Er ist gerade einmal 24 Jahre alt, aber hält bereits Einzug auf den Pound-for-Pound-Listen: Jesse „Bam“ Rodriguez. Wie der hart schlagender Texaner mit Fleiß und dem Quäntchen Glück zum neuen Shootingstar im Boxen wurde.
Im „Footprint Center“ in Phoenix (USA) ist die siebte Runde im Titelkampf zwischen WBC-Champ Juan Francisco Estrada und Jesse Rodriguez fast vorbei, der in Bedrängnis geratene Champ steht kurz vor der nächsten Erholung in der Rundenpause. Doch wenige Sekunden vor dem Gong trifft ein harter Bodyshot des Thronräubers den zehn Jahre älteren Weltmeister, der zu Boden geht und ausgezählt wird. „Bam“ hat den Titel zurückerobert, den er rund zwei Jahre zuvor schon hielt, mit seinem Abstieg ins Fliegengewicht aber zwischenzeitlich abgab.
Der Fight ist eine Leistungsschau des 24-Jährigen. Er und „Gallo“ schenken sich nichts, beharken sich von Anfang an, doch der Jüngere findet immer wieder die Lücken in der Deckung, schickt Estrada in der Vierten in den Ringstaub. In der sechsten Runde muss Bam kurz zu Boden, zum ersten Mal in seiner Profikarriere. Er steht jedoch in Rekordzeit wieder auf und kommt so stark zurück, dass er Estrada am Ende des Sechsten an den Ringseilen mit Treffern eindeckt. Der K.o. in der Folgerunde ist das Sahnehäubchen auf der Torte. Umso weniger verständlich sind die Scorecards zu diesem Zeitpunkt: Auf einer liegt Rodriguez mit 58:54 vorn, auf der zweiten ist es „Gallo“ mit 57:56, auf der letzten steht ein Draw mit 56:56. „Das kommt mir verrückt vor“, kommentiert der siegreiche Rechtsausleger die Punktzettel. „Ich hatte das Gefühl, dass ich den kompletten Fight dominiert habe.“ Recht hat er damit.
Ein Highlight jagt das nächste
Nach seinem Sieg über den früheren Pound-for-Pound-Fighter reklamiert Bam den Titel „Legenden-Schlächter“ für sich. Immerhin ist es die erste vorzeitige Niederlage für Estrada, der noch dazu seine vorigen Bezwinger stets im Rematch besiegt hat. Darunter sind Wisaksil Wangek alias Srisaket Sor Rungvisai und Roman „Chocalito“ Gonzalez. Ersteren schickte Rodriguez am 25. Juni 2022 in der Achten ins Reich der Träume, mit Letzterem absolviert er akribisch Sparring-Sessions vor dem Estrada-Fight. Eine ausgezeichnete Vorbereitung des jungen Fleißarbeiters. Weitere Auszeichnungen an Rodriguez‘ Trophäenwand: ein einstimmiger Punktsieg über Top-Superfliegengewicht Carlos Cuadras am 5. Februar 2022 (dazu später mehr) und ein Triumph über den bis dato unbesiegten Briten Sunny Edwards im Fliegengewicht, der am 16. Dezember 2023 nach Runde neun das Handtuch warf.
13 K.o. in 20 Profikämpfen – das ist eine beeindruckende Quote für jemanden in den unteren Gewichtsklassen. Den Namen „Bam“ hat sich Jesse James Rodriguez Franco redlich verdient. Estrada jedenfalls scheint die Fäuste des Texaners nicht erneut spüren zu wollen, zog die Rückkampfklausel nicht. Erstmals in seiner Profikarriere wird er eine Niederlage wohl nicht wieder wettmachen können. Für Rodriguez‘ nächsten Kampf am 9. November …
Text von Nils Bothmann
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