Beke Bas – In der Ruhe liegt die Kraft

Immer wieder erlitt Beke Bas in ihrer Karriere als Sportlerin herbe Rückschläge. Doch die Leichtgewichtlerin gab nie auf, kämpfte sich weiter nach oben. Nun will sie den nächsten Schritt gehen – und um eine WM boxen.

Beke Bas (l.) konnte bisher alle ihre 19 Profikämpfe für sich entscheiden, acht davon vorzeitig. (Foto: Privat)

Ihre sportliche Reise begann nicht im Boxring, sondern auf dem Fußballfeld. Beke Bas stellte in ihrer Jugend ihr Talent mit der Kugel am Fuß beim 1. FC Köln sowie beim TBV Lemgo unter Beweis. „Wenn ich nicht beim Training war, spielte ich draußen Fußball“, erinnert sich Beke. Doch schwere Schicksalsschläge machten eine vielversprechende Fußballkarriere jäh zunichte – gleich zwei Mal riss sie sich das Kreuzband. Darauf war Beke gezwungen, sich nach einem anderen Sport umzusehen. „Nachdem der Arzt sagte, dass ich kein Fußball mehr spielen könne, suchte ich eine neue Herausforderung, die mehr Kraft erfordert“, erzählt sie gegenüber BOXSPORT. Und „nach dem ersten Boxtraining wusste ich: Das ist mein Sport“.

Die gebürtige Lemgoerin hat sich mit unerschütterlichem Willen und großer Leidenschaft in die Weltelite des Boxens gekämpft. Seit 2015 ist Bas professionelle Boxerin, seither legt sie eine beeindruckende Karriere hin. Die 30-jährige Leichtgewichtlerin ist ungeschlagen und hält mehrere Titel, darunter die Weltmeistergürtel der Verbände International Boxing Association (IBA) und Women International Boxing Association (WIBA). Trotz ihrer langen Verletzungshistorie kämpfte sich Bas immer wieder zurück und bewies dabei Durchhaltevermögen und Entschlossenheit. „Ich boxe seit zehn Jahren ohne Kreuzband. Meine Knie sind schwer beschädigt, ich habe keinen Knorpel mehr“, sagt sie.

Schneller Aufstieg bei der IBF

So boxte sich Bas in den vergangenen neun Jahren von einem Sieg zum nächsten. Und auch wenn bisher noch nicht die ganz großen Namen dabei waren, ist ihr Kampfrekord von 19-0 (8 K.o.) schon beeindruckend. Einen Lieblings-Fight hat die Normalauslegerin zwar nicht, in Erinnerung bleibt ihr aber auf jeden Fall der Kampf gegen Clair Ciantar im Jahr 2018. „Ich brach mir in der zweiten Runde die Nase, kämpfte trotzdem weiter, stellte mich von Infight auf Distanzboxen um und gewann.“

In ihrem letzten Fight am 22. Juni bezwang die Championesse aus Lemgo die Südafrikanerin Bonita van Jaarsfeld und sicherte sich den WIBA-WM-Titel im Leicht. „Amanda Serrano hielt den WIBA-Gürtel im Federgewicht, da kann man auch schon mal stolz sein“, meint Bas. Außerdem sprang sie durch diesen Sieg in der Weltrangliste der renommierten International Boxing Federation (IBF) auf den ersten Platz. Allerdings wird sie, wenn alles nach Plan läuft, erst im kommenden Jahr um den WM-Gürtel der IBF boxen, den aktuell die Brasilianerin Beatriz Ferreira hält. „Wie es aussieht, haben wir am Ende des Jahres die Möglichkeit, um den IBF-Intercontinental-Titel im Leichtgewicht zu kämpfen, danach sehen wir weiter“, blickt die Powerfrau voraus. Und führt aus: „Ich freue mich sehr darauf und hoffe, nach dem Interconti-Titel dann um die Weltmeisterschaft boxen zu können. Dafür ist aber auch immer eine finanzielle Hürde zu bewältigen.“

Neben ihrer eigenen Karriere widmet sich Beke Bas der Ausbildung und Förderung von Nachwuchstalenten. In der Lemgoer Sportschule „Tosa Inu“ trainiert sie über 150 Kinder und Jugendliche im Boxen, Kickboxen und Thaiboxen. Ihre Ausbildung zur Heil- und Erziehungspflegerin hilft ihr, insbesondere auch Menschen mit Behinderungen in den Sport zu integrieren. Dort will Bas nach ihrer aktiven Profilaufbahn weiterhin aktiv bleiben. „In fünf Jahren sehe ich mich nach wie vor im Boxsport, vielleicht nicht mehr als aktive Kämpferin, aber als Trainerin und Leiterin der Sportschule Tosa Inu. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen macht mir riesigen Spaß.“

Ruhe und Erholung in der Heimat

Durch ihre Arbeit will die Ostwestfälin in ihrer Heimat- und zugleich absoluten Lieblingsstadt das Boxen weiter nach vorne bringen. „Lemgo verbinden alle immer mit Handball. Das will ich ändern“, betont Bas. „Ich will, das die Leute sagen: ‚Ah, Lemgo! Das verbinde ich mit Boxen‘.“ Was sie sonst noch mit ihrer Heimat verbindet, wird die meisten Stadtkinder wlohl eher langweilen. Denn abseits des Sports nutzt die Leichtgewichtlerin das 40.000 Einwohner zählende Städtchen und dessen Natur in der Umgebung für „Ruhe und Erholung“. Das wird Beke Bas auf dem Weg zu einem ganz großen WM-Kampf im kommenden Jahr sicherlich helfen.

Text von Robin Josten