Ein „Paris-freier“ Tag – Olympia-Tagebuch #5

5. August, Olympia-Tagebuch #5: Heute war unser „Paris-freier“ Tag, ohne Olympia- und Hauptstadt-Stress. Deshalb haben Heike und ich die Champagner-Route in Angriff genommen.

Olympia-Tagebuch #5: Den „Paris-freien” Tag nutze Wolfgang Wycisk mit seiner Frau Heike für ein paar leckere Glässchen Champagner. (Foto: Privat)

Unsere Tour der Glückseligkeit führte von Reims nach Gueux, über Hautviller und Epernay zurück nach Reims. Für die 70 Kilometer benötigten wir sechs Stunden. Anhalten, ein Pröbchen nehmen und etwas essen, kostet Zeit. Hautviller ist der Sitz der kleineren Weingüter, während Epernay das Epizentrum der Luxusmarken ist, wie Veuve Clicquot, Moët & Chandon und dem wohl edelsten untern den Champagner-Labeln, dem Dom Pérignon. Die Faustregel für Champagner lautet: je renommierter, desto teurer. Wer also großartigen Champagner zu fairen Preisen sucht, der ist in Hautviller gut aufgehoben, oder noch besser, er kauft direkt beim Erzeuger vor Ort. Wir haben vor Ort gekauft, und zwar bei den Weingütern: Marion Bosser, Salmon und Tual. Die Menschen sind herzlich und sprechen kein Wort Deutsch und genauso wenig Englisch. Glücklich ist, wer den Übersetzer auf seinem Smartphone emsig bedienen kann.

Champagner wird am häufigsten aus einem Blend der Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Meunier hergestellt. Die Winzer in Hautviller nennen diesen Prozess „verheirateten“. Der Schöpfer des edelsten Tröpfchens war Dom Pierre Pérignon, ein Benediktinermönch, der Mitte des 16ten Jahrhunderts Weinbau- und Kellereitechniken einführte, die erstmals auf Regeln basierten. Es wird überliefert, dass die 0,7 Liter Volumen unserer gebräuchlichen Trinkflaschen ebenfalls auf ihn zurückging. Er hatte festgestellt, dass das die durchschnittliche Menge war, die ein Mann beim Abendessen trinken konnte, ohne „lustig“ zu werden.

Pérignons Abtei ist der touristische Höhepunkt in Hautviller, einem wirklich süßen kleinen Ort inmitten herrlicher Weinberge. Ich habe versucht ein Pröbchen Dom Pérignon zu bekommen; es hat im ganzen Ort nicht funktioniert. Woher ich das weiß? Nun, das haben mir die Winzer in und um Hautviller freudestrahlend erzählt, und alle haben mir versichert, dass das die reine Wahrheit wäre. Na, dann wird es wohl stimmen.

Wolfgang Wycisk, freier Autor für das Boxsport-Magazin, nimmt uns während der Olympischen Spiele mit auf seine Reise durch Paris.
Wolfgang Wycisk, freier Autor für das Boxsport-Magazin, nimmt uns während der Olympischen Spiele mit auf seine Reise durch Paris.