Olympisches Boxen: IOC fordert Bruch mit der IBA

Das IOC erhöht in Sachen olympisches Boxen den Druck auf die nationalen Boxverbände. Wer der IBA die Treue hält, riskiert zukünftige Olympia-Teilnahmen und den Verlust von Fördergeldern.

Olympisches Boxen: Wer der IBA die Treue hält, riskiert nicht nur die Teilnahme an den Weltspielen, sondern auch den Verlust von Fördergeldern. (Foto: IMAGO/Xinhua)
Olympisches Boxen: Wer der IBA die Treue hält, riskiert nicht nur die Teilnahme an den Weltspielen, sondern auch den Verlust von Fördergeldern. (Foto: IMAGO/Xinhua)

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verschärft den Ton im Streit mit der International Boxing Association (IBA). In einem Schreiben vom 30. September 2024 fordert das IOC alle Nationalen Olympischen Komitees (NOKs) auf, ihre Beziehungen zu den nationalen Boxverbänden, die noch Mitglied der IBA sind, abzubrechen. Wer dieser Aufforderung nicht nachkommt, riskiert den Ausschluss vom olympischen Boxen bei den Spielen 2028 in Los Angeles und darüber hinaus. Damit rüttelt das IOC die Boxwelt auf und setzt klare Grenzen.

Olympisches Boxen: IOC setzt NOKs unter Druck

„NOKs sollen keine institutionellen Beziehungen zu nationalen Boxverbänden unterhalten, die noch Mitglied der IBA sind“, stellt das IOC in seinem Schreiben klar. Damit zeigen die Olympia-Bosse klare Kante im Konflikt um die Zukunft des olympischen Boxens. Nationale Boxverbände, die an der IBA festhalten, riskieren nicht nur ihre olympische Teilnahme, sondern auch ihre nationale Anerkennung durch die jeweiligen NOKs.

Bereits im Mai 2024 hatte das IOC eine ähnliche Aufforderung ausgesprochen. Nun erhöht das Komitee den Druck weiter. Die Entscheidung hat zur Folge, dass der Wechsel der nationalen Verbände zu einem neuen Verband zwingend wird, um die Teilnahme am olympischen Boxturnier zu sichern. Als möglichen IBA-Nachfolger fördert das IOC den noch jungen Weltverband „World Boxing“. Dieser hat im April 2023 seine Arbeit aufgenommen und will als glaubwürdiger Vertreter des olympischen Boxens anerkannt werden.

Zukunft des olympischen Boxens liegt bei den NOKs

Die IBA reagierte prompt und sprach von einem „sportlichen Erpressungsversuch“ des IOC. Sie wirft dem Komitee eine „direkte Einmischung in die Entscheidungen seiner Mitglieder“ vor. Trotz dieser harschen Worte scheint die IBA im olympischen Kontext keine Zukunft mehr zu haben. Ohne Anerkennung durch das IOC wird sie bei den Spielen 2028 und danach keine Rolle spielen.

Das IOC gibt sich entschlossen: Die nationalen Boxverbände müssen nun klare Entscheidungen treffen. Eine Loyalität gegenüber der IBA könnte zu einer Isolation im internationalen Boxsport führen. Vor allem in Asien steht eine Entscheidung an: Die Asian Boxing Confederation wird im November 2024 in Bangkok erneut darüber abstimmen, ob sie die IBA verlässt und sich World Boxing anschließt. Der Ausgang dieser Abstimmung könnte für viele nationale Verbände richtungsweisend sein. Die nationalen Verbände Indiens, Japans und

DBV gehört zu den Mitbegründern von World Boxing

World Boxing hat derzeit 48 Mitglieder, von denen zehn Nationen noch geprüft werden. Zu den Mitgliedern gehört mit Kasachstan ein wichtiges Land im internationalen Boxsport. Trotz des Zuwachses fehlen dem Verband wichtige Regionen. Aus Afrika sind derzeit beispielsweise nur Nigeria und Algerien Mitglieder. Die strukturelle Abhängigkeit vom IOC ist dort in vielen Ländern jedoch weniger stark ausgeprägt, was die Entscheidung über eine Mitgliedschaft weiterhin erschwert.

Der Deutsche Boxsport-Verband ist bereits seit April 2023 Gründungsmitglied von World Boxing, DBV-Sportdirektor Michael Müller gehört dem Executive Board des Weltverbandes an. Der deutsche Verband wurde daraufhin aus der IBA ausgeschlossen. Diese Entwicklung zeigt, wie polarisiert die Boxwelt derzeit ist. Die Entscheidung für oder gegen einen Weltverband wird für viele nationale Boxverbände zur Überlebensfrage.

Kein Olympisches Boxen – keine Fördergelder

Denn der Brief des IOC bedeutet nicht nur den Verlust der Olympiateilnahme, sondern auch den Wegfall der finanziellen Unterstützung. Die Förderung des Boxsports ist in den meisten Ländern direkt an die Mitgliedschaft in einem olympisch anerkannten Verband gekoppelt. Ein Verbleib in der IBA könnte daher schwerwiegende Folgen für die Finanzierung und den Fortbestand des Sports haben.

Das IOC hat mit seinem Brief Fakten geschaffen. Die Zukunft des olympischen Boxsports liegt nun in den Händen der nationalen Boxverbände und der Nationalen Olympischen Komitees. Diese müssen abwägen, ob sie sich dem Druck des IOC beugen oder an der finanziellen Unterstützung der IBA festhalten wollen.

Text: Andreas Ohlberger


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