Donald Trump: Herr der Ringe (II)

Im zweiten Teil der Story über Donald Trumps Vergangenheit im Box-Business geht es darum, wie der selbsternannte Casino-König im Kampf um Top-Stars und -Fights bis aufs Äußerste zockt – und am Ende pleite geht.

Hollywood-Größen wie Jack Nicholson (l.) und Warren Beatty (M.) sitzen bei Boxkämpfen am Tisch mit Donald Trump (r.). Der selbsternannte Box-Impresario geleitet die geladenen Berühmtheiten in der Regel höchstpersönlich auf die Ehrenplätze am Ring (Foto: Getty Images)

Hier geht es zum ersten Teil der Story.

Der Veranstalter hat einen Montag für diesen „Blockbuster“ gewählt, um die Zocker über das Wochenende hinaus für vier Tage ins Casino zu locken. Der Polizei von New Jersey zahlt Trump über 200.000 Dollar, damit sie die zum Wochenanfang gebuchte „Police Expo ‚88“ verschiebt. 21.785 Zuschauer bringen Trump eine Einnahme von 12,3 Millionen Dollar. Eintrittspreise: 100 bis 1.500 Dollar. Bei Kosten von 13 Millionen Dollar (elf für King, zwei Millionen für Organisation) bleibt ein kleines Minus. Dennoch triumphiert Trump: 11,5 Millionen Dollar bleiben allein am Kampftag auf den Spieltischen liegen, die höchste Tageseinnahme seit der Eröffnung des Casinos 1984.

Mega-Gagen für Tyson und Spinks

„Trump hits the jackpot“, schreibt die Zeitung „USA Today“. Die Gesamteinnahmen von rund 70 Millionen Dollar, ermöglicht durch das Bezahlfernsehen, übertreffen den Rekord des Super Bowl 1987. Die Summe ist die bis dahin höchste Einnahme in der Geschichte des Sports bei einem Ein-Tages-Event. Tyson wurde um 22, Spinks um 13,5 Millionen Dollar reicher. Die Rekordzahlen befriedigen Trumps Ego. Er prahlt: „Ich liebe es, mit Erfolgsgeschichten verbunden zu sein. Ich habe die größte Arena der Welt für Boxkämpfe und gehe davon aus, das Boxen in den nächsten Jahren zu dominieren.“

Donald Trumps Ego ist groß. Er will nur Top-Fights in Atlantic City veranstalten, wie Mike Tyson vs. Michael Spinks (l.) 1988. Die Gesamteinnahmen von rund 70 Millionen Dollar übertreffen sogar Rekord des Super Bowl 1987. (Foto: Getty Images)

Die Dominanz endet drei Jahre später mit dem „Battle of the Ages“, den Evander Holyfield, 28 Jahre alt und inzwischen der Champion, gegen den bereits 42-jährigen George Foreman am 20. April 1991 nach Punkten gewinnt. Die Zeiten haben sich dramatisch verschlechtert. Tyson verlor in Tokio gegen James Douglas sensationell durch K.o. Donald Trump steckt in existenzbedrohenden Schwierigkeiten. Zwar hat er den skrupellosen Ausbeuter Don King ausgebootet und damit den Preis auf sechs Millionen Dollar gedrückt. Doch der Boxveranstalter, der mittlerweile drei Hotel-Casinos in Atlantic City seinen Namen gibt – Trump Plaza, Trump Castle und als Königsschloss das gigantische Trump Taj Mahal – hat sich übernommen. „Die Trump Organization wird in naher Zukunft insolvent sein, wenn sie es nicht bereits ist“, heißt es in einem Bericht der für die Lizenzvergabe zuständigen Casino Control Commission. Banken müssen Trumps Casino-Kette fürs Erste retten.

King versucht, Trumps „Showdown“ zu torpedieren

Derweil versucht King, erstmals seit 13 Jahren nicht mit von der Partie, Trumps zweiten „Showdown“ zu torpedieren. Dazu passt die Schadensersatzklage eines Chefangestellten, den seine Ex-Frau Ivana als Managerin des Trump Castle gefeuert hatte – aus Altersgründen. In einer außergerichtlichen Einigung entschädigt Trump den 57-Jährigen großzügig, um in der Woche vor dem Kampf nicht vor Gericht erscheinen zu müssen. Die eingeforderten Dokumente über seine Finanzlage werden somit nicht öffentlich.

„The Battles of Donald Trump“ wählt die lokale Zeitung „The Press“ als Schlagzeile auf der Titelseite. Drei Tage vor dem „Battle of the Ages“. Dennoch erscheint Donald Trump gut gelaunt zur obligatorischen Pressekonferenz. Flankiert von Holyfield und Foreman, redet er herablassend zu den Journalisten. „Glaubt nicht alles, was ihr in den Zeitungen lest. Obwohl jeder, der das schreibt, wahrscheinlich hier ist.“

Kampfbereit: Symbolisch hebt Donald Trump die Fäuste. Doch im Box-Business verhob sich der designierte US-Präsident einst. (Foto: Getty Images)

„The Battle of the Ages“ war die letzte Boxveranstaltungen des Trump Plaza und der Anfang vom Ende des Trump-Imperiums in Atlantic City. Allen Pleiten zum Trotz hatte Trump einen letzten Coup geplant. Tyson sollte im November 1991 gegen Holyfield wieder Weltmeister werden, brach sich aber im Training eine Rippe. Verschiebung ins Frühjahr 1992. Doch im Februar wurde der brachiale Hau-drauf wegen Vergewaltigung verurteilt. Im März beantragte der Casino-König Insolvenz (prepackaged bankruptcy). Tyson im Knast, Trump vor dem Konkurs – das Ende der absonderlichen Boxgeschichte des neuen alten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Text: Hartmut Scherzer