Mohamad Mardenli ist ein Spätstarter im Ring. Doch das hindert das frühere Model nicht, seine Ziele im Profiboxen mit großem Eifer und unorthodoxen Methoden anzugehen. BOXSPORT besuchte den Berliner Halbschwergewichtler in den Straßen Neuköllns.
Die Luft steht, jeder Atemzug fällt schwer, das Shirt klebt am Oberkörper, vollgesogen mit Schweiß. An diesem schwül-heißen Mittwochnachmittag im August, mitten im dichten Menschenauflauf am Kreuzungsbahnhof Berlin-Neukölln. Gut, alle schimpfen übers Wetter, immer; heute ist es aber extrem eklig, findet auch der Autor. Sei’s drum. Etwas Schönes hat der Tag noch parat: ein Date mit einem Hauptdarsteller, eine Underdog-Story aus dem Boxsport-Zirkus. Nicht irgendeine.
Mohamad Mardenli weiß, seine Erzählung hebt sich ab von jenen so zahlreicher Faustkämpfer, die sich im unterklassigen Profi-Box-Business tummeln. Der Protagonist führt BOXSPORT über das harte Neuköllner Pflaster. Kleingewerbe reiht sich an Kleingewerbe. Jede Gebäuderitze scheint geschäftlich genutzt. Barbier-Shops, Döner-Läden, Zocker-Lokale, Ein-Euro-Krimskrams-Geschäfte – und an der Ecke eine Shisha-Bar mit Sitzmöbeln bis fast an den Straßenrand. Mardenli will da direkt vorbei, links abbiegen. „Dahinten ist nicht so viel Trubel.“ Stimmt. Wir sind im Körner-Park, angelegt vor knapp 110 Jahren auf rund zweieinhalb Hektar Fläche. Eine schattige, dicht bewachsene Oase mit Orangerie und Café-Betrieb, von dort blicken wir auf die Parkanlage mit Wassertreppe.
Gefragt als Model
Durchatmen, tief. Mardenli beginnt zu erzählen. In Beirut ist er geboren, direkt hinein in die späten Bürgerkriegswirren. Die Familie verließ die libanesische Hauptstadt, strandete in West-Berlin wenige Monate vor dem Mauerfall 1989. Da war Mohamad vier Jahre. Die übliche Odyssee für Neuankömmlinge folgte: Flüchtlingsunterkünfte, Wohnungssuche, Wurzeln schlagen in neuer Umgebung. Optisch, phänotypisch sieht Mohamad nicht aus wie ein „Ausländer“. „Aber ich bin immer Mohamad geblieben, mein Vorname hat mich ‚verraten‘“, erinnert er bitter. In der Schule vor allem. Wenn Mitschüler nach der Unterrichtsstunde oder vor dem Pausengang mit einer kleinen Süßigkeit belohnt worden waren, bekam der acht-, neunjährige Steppke aus dem Libanon nur das: einen Klaps hinter die Ohren, sprichwörtlich. „Ich konnte es meiner Lehrerin niemals recht machen, auch wenn ich mich noch so angestrengt habe.“ Erfahrungen, die prägen.
Mehr noch: Mardenli ist nie etwas einfach „zugeflogen“, durchkämpfen musste er sich. Also durchboxen. Auch nach der Schule als Erwachsener. Einen Bonus indes hatte er: sein Aussehen. Einer wie aus einem Katalog. Vielleicht eines Versandhauses für Herren-Sakkos, vielleicht einer Kosmetikfirma für Edel-Parfüms, vielleicht einer Fast-Food-Kette für Veggie-Burger. Kurz, ein „Poster-Boy“, als Reklame-Figur vielseitig einsetzbar. Und so kam es dann auch. Mardenli modelte jahrelang, Laufstege und Fotostudios waren sein berufliches Zuhause. Doch irgendwann …
Text von Oliver Rast
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