Ein Nachruf auf Boxlegende George Foreman, der im Alter von 76 Jahren verstorben ist.

Von Paul Frommeyer
Er stand im Schatten des „Größten“ und war zugleich dessen Sonne, die Muhammad Ali erst die Strahlkraft verlieh, die diesen zur einmaligen Legende der neueren Sportgeschichte machte. Nun ist George Foreman im Alter von 76 Jahren gestorben – friedlich und im Kreis seiner Familie.
In den Nachrufen auf der ganzen Welt ist von einem sanften Menschen die Rede, und doch war es die brachiale Gewalt seines Körpers, mit der Foreman, 25 Jahre alt, im Januar 1973 im Kampf gegen Joe Frazier erstmals Boxweltmeister im Schwergewicht wurde – nachdem er, der 1968 Olympiasieger geworden war, den Titelträger in zwei Runden sechs mal zu Boden schlug. Von da an galt Foreman als unschlagbar, ohne selbst viel Worte darüber zu verlieren. Er war – jedenfalls damals – außerhalb des Ringes ein Stoiker, der seiner Arbeit nachging und dabei seine Fäuste mit der enormen Schlagkraft sprechen ließ.
K.o. in Kinshasa
Man respektierte ihn, doch was ist Respekt gegen die Kraft eines Mythos, der das Gegenteil des Sportlers und Menschen George Foreman war: Muhammad Ali hatte damals drei Jahre Sperre hinter sich (wegen der Verweigerung des Wehrdienstes) und war doch als Boxer, der eine ganz eigene tänzerische Technik erfand, und als Großmaul, Vielsprecher und Show-Man sowie Kämpfer für die Rechte der Schwarzen so ganz anders als George Foreman.
„Er war mehr als ein Sportler“, schrieb der Schriftsteller Norman Mailer über Muhammad Ali, als dieser am 30. Oktober 1974 zum „Rumble in the Jungle“ – wie Ali diesen „Kampf des Jahrhunderts“ in Kinshasa, Zaire, in seiner pointierten Art apostrophierte –, auf den ungeschlagenen Titelträger George Foreman traf.

Mailer schrieb ein ganzes Buch („The Fight“) über diesen Kampf, in dem sich unter den Augen einer entfesselten Menge, die „Ali bumaye“ – Ali töte ihn! – skandierte, das archaische Ritual des Boxkampfes zur edlen Kunst der Selbstverteidigung wandelte. Und in dem die überlegene Strategie, auch die Leidensfähigkeit über die brachiale Gewalt des Runde um Runde angreifenden Favoriten Foreman, der sich mehr und mehr verausgabte, siegte. Schließlich ging der Champion in der achten Runde, von einer ganzen Serie exakter Schläge Alis im Gesicht getroffen, zu Boden und wurde vom Ringrichter ausgezählt.
Kopfschütteln fürs Comeback
„Ali hat weiter gedacht als ich“, sollte Foreman später zu diesem historischen Kampf sagen, nachdem er bald darauf und noch keine 30 Jahre alt seine Karriere beendete, jedenfalls vorerst.
Er war jenseits der vierzig – Ali war schon ein kranker Mann und doch noch ein König, wenn auch vielleicht eher ein tragischer King Lear –, als George Foreman Anfang der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts sein Comeback erklärte, was bei seinen Zeitgenossen eher Kopfschütteln auslöste, als dass man ihn sportlich noch ernst genommen hätte. War Foreman nur ein alter Mann, der die Niederlage gegen Ali nicht verkraftet hatte? So sahen das die Auguren, als es noch nicht wie heute gang und gäbe war, im fortgeschrittenen Alter im Ring die Fäuste zu schwingen.
Endlich rehabilitiert
Der damalige Titelträger im Schwergewichtsboxen war ein gewisser Michael Moorer, der lange vergessen ist. Alles schien am 5. November 1994 in Las Vegas zu laufen, wie man es vermuten durfte, Moorer lag bald deutlich nach Punkten vorn. Dann die zehnte Runde. Eine ansatzlose Rechte Foremans traf den Unterkiefer des amtierenden Weltmeisters, der zu Boden ging und nicht mehr auf die Beine kam, und der damit nicht viel mehr war eine Episode in der Geschichte dieses widersprüchlichen Sportes. Foreman jedenfalls wurde mit damals 45 Jahren der älteste Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten.
Endlich war er rehabilitiert, und wurde bewundert und geehrt, verdiente später ein Vermögen mit dem Vertrieb von Grillgeräten. Er war ein sanfter Mensch, der ankam, der anderen half, wo er nur konnte. Er war Teil einer Boxer-Generation, die die Menschen noch weltweit bewegte.
In Erinnerung bleiben aber wird er ewig durch eine Niederlage. Die gegen Muhammad Ali, der bereits 2016 verstarb, auch Joe Frazier lebt nicht mehr. Foreman, einige Jahre als Prediger tätig, war ein gläubiger Mann, der den Tod nicht fürchtete.
Jetzt, am 21. März, hat er ihn ereilt, wie seine Familie mitteilte.