7. August, Olympia-Tagebuch #7: Seit heute wird nicht mehr in der Paris Arena Nord geboxt, sondern im Roland Garros Stadium, mit Nelvie in einer Hauptrolle!
Warum die Finalkämpfe bei Olympia erst um 21.30 Uhr beginnen – und entsprechend spät zu Ende sind, weiß keiner. Damit wird die Rückreise ein Zickzack-Kurs durch Paris: Zuerst einen Kilometer Fußweg, von dem zur Boxarena umfunktionierten Tennisstadium, bis zur Haltestelle Porte d’Auteuil. Umsteigen in Boulogne Jean Jures, Michel Ange Molitor, Havre Caumartin und Auber. Bei Torcy verlassen wir den Zug. Insgesamt müssen wir viermal die Metro wechseln, halten an 27 Stationen, starten in Torcy das Auto und fahren bis nach Reims, in die Rue Maucroix. Alles in allem sind wir zweieinhalb Stunden unterwegs. Aber die Kämpfe waren die Mühe wert.
Erste Medaille seit 2016
Leider hat unser Nelvie den Olympia-Finaleinzug verpasst oder positiv ausgedrückt, Bronze erkämpft. Unser Superschwerer verlor einstimmig gegen Bahodir Jalolov, dem Überflieger aus Usbekistan. Sicherlich wollte Nelvie mehr, aber gegen den Usbeken war er chancenlos. Ich freue mich für den Koloss aus Köln und für uns Boxer, denn es ist die erste Medaille, seit Artem Harutyunyan 2016 in Rio Bronze gewann.
Nelvie startete gegen den baumlangen Usbeken zackig und schlug gegen den Körper. Aber da war nichts Zählbares dabei. Der Rechtslausleger Jalolov parierte Nelvies Schläge meisterlich und setzte seinerseits starke und technisch perfekte Treffer. Nelvie stand mit dem ersten Gongschlag auf verlorenem Posten. Natürlich bekam er in den Pausen mit, dass er hinten lag, aber alles auf eine Karte zu setzen, das hätte böse ins Auge gehen können. Ich glaube, dass Jalolov genau darauf wartete. Nach den Siegen gegen den Aserbaidschaner Mahammad Abdullayev und den Italiener Diego Lenzi verabschiedet sich Nelvie mit der Bronzemedaille von dem großartigen Turnier und, so wie ich gehört habe, auch vom Amateursport.
Den Kampf um Gold werden Jalolov und der Spanier Ayoub Ghadfa bestreiten, der in seinem Halbfinale den Franzosen Djamili-Dini Aboudou Moindze ebenfalls mit 5:0 schlug. Ich habe gestern mein erstes Olympiafinale live gesehen! Es war ein krasses Gefecht zwischen dem Kubaner Erislandy Alvarez Borges und dem Franzosen Sofiane Oumiha, mit dem besseren Ende für den neuen Olympiasieger Alvarez. Der Kampf war so spannend, dass ich mir insgeheim wünschte, sie würden einige Runden als Zugabe geben. Nach dem Kampf sind wir los, denn Heike und ich hätten sonst die letzte Metro nach Torcy verpasst.