Agit Kabayel: Auf der letzten Stufe zum Thron

Deutschlands Box-Hoffnung Agit Kabayel kämpft am 22. Februar um den Interims-Gürtel des WBC. Siegt der „Leber-King“ aus dem Ruhrpott, hat er das Recht, Schwergewichts-König Oleksandr Usyk herauszufordern.

Agit Kabayel ist bereit für das Duell gegen Zhilei Zhang, will am 22. Februar mit einem Sieg die Interims-WM des WBC gewinnen. (Foto: imago-images / Moritz Müller)

In den Ranglisten der großen Weltverbände ist Agit Kabayel (25-0, 17 K.o.) schon länger top platziert. Beim World Boxing Council (WBC) belegt der 32-jährige Schwergewichtler nun sogar Platz eins, nachdem sich Tyson Fury in die Box-Rente verabschiedet hat. Gewinnt Kabayel am 22. Februar gegen den Chinesen Zhilei Zhang (27-2-1, 22 K.o.) – und damit auch die Interims-WM des WBC –, nimmt er damit praktisch die letzte Stufe zum Thron. Dort sitzt aktuell Dreifach-Champion Oleksandr Usyk – und der „Leber-King“ aus dem Ruhrpott wäre bei einem neuerlichen Erfolg in Riad (Saudi-Arabien) Pflichtherausforderer des Ukrainers.

„Wir sind beide ungeschlagen“

„Nach dem Kampf werden wir unsere Optionen abwägen“, erklärte Kabayel gegenüber dem „Ring Magazine“. „Ich will gegen die Besten der Welt kämpfen. Deshalb sind wir Teil der Riyadh Season. Im Moment ist Oleksandr Usyk der Beste. Er ist der Weltmeister im Schwergewicht und wir sind beide ungeschlagen“, merkte Deutschlands Box-Hoffnung an.

Bekommt Kabayel seine Chance gegen Usyk? Auch bei einem Sieg gegen Zhang wird er sich wohl noch ein wenig gedulden müssen. Für Usyk dürfte es zunächst lukrativer sein, gegen den künftigen IBF-Champion (wird am 22. Februar ermittelt bei Dubois vs. Parker) erneut um die Udisputed-Krone zu boxen. Deshalb betont Kabayel: „Um es klar zu sagen: Wir kämpfen gegen jeden, den ,Seine Exzellenz‘ (Turki Al-Sheikh) und die Riyadh Season für uns auswählen. Das ist auch der Grund, warum wir jetzt gegen Zhang kämpfen – und darauf konzentrieren wir uns.“

Kritik an den Medien

Der Fight am Samstag gegen China-Koloss Zhang (1,98 Meter; 130 Kilo) erreicht hierzulande im Vorfeld allerdings kaum mediale Beachtung. „Ich finde das schade und verstehe das nicht. Ich versuche, so bescheiden wie möglich zu bleiben, mache keinen Trash Talk und versuche, mit Leistung zu glänzen“, sagte Kabayel gegenüber sport.de.

Aus Wattenscheid an die Weltspitze: Kabayel vor einer Graffiti-Wand in seiner Heimatstadt, die ein Filmteam für ihn kreiert hat. (Foto: imago-images / Funke Foto Services)

„Ich kämpfe für Deutschland, ich stehe kurz vor einem Weltmeisterschafts-Kampf im Schwergewicht, boxe jetzt um eine Interims-WM, eine kleine WM sozusagen – ich bin auf dem großen Sprung und trotzdem kommt kein Push. Die Medien schlafen, haben irgendwie keine Lust, darüber zu berichten. Vielleicht ist der Boxsport für den deutschen Markt zu teuer und keiner hat Lust, es zu pushen. Ich kann es nicht fassen, das nicht zu pushen.“

Immerhin habe ihm der Streamingdienst DAZN, der am 22. Februar überträgt, eine „große Ehre gemacht. Sie haben mich in Wattenscheid auf einem alten Kriegsbunker mit einem riesigen Graffito verewigt. Meine Eltern, besonders meine Mutter und auch meine Frau sind sehr stolz und froh“. Eine Extra-Portion Motivation, die der „Leber-King“ für seinen nächsten Gegner allerdings gar nicht benötigt – Kabayel hat seine Hausaufgaben bereits gemacht.

„Zhang schockt die Leute“

„Zhang überrascht die Gegner. Ich glaube nicht, dass er die größte Power im Schwergewicht hat, aber er schockt die Leute“, weiß er. Der 41-jährige Rechtsausleger aus dem Reich der Mitte habe ein starkes Timing und wisse ganz genau, wann sein Gegner nicht die nötige Körperspannung habe – „und dann schlägt er zu. Ich denke, das wird der härteste Kampf meiner Karriere.“ Deshalb will „Deutschlands Boxer des Jahres 2024“ wachsam sein und seinen Fokus auf die boxerischen Stärken legen. „Ich glaube, Zhang wird sich auf mich einstellen. Wenn ich zum Körper gehe, wird er sicher versuchen, zu kontern.“

Kann Kabayel gegen „Big Bang“ Zhang wegen des Altersunterschiedes auf konditionelle Vorteile hoffen? Da bleibt Trainer Sükrü Aksu lieber vorsichtig. „Zhang ist doch schon zweimal ohne Probleme die volle Distanz von zwölf Runden gegangen“, betont der Ring-Stratege im Gespräch mit sport.de. „Er bewegt sich gut. Der Typ ist zu Hause im Ring. Warum hat ihn keiner umgehauen, wenn er angeblich nachlässt?“ Deshalb lautet das Motto: „Erst wenn der Gong schlägt, weißt du, was dich erwartet.“ Und deshalb sei Anpassungsfähigkeit gefragt.

Text: Frank Schwantes

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