Kabayel-Coach Sükrü Aksu: Agit ist einer wie Foreman

Sükrü Aksu analysiert den spektakulären K.o.-Triumph von Agit Kabayel gegen Zhilei Zhang, spricht über ein WM-Duell gegen Oleksandr Usyk – und vergleicht seinen Schützling mit einer Box-Ikone.

Trainer Sükrü Aksu (o.) wurde mit Agit Kabayel bereits zweimal Europameister. Nächstes Ziel: die Weltmeisterschaft im Schwergewicht! (Foto: imago-images / Moritz Müller)

Sükru Aksu, Trainer von Agit Kabayel, ist seit einigen Tagen wieder zu Hause in Velbert angekommen. Dort hat der Erfolgscoach die jüngsten Ereignisse von Riad sacken lassen. „Man arbeitet sein ganzes Leben lang und bekommt immer Steine in den Weg gelegt und schafft diesen Weg trotzdem“, sagt Aksu im Interview mit sport.de. „Das war einfach ein tolles Gefühl.“ Der 58-Jährige steht seit über einem Jahrzehnt in der Ecke des frischgebackenen Interim-Champions und hat nicht nur goldene Zeiten erlebt. Dass Kabayel stets an ihm festhielt, dafür ist Aksu dankbar.

Harte Treffer kassiert

„Ich kenne Agit wohl besser als fast jeder sonst, fast so gut wie seine Eltern“, verrät er. „Agit ist ein sauberer, korrekter Junge. Was meinen Sie, wie viele Angebote er am Tag bekommt, dass er mich verlassen soll. Und wie viele Schlauberger sagen, er soll den Trainer wechseln.“ Das aber mache Kabayel nicht, „da bin ich ihm auch dankbar. Nehmen und geben – so ist das im Leben“.

Über den Kampfverlauf gegen Zhang in Riad – der „Leberking“ knockte den Chinesen in der 6. Runde aus – weiß Aksu zu berichten, dass es alles andere als ein Sieg ohne Gegenwehr war. Der Fighter aus dem Reich der Mitte hatte in Runde eins einige harte Treffer gelandet. „Agit hat in dieser Runde Schläge eingesteckt, die viele andere Schwergewichtler ausgeknockt hätten. Dann haben wir gesagt: Jetzt machen wir Druck!“

Hohes Risiko gegen Zhang

Der Coach war überzeugt, dass der Koloss (1,98 Meter, 130 Kilo) diesem Druck nicht standhalten würde – „es sei denn, er schlägt einen k.o.“. Diese Gefahr sei dagewesen, wie in der Fünften, als Kabayel nach einem Treffer („ein Wachmacher“) von Zhang zu Boden musste. Doch das hohe Risiko machte sich bezahlt. Aksu: „Ich war früher selbst Rechtsausleger wie Zhang und habe Agit so eingestellt, dass ihm das am Ende gar nichts mehr ausgemacht hat.“

Letztlich entschied Kabayel das Duell um die Interims-WM des WBC vor allem über eine Vielzahl gut platzierter Körpertreffer. Laut „Compubox“ landete der Bochumer Schwergewichtler 149 Power Punches (Zhang: 66) – davon 63 Prozent Körpertreffer (Body Shots). „Agit weiß, wo die Leber sitzt“, schmunzelt Aksu. „Er ist durch die Mitte zur Leber gegangen.“

„Habe gedacht, das gibt’s doch nicht!“

Der Trainer vergleicht Kabayel im sport.de-Interview gar mit einer der größten Schwergewichts-Legenden überhaupt: „Ich habe Agit gesehen und gedacht, das gibt’s doch nicht! Der sieht aus wie George Foreman. Nur nach vorne.“ Sein Schützling sei für ihn der moderne George Foreman. „Wie leicht Agit den Oberkörper wechselt und Schläge kombiniert – das hat er perfekt gemacht.“

Dream-Team: Aksu und Kabayel (r.) arbeiten schon seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. (Foto: imago-images / Funke Foto Services)

Obwohl Kabayel als „Interims“-Weltmeister des WBC nun Pflichtherausforderer von WBC-Champ Oleksandr Usyk ist, sieht Sükrü Aksu diesen Big Fight noch nicht: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Usyk freiwillig gegen Agit kämpfen will. Usyk hat gesagt, er will noch zweimal boxen: Warum soll er gegen uns boxen?“ Denn das würde bedeuten: Kämpft Usyk gegen Kabayel, müsse er noch mehr abrufen als gegen Tyson Fury.

WM-Kampf muss jetzt kommen

Möglich wäre auch, dass Usyk den WBC-Gürtel niederlegt, statt gegen Kabayel anzutreten. Dann wäre der Titel vakant – in dem Fall könnte der 32-jährige Deutsche zum vollwertigen WBC-Weltmeister hochgestuft werden oder gegen einen anderen Boxer um die Krone kämpfen. Wie auch immer, ein WM-Kampf müsse jetzt kommen, fordert Aksu im Gespräch mit sport.de. „Man hat uns schon beim letzten Kampf gegen Sanchez hingehalten. Jetzt müssen sie uns die Chance geben.“

Gar in einem Kampf gegen Wladimir Klitschko, falls er zurückkehrt und wie zuletzt spekuliert wurde? „Das ist ein wahrer Champion, keine Skandale, nichts. Ein toller Sportsmann“, urteilt Sükrü Aksu. Doch Klitschko könne bei einem Comeback letztlich nur eine Motivation haben. „Geld hat er nicht nötig, das kann ich mir nicht vorstellen. Aber den Ruhm als Weltmeister hat er nicht mehr, das will er wieder haben.“ Und so sei es auch bei ihm selbst: „Mir geht es nicht mehr ums Finanzielle. Mir geht es darum, mit Agit Weltmeister zu werden.“

Text: Frank Schwantes

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