Das Internationale Olympische Komitee setzt seinen Mitgliedern mit einer deutlichen Ansage, was man für eine Fortsetzung der Tradition des olympischen Boxens erwartet, die Pistole auf die Brust.
Beim Weltqualifikationsturnier in Busto Arsizio, Italien, vom 3. bis 11. März 2024 haben sich 21 Frauen und 28 Männer für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifiziert. Ein zweites und letztes Weltqualifikationsturnier findet vom 25. Mai bis zum 2. Juni in Bangkok, Thailand, statt. Nicht ausgeschlossen, dass dies die vorerst letzten Turniere sind, die Boxerinnen und Boxern die Teilnahme an Olympischen Spielen ermöglichen.
Die PBU, Paris 2024 Boxing Unit, organisierte beide Veranstaltungen. Sie hatte der Exekutivausschuss des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) eigens geschaffen, um die Box-Qualifikationsturniere und die Boxwettbewerbe bei den Olympischen Spielen Paris 2024 zu organisieren und durchzuführen. Dieser Schritt war nötig geworden, nachdem das IOC den internationalen Boxverband IBA erst suspendierte und anschließend nicht mehr anerkannte.
Olympiaturnier 2028 in L.A. liegt weiter auf Eis
Auf einer Pressekonferenz nach der Sitzung des IOC-Exekutivausschusses am 19. März kritisierte IOC-Sportdirektor Kit McConnell die nationalen Boxverbände. Er betonte, dass dies das letzte Mal sei, dass ein solcher Prozess vom IOC durchgeführt werde. Die Aufnahme des Boxens ins olympische Programm 2028 in Los Angeles ist nach der Entscheidung der IOC-Vollversammlung im vergangenen Jahr auf Eis gelegt und nicht bestätigt.
Ein Ende des olympischen Boxens hätte verheerende Folgen für den Sport. Nicht nur, weil Boxerinnen und Boxern verwehrt bleibt, sich auf der weltgrößten Bühne des Amateursports zu präsentieren. Auch Fördergelder fließen dann nicht mehr in den Boxsport, was die Spitzensport-Förderung der Verbände und Vereine erheblich beeinträchtigen würde.
IOC zählt die nationalen Boxverbände an
Der Exekutivausschuss hat noch einmal deutlich gemacht, dass dies das letzte Mal sein muss, dass ein solcher Prozess vom IOC durchgeführt wird. Nach der Entscheidung der IOC-Vollversammlung im vergangenen Jahr ist die Aufnahme des Boxens ins olympische Programm 2028 in Los Angeles auf Eis gelegt und nicht bestätigt. Wenn es keine Boxorganisation gibt, die von den nationalen Verbänden unterstützt und vorangetrieben wird, werden wir nicht in der Lage sein, den Boxsport in das olympische Programm aufzunehmen.“
IOC-Sportdirektor Kit McConnell
Um den Boxsport in das olympische Programm aufzunehmen, ist es notwendig, dass es eine Boxorganisation gibt, die von den nationalen Verbänden unterstützt und vorangetrieben wird. Es liegt nun an den nationalen Verbänden, diesen Wandel voranzutreiben und ein Gremium zu schaffen, mit dem wir partnerschaftlich zusammenarbeiten können. Die IOC-Vollversammlung hat 2023 in Mumbai klargestellt, dass die IBA dieses Gremium sein kann.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl an all die Verbände, die
World Boxing kämpft für die Zukunft des Olympischen Boxens
Der im April 2023 in Lausanne gegründete Verband World Boxing würde gerne diese Rolle übernehmen. In einer Stellungnahme begrüßt der Verband heute die klare Position des IOC zum Status des Boxens bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles. World Boxing strebt an, dieser neue internationale Verband zu sein.
Das Ziel ist nun, die Anerkennung durch das IOC zu erreichen. Dafür müssen jedoch weitere nationale Verbände World Boxing beitreten. Derzeit sind es erst 27 (Stand: Ende Dezember 2023). „Das IOC hat eine direkte und unmissverständliche Botschaft an alle gesendet, die mit dem Sport verbunden sind“, heißt es im Statement von World Boxing, das heute veröffentlicht wurde. „Wir rufen alle nationalen Verbände und alle, denen die Boxerinnen und Boxer und die Zukunft des Boxens am Herzen liegen, auf, sich World Boxing anzuschließen, uns zu unterstützen und mit uns zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass der Boxsport im Herzen der olympischen Bewegung bleibt.“
Text: Andreas Ohlberger