In den 80er-Jahren zog Donald Trump mithilfe von Mike Tyson die Fäden im US-Boxen, veranstaltete zahlreiche Mega-Fights mit dem Skandal-Boxer und verdiente Millionen. Doch am Ende scheiterte der neue alte US-Präsident als Casino-König.
In Washington ist niemand für den Sport zuständig. Gäbe es in der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika jedoch auch ein „Department of Sports“, der unberechenbare „President-elect“ Donald Trump hätte in seinem Kabinett den „wilden Mix mit vielen Kontroversen“ (Frankfurter Rundschau) um eine weitere aufsehenerregende Personalie bereichern können: Mike Tyson als „Secretary of Sports“. Hintergrund dieser satirischen Anmerkung: Trump und Tyson waren in den Achtzigerjahren -Geschäftspartner. Bis heute teilen die beiden Sympathien füreinander.
Schon im Wahlkampf zur ersten Präsidentschaft Trumps (2017-2021) unterstützte Tyson den Kandidaten der Republikaner. „Ich mag Trump. Ich denke, Donald sollte Präsident der Vereinigten Staaten sein“, erklärte der einstige Skandal-Boxer damals gegenüber der „Huffington Post“. Als Tyson 1992 wegen Vergewaltigung zu sechs Jahren Haft (drei auf Bewährung) verurteilt wurde, verteidigte ihn Trump und nannte das Urteil „eine Farce“.
Ali, Madonna & Co. am Boxring
Auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz drei Tage nach dem Urteil des Gerichts im Bundesstaat Indiana argumentierte der Mentor des „bösesten Mannes auf dem Planten“ (Tyson über Tyson), er sei zwar für harte Strafen. Doch in diesem speziellen Fall wäre „eine beträchtliche Entschädigung“ für das Opfer und eine Einrichtung für missbrauchte und vergewaltigte Menschen in Indiana, finanziert durch Tysons Börsen, sinnvoller als Haft. So tickt Trump. Tyson war schließlich ein Million-Dollar-Fighter.
Wie am 27. Juni 1988. Donald J. Trump höchstpersönlich geleitet die geladenen Berühmtheiten auf die Ehrenplätze am Boxring. Madonna mit Ehemann Sean Penn und andere „Celebrities“ aus Hollywood. Unmittelbar vor dem ersten Gong lässt der Let‘s-get-ready-to-rumble-Ansager Michael Buffer in einer „special introduction“ im Ring den eitlen Gastgeber im dunklen Anzug mit hellgelber Krawatte und den bereits von Parkinson gezeichneten Muhammad Ali – mit großer Brille – im Jubel der Menge baden.
„Make Atlantic City Great“
Die Herrschaften haben kaum Platz genommen, da ist auch alles schon vorbei. Der 21-jährige Mike Tyson hat im Kampf der unbesiegten Champions im Schwergewicht den zehn Jahre älteren Michael Spinks nach 91 Sekunden k.o. geschlagen. Tyson ist die Trump(f)-Karte des damals 42 Jahre alten Immobilien-Tycoons aus New York im Vabanque-Spiel, die 200 Kilometer südlich gelegene Spielerstadt Atlantic City zum Las Vegas des Ostens zu machen. Mit dem vollmundigen Versprechen: „Make Atlantic City Great.“ Den Slogan sollte Donald Trump 28 Jahre später als Motto seines Wahlkampfes übernehmen: „Make America Great Again.“
Boxen bietet die attraktivste Werbung für die Tempel des Glückspiels in Las Vegas und besitzt eine magische Anziehungskraft auf die „high rollers“ (Zocker). Boxen boomt in der Wüste. Bald auch am Atlantik. Trump hat am berühmten Boardwalk, der Flaniermeile am Meer, ein kolossales, 39 Stockwerke hohes Hotel-Gebäude errichtet. Er nennt es „Trump Plaza Hotel and Casino“. Direkt durch einen Wandelgang angeschlossen ist das 22.000 Zuschauer fassende Convention Center.
Box-Hochburg Las Vegas überboten
Wenn schon Boxen als weiteres Geschäftsmodell, dann beansprucht Trumps Gigantomanie, trotz eines Don King, auch den Titel „Herr der Ringe“. Der Supermann aus New York „trumpetet“: „Jeden Kampf, den ich haben will, werde ich auch bekommen.“ Der selbstherrliche Casino-Magnat überbietet die Boxhochburg in Las Vegas, den Caesars Palace, und erhält den Zuschlag für den zweiten Jahrhundertkampf in den USA nach Ali gegen Frazier. Trump zahlt dem skrupellosen Impresario Don King die exorbitante Rekordsumme von elf Millionen Dollar für die Veranstaltungsrechte.
„Super Bowl of Boxing“ nennen die Zeitungen den Mega-Event Tyson vs. Spinks. Das Fachmagazin „The Ring“ preist Trump als den „wahrscheinlich mächtigsten „Spieler im Boxgeschäft“. 1.300 Medien-Vertreter sind akkreditiert. Auf deren postkartengroßen Plastik-Ausweisen sticht der Name Trump doppelt so groß ins Auge wie der Tysons. Neun Mal – davon vier Mal in einem WM-Kampf – hat der jüngste Champion des Schwergewichts aller Zeiten zwischen 1985 und 1990 bei Donald Trump seine Gegner zusammengeschlagen …
Text: Hartmut Scherzer
Teil zwei der Story findet ihr am Freitag hier.