Enttäuschende Leistung der deutschen Olympia-Boxer bei den European Games in Krakau. Team Deutschland kehrte mit zwei Medaillen und keiner einzigen Olympia-Qualifikation aus Polen zurück.
Die Olympia-Qualifikation für Paris 2024 war der große Traum der deutschen Box-Equipe. Es wird zunächst weiter ein Traum bleiben. Denn das deutsche Boxteam kehrte mit enttäuschenden Ergebnissen von den Europameisterschaften 2023 in Krakau zurück. Die Wettkämpfe wurden vom IOC sanktioniert und zählten als Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024. Obwohl das Team zwei Medaillen gewann, konnte sich kein deutscher Boxer und keine deutsche Boxerin in Polen für die Olympischen Spiele qualifizieren. Dies ist ein herber Rückschlag für das deutsche Team.
Keine Olympia-Qualifikation für die deutschen Hoffnungsträger
Dabei hatte die Box-Riege, die von Cheftrainer Eddie Bolger und Bundesstützpunkttrainer Lukas Wilaschek betreut wurde, mit Stefanie von Berge und Nelvie Tiafack zwei amtierende Europameister aufgeboten. Doch selbst für die hoffnungsvollsten Olympia-Kandidaten hingen die Trauben in Krakau zu hoch, beide mussten knappe Niederlagen hinnehmen mussten. Was jedoch auch daran lag, dass das IOC auf ein Setzsystem verzichtete. So schied von Berge bereits gegen Aneta Rygielska aus – es war dies die Neuauflage des letzten EM-Finales in der ersten Runde.
Superschwergewichtler Nelvie Tiafack boxte sich bis ins Halbfinale, verlor dort jedoch knapp gegen den starken Aserbaidschaner Mahammed Abdullayev. Damit schied er eine Runde vor der Olympiaqualifikation aus. Dafür gab es dann zwar die Bronzemedaille, aber eben kein Olympia-Ticket. Dieses Schicksal teilten auch andere deutsche Boxer. Etwa Irina Schönberger, die eine starke Leistung offerierte, sich aber, ebenfalls im Halbfinale, der Französin Davina-Myrha Michel geschlagen geben musste.
Magomed Schachidov mit Paukenschlag zu Beginn
Mittelgewichtler Magomed Schachidov sorgte in seinem Auftaktkampf für eine faustdicke Überraschung. Der Boxer vom TSV 1860 München bezwang den amtierenden Europameister Mohammed Akbar aus Großbritannien. Doch auch für Schachidov ging es anschließend nicht viel weiter. Im Viertelfinale war auch für ihn Endstation. Besonders ärgerlich, denn in seinem Limit wäre schon das Erreichen des Halbfinales gleichbedeutend mit der Olympia-Qualifikation gewesen.
Für eine positive Überraschung sorgte Alexander Okafor im Schwergewicht, der sich unter die letzten Acht boxte. Für die anderen deutschen Boxer war das Turnier vorzeitig beendet, oft schon nach der ersten Runde. Asya Ari, Kevin Boakye-Schumann, Stefanie von Berge, Lena Büchner, Maxi Klötzer und Murat Yildirim schieden vorzeitig aus. Assan Hansen und Salah Ibrahim erreichten in ihren Gewichtsklassen immerhin die zweite Runde.
Blamage droht: Olympia ohne deutsche Boxerinnen und Boxer
DBV-Sportdirektor Michael Müller kündigte angesichts des enttäuschenden Abschneidens in Polen eine umfassende, selbstkritische Analyse an. Es gelte nun Ursachenforschung zu betreiben und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Schließlich kann der DBV, der im Vorfeld der Europameisterschaften mit wenigstens zwei bis drei Qualifikationen kalkuliert hat, mit diesem Ergebnis nicht zufrieden sein.
Für die Weltqualifikation im März 2024 könnten nun auch andere Athleten in den Fokus rücken, sagt Müller. Die acht Monate bis dahin gilt es jetzt zu nutzen, um in die Analyse zu gehen und anschließend die richtigen Stellschrauben zu drehen. Sonst läuft der DBV Gefahr, dass die Box-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Paris im nächsten Jahr komplett ohne deutsche Beteiligung stattfinden.