Vorstoß in die Weltspitze, offizieller WM-Contender und seit neustem auch noch Free-Agent: Beim „Boxer des Jahres 2023“ ist zuletzt viel passiert. Grund genug, Agit Kabayel in die BOXSPORT-Redaktion einzuladen – und mit ihm über die Ereignisse sowie seine Zukunft im Schwergewicht zu sprechen!
Hallo Agit, du hast zuletzt große Siege im Ring gefeiert, die Box-Welt zollt dir Respekt. Hat sich dein Leben dadurch verändert?
Als Boxer nicht großartig, ich fahre dieses Tempo zwischen Trainieren und Boxen bereits seit dem Beginn meiner Karriere. Doch jetzt konnten wir uns für die harte Arbeit, die wir in den letzten Jahren investiert haben, belohnen. Und ich kann mich nun auf einer größeren Bühne mit den Größten der Welt messen. Natürlich hatte ich viele Hater und Nein-Sager auf meinem Weg, die mir solche Leistungen nicht zugetraut haben. Klar, Hater sind immer noch da und sie wären es auch, wenn ich alles richtig machen würde. Aber aus vielen Nein-Sagern sind inzwischen Ja-Sager geworden.
Ist die Wahrnehmung deiner Person in Deutschland oder im Ausland größer?
Ich habe guten Support in Deutschland und bin in der Gesellschaft akzeptiert. Aber im Ausland ist mein Name mittlerweile viel größer. Auch der Respekt der Medien mir gegenüber ist dort größer als hierzulande. Ich habe bislang im deutschen Fernsehen kein langes Interview geben können und wurde noch nicht in eine Show eingeladen. In England etwa ist das ganz anders – obwohl mein Englisch nicht gerade auf dem besten Stand ist. Dabei bin ich eigentlich das perfekte Beispiel für jemanden mit Migrationshintergrund, der erfolgreich integriert (Agit hat kurdische Wurzeln und wurde in Leverkusen geboren; Anm.d.Red.) ist. Jemand, der quasi einen deutschen Werdegang hat, aber dennoch nicht deutsch ist. Der trotzdem als Deutscher zählt und sich selbst als Deutschen sieht.
Du bist seit 13 Jahren Boxprofi, hast in deiner Karriere einige Höhen, aber auch etliche Tiefen erlebt. Hand aufs Herz, hättest du damit gerechnet, es jemals noch bis in die Weltspitze zu schaffen?
Das ist eine sehr gute Frage. Wenn ich diese lange Zeit Revue passieren lassen, dann haben wir immer daran geglaubt. Das verdanke ich vor allem Sükrü Aksu, der bereits seit dem Anfang meiner Karriere an meiner Seite ist. Denn alles, was ich gelernt habe, habe ich von meinem Coach gelernt. Natürlich gab es auch Zeiten des Zweifelns. Ich hatte 2019 einen großen Deal mit ESPN und Top Rank geschlossen
und dafür meinen EM-Titel niedergelegt, sollte in den USA boxen. Doch als die Corona-Zeit kam, platzte der Traum von Amerika und wir wussten nicht, wie es weitergeht. Doch ich habe nie aufgehört, an meine Chance zu glauben, wir haben immer hart daran gearbeitet. Wenn Freunde oder Familie in den Urlaub fuhren, haben wir trainiert. Am Ende hat sich das alles ausgezahlt. Jetzt bin ich in der Champions League angekommen und kann mich mit den Besten der Welt messen.
Du standest schon einige Male vor Kämpfen gegen Box-Größen wie Tyson Fury und Anthony Joshua, die letztlich nicht zustande kamen.
Ende 2020 zum Beispiel scheiterte der Fight gegen Fury in den USA wegen der Corona-Beschränkungen. Ein Kampf gegen Joshua war im Gespräch, doch zu der Zeit war Agit Kabayel ein unbeschriebenes Blatt. Sein Promoter, sein Management haben sich damals gefragt: Warum sollten wir ein so großes Risiko eingehen, gegen jemanden zu boxen, der quasi ein No-Name ist? Jetzt habe ich gegen Frank Sanchez und Arslanbek Makhmudov gewonnen – zwei Top-Fighter aus der Weltspitze, die niemand boxen wollte. Makhmudov wurde sogar als der nächste Champion gehandelt.
Das komplette Interview mit Agit Kabayel findet ihr in der aktuellen Boxsport-Ausgabe. Ab jetzt in der App erhältlich!