Ende Februar wird es für die deutsche Box-Auswahl ernst, wenn die Elite nach Busto Arzizio in Italien reist und dort um die heiß ersehnten Olympia-Tickets kämpft.
Der Sommer ist die vielleicht genussvollste Jahreszeit, wenn man es sich in der Sonne gut gehen lassen und die Wärme genießen kann. Für die deutsche Box-Elite war die wärmste Zeit des Jahres allerdings eher ein Albtraum. Bei den European Games in Krakau im vergangenen Sommer qualifizierte sich kein einziger deutscher Athlet des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) für die Olympischen Spiele 2024 (26. Juli bis 11. August). Besonders bitter: Viele DBV-Boxer verpassten das begehrte Ticket nach Paris nur hauchdünn. Doch natürlich gilt auch im Faustkampf, knapp daneben ist auch vorbei.
Die gute Nachricht: Es gibt noch zwei Chancen für die deutschen Kader-Boxer auf die Erste-Klasse-Reise zum größten Sportevent aller Zeiten. Zunächst beim ersten Welt-Qualifikations-Turnier vom 29. Februar bis 12. März in Busto Arzizio (Italien), dann beim zweiten Welt-Qualifikations-Turnier vom 23. Mai bis 3. Juni in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Diese bringen zahlreiche mögliche Startplätze mit – allerdings auch eine bockstarke Konkurrenz.
„Das Turnier in Italien wird eine schwere Aufgabe für uns, vor allem die Boxer aus Kasachstan und Usbekistan sind extrem harte Konkurrenten“, blickt DBV-Sportdirektor Michael Müller voraus. Trotzdem ist jeder im deutschen Team fest entschlossen, die vorletzte Chance auf Olympia bereits zu nutzen und sich seinen großen Lebenstraum zu erfüllen. Allein schon in die Nationalstaffel zu kommen, wird für die deutschen Elite-Boxer ein schwieriges Unterfangen.
So läuft die Nominierung
In die Nominierung fließen alle Ergebnisse seit der Europameisterschaft 2022 ein. Besonders wichtig für die Kader-Qualifikation waren ein letzter Sparrings-Lehrgang Anfang Januar in Schwerin sowie das internationale Box-Turnier in Sheffield. Danach wurde durch ein „Expert Rating“ entschieden, welche beiden Boxer in den jeweiligen Gewichtsklassen für Italien nominiert sind. Der Plan: je nach Form die Nummer eins und zwei erst unmittelbar kurz vor dem Welt-Qualifikations-Turnier in Busto Arzizio festzulegen. Klar ist: Nur einer kann pro Limit starten.
Im Expertenteam zur Auswahl des Kaders befinden sich neben dem Elite-Trainerteam, dem DBV-Vorstand und einem wissenschaftlichen Gremium auch Athleten-Sprecherin Stefanie von Berge. Die 22-jährige Medizinstudentin wird bei der Nominierung ihrer eigenen Gewichtsklasse (Welter) natürlich den Raum verlassen. So oder so gilt von Berge als sichere Kader-Kandidatin, die sich aber auch bis ganz am Schluss beweisen muss. Denn in Italien gilt es, unter absolutem Hochdruck maximal zu performen und die Olympia-Qualifikation endlich ins Ziel zu bringen.
Text von Roman Horschig