „willkürlich“.

Auszug aus dem Statement des IOC vom 1. August 2024

Wir haben in Berichten irreführende Informationen über zwei Athletinnen gesehen, die an den Olympischen Spielen Paris 2024 teilnehmen. Die beiden Athletinnen nehmen seit vielen Jahren an internationalen Boxwettbewerben in der Kategorie der Frauen teil, unter anderem an den Olympischen Spielen Tokio 2020, an Weltmeisterschaften der International Boxing Association (IBA) und an von der IBA sanktionierten Turnieren.

Diese beiden Sportlerinnen wurden Opfer einer plötzlichen und willkürlichen Entscheidung der IBA. Gegen Ende der IBA-Weltmeisterschaften 2023 wurden sie plötzlich und ohne jedes ordnungsgemäße Verfahren disqualifiziert.

[...]

Die aktuellen Angriffe gegen diese beiden Athletinnen beruhen ausschließlich auf dieser willkürlichen Entscheidung, die ohne jegliches ordnungsgemäßes Verfahren getroffen wurde - vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Athletinnen viele Jahre lang an Spitzenwettkämpfen teilgenommen haben.

Hier das vollständige Statement des IOC in englischer Sprache lesen.

Testosteron-Debatte und IOC-Entscheidung

Die Diskussion um Testosteronwerte im Frauensport ist nicht neu. Bereits die südafrikanische Läuferin Caster Semenya stand im Mittelpunkt einer solchen Debatte. Semenya gewann unter anderem zwei Goldmedaillen über 800 Meter bei den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro sowie drei Weltmeistertitel. Der Internationale Leichtathletik Verband (IAAF) führte 2019 eine Testosteron-Obergrenze ein, die Semenya von der Teilnahme an internationalen Leichtathletik-Wettkämpfen ausschloss.

Reaktionen und Unterstützung für Khelif

Nach dem Kampf erhielt Khelif Unterstützung aus ihrem Heimatland. Das algerische Olympische Komitee verurteilte die Kritik und stellte sich hinter die Athletin: „Die ganze Nation steht hinter dir und ist stolz auf deine Leistungen.“

Die Diskussionen werden nicht abebben, denn die nächsten Herausforderungen warten bereits: Khelif trifft morgen um 17:22 Uhr im Halbfinale auf Anna Luca Hamori aus Ungarn. Die taiwanesische Boxerin Lin Yu-ting bestreitet heute um 15:30 Uhr ihr Achtelfinale im Weltergewicht gegen Sitora Turdibekova aus Usbekistan.