Felix Sturm: Fighter und Förderer

Über ein Jahrzehnt lang war Felix Sturm eine der prägendsten Figuren im deutschen Boxen. Am 15. Februar steigt der 46-Jährige in Kooperation mit AGON Sports wieder in den Ring. BOXSPORT blickt auf die beeindruckende Karriere des Ex-Champs, der künftig ein Mentor für die nächste Generation sein möchte.

Felix Sturm kann seine immense Titelsammlung am 15. Februar erweitern: Gegen Benjamin Blindert boxt der Ring-Held um den „WBA Gold“-Gürtel im Halbschwergewicht. (Foto: Getty)

Nach dem nächsten Showdown soll noch nicht Schluss sein. „Es wäre noch mal ein Traum, um den sechsten Weltmeistertitel boxen zu dürfen“, sagt Felix Sturm (44-6-3, 19 K.o.) vor dem Kampf gegen Benjamin Blindert (14-1-2, 10 K.o.) in der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm – und schickte einen Gruß an die großen Boxverbände: „Ich bin immer ein Repräsentant gewesen, den man gut zeigen kann. Man kann schöne Geschichten schreiben im Boxen.“

Sturms eigene schöne Geschichte als Profi begann im Januar 2001. Damals siegte der geborene Leverkusener bei seinem Debüt gegen den Portugiesen Antonio Ribeiro in München. Schnell erarbeitete sich der heute 46-Jährige den Ruf eines Boxers, der nicht nur technisch versiert ist, sondern auch in der Lage, Kämpfe strategisch zu gestalten und seine Gegner zu zermürben. Der große Durchbruch gelang Sturm 2003: Mit 24 Jahren sicherte er sich den WBO-Weltmeistertitel im Mittelgewicht durch Technischen K.o. gegen den Argentinier Hector Javier Velazco. Ein Meilenstein in der Karriere des Fighters – und der Grundstein für seine damals immer schneller wachsende Fanbase in Deutschland.

Sturm entwickelte sich rasant zu einem Aushängeschild des deutschen Boxens. Seine Kämpfe wurden zu Events, die seinerzeit nur wenige andere Ring-Größen in den Schatten stellen konnten. „Ich habe damals profitiert“, sagt Sturm rückblickend. „Egal, ob Dariusz Michalczewski, die Klitschkos oder andere Top-Stars, die die Hallen gefüllt haben: Ich durfte in ihrem Schatten mitboxen, das war für mich profitabel.“

Felix Sturm: Umstrittenes Ergebnis gegen de la Hoya

Einer der größten Ringschlachten in der Karriere von Felix Sturm fand 2004 in Las Vegas statt: der Fight gegen Box-Legende Oscar de la Hoya. Obwohl der deutsche Jungstar als klarer Außenseiter galt, zeigte er eine hervorragende Leistung, setzte den erfahrenen de la Hoya immer wieder unter Druck und trieb ihn an den Rand der Verzweiflung. Am Ende verlor Sturm den Kampf nach Punkten, das Ergebnis war jedoch höchst umstritten – die meisten Experten hatten den Leverkusener als Sieger auf dem Zettel. Dennoch wurde dieser bitteren Niederlage im Box-Mekka Las Vegas zu einem Wendepunkt in Sturms Karriere: Er hatte bewiesen, dass er auf höchstem Niveau mithalten konnte, und erlangte internationale Bekanntheit.

Legendär: 2004 stellte sich Sturm (r.) in den USA Box-Idol Oscar de la Hoya (l.) – und wird um den Sieg betrogen (Foto: Getty)

Im März 2006 folgte der nächste Meilenstein: Gegen den neuseeländischen Titelträger Maselino Masoe holte sich Sturm den Weltmeistergürtel der WBA, musste sich aber Kritik gefallen lassen, da er in den letzten Runden nur noch verteidigte. Vier Monate später verlor er den Gürtel gegen den Spanier Javier Castillejo, konnte diesen aber beim Rückkampf im April 2007 zurückerobern. Es folgten 2008 überzeugende Siege gegen Jamie Pittman, Randy Griffin und Sebastian Sylvester. Den bis dato ungeschlagenen Japaner Koji Sato besiegte Sturm im April 2009 durch Technischen K.o.

Kontrovers diskutierte die Box-Welt 2010 die Ernennung zum „Super-Champion“ durch die WBO, ohne dass der deutsche Ring-Held – obwohl seit einem Jahr ohne jeglichen Titelkampf – gegen Pflichtherausforderer Gennady Golovkin antreten musste. Der Verband rechtfertigte diesen Schritt mit einem laufenden Rechtsstreit zwischen den beiden Boxern und ihrem Promoter Universum Box-Promotion. Im September des gleichen Jahres verteidigte Sturm dann den Titel durch einen Punktsieg gegen Giovanni Lorenzo.

Der vierte Gürtel

Den Eintrag in die Geschichtsbücher sicherte er sich im Dezember 2013: Durch einen Sieg gegen den Briten Darren Barker gewann der damals 34-Jährige den Mittelgewichts-Gürtel der IBF – und wurde somit als erster Deutscher zum vierten Mal Weltmeister. Zudem gewann Sturm 2016 erneut den WM-Gürtel der WBA – diesmal im Supermittelgewicht – gegen den Russen Fedor Chudinov, der ihn ein Jahr zuvor noch geschlagen hatte.

Mit insgesamt fünf Weltmeistertiteln bei drei verschiedenen Verbänden gilt Felix Sturm als einer der erfolgreichsten deutschen Boxern aller Zeiten. Nun also träumt „The Fighter“ von WM-Titel Nummer sechs und will sich die einige Allergrößten des Boxsports als Vorbild nehmen: „Vitali Klitschko ist ein gutes Beispiel. Der kam nach mehreren Jahren zurück und ist direkt Weltmeister geworden. Ebenso George Foreman oder Bernard Hopkins.“

Felix Sturm fördert Talente

Mittlerweile widmet er sich außerdem vermehrt seinem eigenen Boxstall Sturm Boxing, sozialen Projekten und engagiert sich für die Förderung junger Talente im Boxsport. Auch deshalb die Kooperation mit AGON Sports. „Wir wollen was bewegen. Wir haben Top-Talente, AGON Sports hat Top-Talente“, betont Sturm. „Ich glaube, wenn sich zwei so starke Parteien treffen, die den Sport lieben und diesen nach vorne bringen, kann man sehr, sehr viel zusammen bewegen. Vor allem, wenn man mit Herzblut dabei ist.“ Ein weiterer Grund für den langjährigen Champion, in den Ring zurückzukehren: „Es kam die Idee, dass ich das alles mit anschiebe, durch meinen Namen, durch meine Reputation.“

Das Vermächtnis von Felix Sturm als einer der größten deutschen Boxer ist trotz mancher Kontroversen und Herausforderungen unbestreitbar. Mit seinen Erfolgen hat er den Weg für kommende Generationen geebnet und will dabei auch gerne die Rolle des Mentors übernehmen. „Die Jungs, die alle da sind, können ganz groß werden. Sie brauchen nur eine Bühne und Support. Ich hoffe, ich kann sie da ein bisschen mitziehen.“ Vielleicht kann der deutsche Boxsport dann auch in Zukunft noch schöne Geschichten schreiben.

Text von Thomas Geleszus

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