Hier geht es zu Teil 1 des Interviews!
Es ist kein Acht-Stunden-Tag. (lacht) Mein Arbeitstag beginnt um sieben Uhr morgens. Auf dem Weg zum Gym führe ich Telefongespräche, bevor um acht Uhr das erste Training ansteht. Über den Tag verteilt stehen weitere Aufgaben rund um den HABV oder P2M an. Meistens fällt dann gegen 21 Uhr am Abend der Hammer. Man darf einfach nicht auf die Uhr gucken.
Wie ist P2M sportlich ausgerichtet?
Unser Augenmerk liegt auf dem Schwergewicht, aber auch das Frauenboxen möchten wir nach vorne bringen. Mit Nina Meinke und Dilar Kisikyol haben wir zwei ausgezeichnete Boxerinnen unter Vertrag. Wir wollen vermarktbare Athleten, die interessante Storys, aber auch das sportliche Potenzial mitbringen, um Titel zu gewinnen. Mit einem boxverrückten Promoter wie Axel Plaß sehe ich uns gut gewappnet und freue mich, diese Entwicklung mitgehen zu dürfen.
In den USA und Großbritannien boomt das Frauenboxen. Lässt sich das auch in Deutschland erreichen?
Gerade mit Nina hege ich schon eine jahrelange Freundschaft. Schon zu ihren Amateurzeiten – da war sie gerade einmal 16 oder 17 – gefiel mir ihr attraktiver Boxstil. Das Frauenboxen hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt, mittlerweile füllen die Damen den Maddison Square Garden in New York oder die O2-Arena in London. Von daher sehen wir natürlich das Potenzial des Frauenboxens und wollen es in Deutschland fördern.
Bei P2M trainierst du Dilar Kiskyol und die Schwergewichtler Felix Langberg, Viktor Jurk und Peter Kadiru. Was zeichnet deine Schützlinge aus?
Ein enormes Potenzial. Peter Kadiru ist inzwischen schon international ein begehrter Sparringspartner, war gerade acht Wochen mit Anthony Joshua im Trainingslager. Viktor Jurk war auch schon dort, und ihm stehen mit seinen 22 Jahren und 2,06 Metern Größe ohnehin alle Türen offen. Das zeigt einfach, was diese Jungs schon draufhaben. Jetzt müssen sie gefördert und gefordert werden, um in Zukunft im obersten Bereich angreifen zu können.
Kadiru kämpfte zuletzt auf der Undercard von Anthony Joshua vs. Jermaine Franklin. Wie hast du das Top-Event in London erlebt?
Ich hatte schon 2019 das Glück, Peter zu seinem Fight im MGM Gran gegen Juan Torres auf der Undercard von Tyson Fury vs. Tom Schwarz nach Las Vegas zu begleiten. Diese Arenen wollen wir irgendwann mit unseren eigenen Athleten oder als Veranstalter füllen. Ich persönlich halte es daher für wichtig, dass die Boxer schon früh in ihrer Karriere bei solchen Events dabei sind, um sich an die Kulissen und Abläufe gewöhnen zu können. Das beugt einer mentalen Überforderung vor, wenn sie in Zukunft einen Hauptkampf in solchen Arenen bestreiten.
Als Trainer hast du Einblicke in den Amateur- wie in den Profibereich. Wie hoch ist insgesamt die Qualitätsdichte im deutschen Box-Nachwuchs?
Die letzten Erfolge zeigen, dass sie hoch ist. Aus meiner Sicht könnte die Förderung dieser jungen talentierten Boxer aber noch besser sein. Insbesondere in der Zusammenarbeit zwischen Amateur- und Profibereich können wir von den Top-Boxnationen viel lernen. Wir müssen das Boxen als großes Ganzes betrachten und nicht in einzelne Bereiche unterteilen. Aus meiner Sicht sollten Nachwuchsathleten und Profiboxer gemeinsam trainieren, um voneinander lernen zu können. Wenn ich als 16-Jähriger im Gym einem Viktor Jurk oder Peter Kadiru gegenüberstehe, gibt mir das als junger Boxer viel Motivation.
Interview: Frank Schwantes