Boris van der Vorst, Präsident von World Boxing, zieht ein positives Olympia-Fazit. Nun will er die Zukunft des olympischen Boxens sichern.
Die Olympischen Spiele 2024 in Paris sind beendet. Am Samstagabend fanden auch die letzten Finalkämpfe des olympischen Boxturniers statt, bei denen die letzten Goldmedaillen nach 14 Tagen und 235 Kämpfen vergeben wurden.
Lin Yu Ting aus Chinesisch-Taipeh kürte sich mit einem 5:0-Sieg über Julia Szeremeta zur Siegerin in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Im Anschluss besiegte Abdumalik Khalokov (Usbekistan) im Männer-Finale bis 57 kg Munarbek Seitbek Uulu aus Kirgisistan mit 5:0. Es folgte das Finale der Frauen bis 75 kg, wo sich die Chinesin Li Qian gegen Atheyna Bylon (Panama) durchsetzte und Gold gewann.
Im Superschwergewicht (+92 kg) der Männer, dem Abschlusskampf des olympischen Boxturniers, stieg Bakhodir Jalolov gegen den Spanier Ayoub Ghadfa in den Ring. Der Usbeke, der im Halbfinale den Deutschen Nelvie Tiafack ausgeschaltet hatte, siegte im Finale einstimmig mit 5:0. Jalovov holte nach 2021 in Tokio bereits seine zweite Goldmedaille bei Olympia.
Usbekistan im Medaillenspiegel ganz oben
Im Medaillenspiegel der Boxerinnen und Boxer landete Usbekistan mit fünf Goldenen ganz vorne, gefolgt von China (3 x Gold, 2 x Silber), Chinesisch-Taipeh (1 x Gold, 2 x Bronze) und Kuba (1 x Gold, 1 x Bronze). Das deutsche Boxteam, das mit Nelvie Tiafack, Maxi Klötzer und Magomed Schachidov angetreten war, gewann eine Bronzemedaille durch den Kölner Superschwergewichtler.
„Die letzten 14 Tage in Paris haben wieder einmal gezeigt, warum Boxen ein so zentraler und wichtiger Teil der Olympischen Bewegung ist“, bilanzierte Boris van der Vorst, Präsident von World Boxing (WB). „Nach einem so fantastischen und hart umkämpften Wettkampf möchte ich jedem Boxer, der in Paris angetreten ist, gratulieren – vor allem aber den 52 Männern und Frauen aus 30 Ländern und dem Refugee-Olympic-Team, die eine Medaille gewonnen haben.“ Zudem hob van der Vorst die „Paris Boxing Unit“, die die Olympiaqualifikation sowie das Turnier in Paris durchgeführt hatte, und die beiden Austragungsorte (Arena Paris-Nord und Roland Garros) hervor.
Doch der WB-Präsident richtet auch den Blick nach vorn: „Die Energie, Leidenschaft und Emotionen während dieses Turniers haben gezeigt, dass dies der absolute Höhepunkt für die Boxer ist – und es wäre eine Tragödie, wenn Paris 2024 das letzte Mal wäre, dass Boxen auf dem olympischen Programm steht.“ Es wäre verheerend für alle, die mit dem Sport auf allen Ebenen und in allen Teilen der Welt verbunden seien, so van der Vorst. „Das wäre eine Katastrophe, die wir nicht zulassen dürfen.“
Das IOC hatte nach dem Ausschluss des früheren Box-Weltverbandes IBA unmissverständlich klargestellt, dass Boxen nur dann wieder ins Programm der nächsten Spiele in Los Angeles 2028 aufgenommen werden kann, wenn ein vertrauenswürdiger und zuverlässiger Box-Weltverband zur Verfügung steht, der von den nationalen Verbänden unterstützt wird.
Van der Vorst ist zuversichtlich
„World Boxing ist dieser internationale Verband“, betonte der Niederländer. „Wir haben uns verpflichtet, eine nachhaltige und integrative Sportstruktur zu schaffen – gestützt auf eine starke Führung und ein transparentes Finanzmanagement –, in der alle Boxerinnen und Boxer antreten und sich auszeichnen können, weil sie wissen, dass die Integrität des Sports gewährleistet und der Wettbewerb fair ist.“
Van der Vorst führte in den letzten Wochen in Paris Gespräche mit zahlreichen Boxfunktionären aus der ganzen Welt und zeigte sich zuversichtlich, dass WB bald mehr als 50 Mitglieder (aktuell: 37) haben werde. „Dieser Weg hängt von den nationalen Verbänden ab“, betonte van der Vorst. Das IOC habe deutlich gemacht, dass jedes Land, das seinen Boxern die Chance geben möchte, künftig bei Olympia anzutreten, World Boxing beitreten müsse. „Dies ist die einzige Möglichkeit, um sicherzustellen, dass Paris 2024 nicht das letzte Mal ist, dass wir Boxen bei den Olympischen Spielen sehen. Wir können nicht zulassen, dass der Boxsport von der olympischen Bühne verschwindet.“
Text: Frank Schwantes