Noel Mikaelian: „Don ruiniert meine Karriere“

Statt im Ring muss Noel Mikaelian zurzeit ganz andere Fights austragen. Zum einen gegen seinen Promoter Don King, zum anderen gegen seine Herabsetzung zum „Champion in Recess“. Seine unglaubliche Story hat der deutsche Cruiser-Weltmeister BOXSPORT erzählt.

Noel Mikaelian gewann im November 2023 den vakanten Gürtel des WBC im Cruisergewicht. Seitdem konnte der 34-Jährige seinen WM-Titel nicht ein einziges Mal verteidigen. (Foto: privat)

Hallo Noel, als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, hast von deinen Schwierigkeiten mit deinem Promoter in den USA berichtet. Bist du noch bei Don King unter Vertrag?
Ja, ich boxe weiter bei Don King. Ich hatte ihn um Auflösung unseres Vertrags gebeten, mein Anwalt bereits eine Klage vorbereitet. Doch wir haben noch einmal miteinander verhandelt und uns letztlich darauf geeinigt, weiterhin zusammenzuarbeiten. Ich bin sein einziger Champion – lässt er mich gehen, kann er seine Promotion im Prinzip zumachen. Man darf nicht vergessen: Don ist 93 Jahre alt, nicht immer auf der Höhe und bekommt manches nicht mehr mit. Auch weil seine Mitarbeiter dies offensichtlich bewusst ausnutzen und nicht alles weitergeben, was bzw. wie es besprochen wurde.

„Es gab einen Riesenstreit“

Das klingt nach einer Menge Ärger.
Es gab viele Missverständnisse, das habe ich Don deutlich gemacht. Vor ein paar Wochen haben wir uns in Miami in seinem Office getroffen. Es gab einen Riesenstreit, wir schrien uns an und ich sagte ihm, dass ich ihn verklagen werde. Dann bin ich aus dem Büro gestürmt. Seine Assistentin rannte mir hinterher bis zum Parkplatz und sagte, wir seien doch alle christlich, lasst uns das doch christlich regeln … Ganz ehrlich, Don ruiniert meine Karriere – aber er tut so, als sei er das Opfer. Später habe ich mich mit meinem Manager entschieden, dass wir die ganze Sache meinem Anwalt übergeben.

Mikaelian gewann 27 seiner 29 Profikämpfe. Der gebürtige Armenier wuchs in Hamburg auf, boxte früher für den Sauerland-Stall und lebt seit einigen Jahren in Miami (USA). (Foto: privat)

Zuletzt gab es Gerüchte um Don Kings Gesundheitszustand. Was ist wahr?
Ich habe noch vor ein paar Tagen mit ihm telefoniert und ich rufe ihn jetzt ständig an, um ihm auf den Zeiger zu gehen – und damit er weiß, dass er etwas machen muss. Don ist trotz seines Alters ziemlich „sharp“, muss ich sagen. Er redet problemlos 45 Minuten lang durch. Dann hält er mal für ein paar Minuten inne, macht eine Art Nickerchen und ist anschließend wieder auf zack. (schmunzelt) Manchmal verliert er sich aber auch in seinen Gesprächen und beginnt irgendwas aus der Vergangenheit zu erzählen, als er noch „Cadillac Slim“ (so wurde King in den 50er-Jahren genannt, als er u.a. in Cleveland einen Nachtclub führte; d.Red.) war.

Du hast zuletzt im November 2023 im Ring gestanden. Diese Tatsache – und der Ärger mit Don King – hat sogar dazu geführt, dass das World Boxing Council (WBC) dich vom vollwertigen zu einem Champion „in Recess“ heruntergestuft hat.
Wir haben WBC-Präsident Mauricio Sulaiman mitgeteilt, dass wir nicht gegen Don King klagen und alles intern klären. Das haben wir dann auch getan. Dennoch hat Sulaiman mich ohne Zustimmung seines Boards als „Champion in Recess“ eingestuft. Er sagte, dass ich jederzeit zurückkommen kann, sobald ich meine Angelegenheiten mit Don geklärt hätte. Ebenfalls kurios: Wenige Tage zuvor hatte der Kanadier Ryan Rozicki um die Interims-WM des WBC geboxt und den Fight eigentlich verloren (Rozicki erreichte gegen Yamil A. Peralta offiziell ein „Draw“ nach Mehrheitsentscheid; Anm.d.Red.). Danach wurde er vom Board des WBC runtergestuft. Doch Sulaiman setzte Rozicki eigenmächtig wieder als „Mandatory“ nach oben.

„Hinter meinem Rücken verhandelt“

Ursprünglich solltest du Anfang Dezember deinen WM-Gürtel gegen Ryan Rozicki verteidigen – in dessen Heimat Kanada. Doch dazu kam es nicht.
Dieser Kampf wurde ohne mein Einverständnis nach Kanada verlegt, ich erfuhr schließlich über Social Media davon. Der ursprüngliche Kampftermin im September wurde ja gecancelt, weil Don King angeblich ins Krankenhaus musste. Ich habe daraufhin um Kündigung meines Vertrags gebeten. Später hat das WBC mit Don hinter meinem Rücken verhandelt, dass ich meinen Titel gegen den Kanadier verteidigen sollte – obwohl ich schon um Auflösung meines Kontrakts bei Don gebeten hatte und er in diesem Sinne nicht mehr mein Promoter war. Darauf habe ich WBC-Boss Mauricio Sulaiman vorgeschlagen, dass er eine Interims-WM veranstaltet, während ich mit Don um meinen Vertrag kämpfe. …

Interview: Frank Schwantes

Das komplette Interview mit Noel Mikaelian lest ihr im neuen ePaper der BOXSPORT-App!

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