Bevor ich loslege: Ich freue mich sehr, dass du hier bist, um meine Kolumne zu lesen. Es wird chaotisch, lustig, aber hauptsächlich 100 Prozent echt. Ich werde von vielen Anekdoten und Erfahrungen aus dem Boxen berichten, aber dir auch spannende Insights in meinen alltäglichen Wahnsinn geben. Und jetzt heißt es: Ring frei!
Zwei Frauen, die den Boxsport ganz besonders prägen: Amanda Serrano und Katie Taylor. Nach dem ersten Mega-Fight zwischen Taylor und Serrano gab es nun – zwei Jahre später – endlich die Revanche. Rückblickend muss ich sagen, dass ich Amanda Serrano im ersten Fight als Siegerin gesehen habe. Trotzdem war der Kampf sehr eng, was auch für die Qualität dieses Matchups sprach. Vergangenen Freitag standen die zwei dann endlich wieder Fuß an Fuß im Ring. Meine Favoritin? Ganz klar Serrano. Trotz einer unfassbar starken Performance von Taylor, hat es meiner Meinung nach dieses Mal nicht für einen Sieg gereicht. Diese Meinung liest man auch vermehrt in den sozialen Medien.
Wie erwartet entwickelte sich ein offener und zugleich spektakulärer Schlagabtausch, der an Dramatik und boxerischer Qualität – wie schon im ersten Duell – nichts zu wünschen übrig ließ. Sinnbildlich dafür war ein klaffender Cut über Serranos rechtem Auge in der fünften Runde, verursacht durch einen Kopfstoß von Katie Taylor. Ob dies Absicht war, lässt sich aus meiner Sicht nicht genau sagen. Im Hinblick auf die folgenden Runden wiederholte Taylor jedoch ihren ungestümen Kopfstoß, was in der 8. Runde zu einem Punktabzug durch den Ringrichter führte. Meiner Meinung nach eine Entscheidung, die früher hätte fallen müssen. Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass ein Arzt den Kampf jeden Moment abbrechen würde, denn Serranos Cut war wirklich sehr tief. Ich fand es sehr beeindruckend, wie sie trotz dieser Verletzung ohne mit der Wimper zu zucken eine unglaubliche Leistung gezeigt hat.
Taylor-Serrrano: Ein Duell für die Historie
In der Geschichte von CompuBox wurde Serrano nach diesem Kampf mit 324 gelandeten Schlägen sogar als Frau mit der höchsten Schlagbilanz geehrt. Im Gegensatz zu Serrano landete Taylor laut einigen Quellen nur 217 Schläge. Wie konnte der Kampf dennoch zugunsten Taylors gewertet werden? Zusammen mit dem Punktabzug war für mich eigentlich klar, dass es 95:94 für Serrano ausgehen musste. Umso überraschter war ich, als Katies Arm hochging. Ich konnte die Entscheidung der Punktrichter nicht wirklich nachvollziehen, aber man muss sie respektieren.
Beide Boxerinnen sind wirklich Ausnahmesportlerinnen. Ich bin sehr froh, dass sie die Chance bekommen haben, auf Netflix der ganzen Welt zu zeigen, dass wir Frauen es verdient haben, im Ring zu stehen. Da so viele Leute den Kampf Tyson vs. Paul sehen wollten und den Stream schon hatten, „mussten“ sie den Kampf sehen, auch wenn es sie nicht wirklich interessierte. Das Einzige, was ich in den sozialen Medien und im Alltag mitbekommen habe, war pure Begeisterung. Außerdem hatten die beiden den Pay Day ihres Lebens und den Pay Day in der Geschichte des Frauenboxens. Laut Medienberichten sollen beide um die 6 Millionen Dollar kassiert haben – verdient! Kämpfe und Zahlungen wie diese prägen unseren Sport. Nicht das Boxen an sich, sondern speziell das Frauenboxen.
Sarah Liegmann
Sarah Liegmann wurde am 26. Januar 2002 in Bonn geboren. Die Federgewichtlerin boxt seit 2021 als Profi, trainiert und lebt in Deutschland und in den USA. Liegmann alias „The Princess“ ist amtierende WBC-Junioren-Championesse. Zudem sicherte sich die frühere Kickboxerin den WM-Gürtel des Verbandes WBF.
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