Fai Phannarai: „Wir werden mega-coole Fights sehen“

Fai Pharannai hat ihren WM-Titel nach Version der WBF in Hamburg am 1. Mai verteidigt. Damit ist die Super-Bantamgewichtlerin von „Boxen im Norden“ nun Dritte in der Weltrangliste. Über die nächsten Schritte nach ganz oben sprach die 23-jährige Championesse mit BOXSPORT.

Fai Phannarai bezwang ihre Kontrahentin Isis Vargas Perez am 1. Mai in der „Großen Freiheit 36” am Ende knapp nach Punkten. (Foto: Instagram / Fai Phannarai)

Fai, zum fünften Mal hast Du einen WM-Titel im Super-Bantamgewicht (bis 55,3 Kilo) verteidigt. Siegreich. Diesmal den Gürtel der WBF bei der Jubiläumsgala von „Boxen im Norden“ in der „Großen Freiheit 36“ auf St. Pauli am 1. Mai. Eine Pflichtverteidigung nach Version WIBF stand für dich als Doppelweltmeisterin am vergangenen „Tag der Arbeit“ nicht an. Vor den Fäusten hattest du Isis Vargas Perez aus Mexiko (10-7-0, 3 K.o.). Ein intensives Gefecht, ein enges Gefecht, das du einstimmig nach Punkten gewonnen hast (97:93, 96:94, 98:92). Wie fällt Dein Fazit aus?
Ich kenne lateinamerikanische Boxerinnen, mexikanische, argentinische. Ich habe gewusst, was auf mich zukommen wird, und genauso ist es gekommen. Ich habe Vargas Perez nicht auf die leichte Schulter genommen, überhaupt nicht.

Deine Gegnerin hat vor allem ihre Reichweitenvorteile genutzt, dich auf Distanz gehalten mit dem Jab ihrer linken Führhand. Viele Schläge Vargas Perez‘ landeten aber in deiner stabilen Doppeldeckung…
Stimmt. Und ich habe ihr mit meiner speziellen Beweglichkeit kein festes Ziel geboten und selbst gekontert, Treffer gesetzt. Es war klar, dass meine Gegnerin den WBF-Gürtel unbedingt nach Mexiko mitnehmen wollte. Aber ich gebe nicht her, was mir gehört. Das lässt mein Ego nicht zu.

Dennoch, du hast nach dem letzten Gong in der zehnten Runde sehr angespannt gewirkt, warst dir offenbar unsicher, ob du gewonnen hast. Beim Kurz-Interview mit dem Ringsprecher hast Du auch gemeint, „Oh, Trainer, heute habe ich vielleicht verkackt.“ Warum?
Ich bin immer skeptisch und selbstkritisch, was meine eigene Leistung betrifft. Denn ich habe ein bisschen Angst davor abzuheben. Doch dann sage ich mir, ‚Hör mal, Fai, Du bist noch weit weg davon, die Beste zu sein, bleib‘ auf dem Boden!‘ Das gelingt mir dann auch.

Eine kleine Rückblende: Am vergangenen 3. Oktober hatte deine Gegnerin, die Australierin Shannon O’Connell, kurzfristig den Fight in der „Großen Freiheit“ abgesagt. Ein Jahr ohne Titelkampf, ein Problem für Dich?
Ja. Ich war emotional ziemlich angegriffen, ein Jahr keinen großen Fight gemacht zu haben. Ende Februar hatte ich einen 6-Runden-Kampf in Stuttgart gegen die sehr erfahrene Bulgarin Milena Koleva, um wieder in den Wettkampfmodus zu kommen. Das habe ich gebraucht.

Klar ist wohl, Training und Sparring können keinen Wettkampf ersetzen. Hast du auch deshalb im Vorfeld des Kampfes gegen Vargas Perez gemeint, dass du vor einer Art „Comeback“ stehen würdest?
Zu Hause in der „Großen Freiheit“ zu boxen, fühlt sich immer ein bisschen wie eine Rückkehr, wie ein Comeback an. Besonders jetzt nach einem Jahr ohne Auftritt vor heimischem Publikum.

Nun hat dich dein Sieg gegen Vargas Perez von Platz sieben auf Platz drei in der Weltrangliste katapultiert. Was steht an, auf welche Kämpfe dürfen wir uns freuen?
Was jetzt kommt, wird ein harter Weg. Ich werde künftig immer stärkere Gegnerinnen haben. Vielleicht ergibt sich in nächster Zeit ein Kampf gegen die, die schon alles erreicht haben. Ein Fight gegen Ellie Scotney aus England, ein Fight gegen Yamileth Mercado aus Mexiko. Vielleicht in England, vielleicht in den USA. So oder so, wir werden mega-coole Fights der Besten sehen.

Eine starke, selbstbewusste Aussage, Fai…
Ja, und es wird sich dabei zeigen, ob ich für die ganz großen Titel-Kämpfe leistungsmäßig schon bereit bin. Ich meine, hey, ich habe als 23-Jährige nichts zu verlieren, ich kann nur gewinnen. Und ich glaube, dass ich das schaffen kann. Weil die Boxwelt erwartet doch, die Kleine hat keine Chance, die ist noch zu jung.

Und genau das motiviert dich?
Absolut, das ist eine Riesenmotivation für mich. Wenn du sagst, ich kann das nicht, dann zeige ich dir, ich kann das!

Interview von Oliver Rast

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