On This Day: Tiger vs. Rocky 2

Am 15. April 2000 bestritten Dariusz Michalczewski und Graciano Rocchigiani ihr lang ersehntes Rematch. Vier Jahre zuvor hatte der „Tiger“ in einem skandalösen Duell gegen „Rocky“ glücklich die Oberhand behalten.

Gegen „ Rocky“ (r.) verteidigte der „Tiger“ (l.) am 15. April 2000 seinen WM-Gürtel der WBO zum 17. Mal erfolgreich. (Foto: imago-images / Jaspersen)

Der 15. April 2000 wird von den deutschen Boxfans mit höchster Spannung erwartet. Mit Dariusz Michalczewski und Graciano Rocchigiani stehen sich an diesem Abend in der Preussag Arena von Hannover zwei der prägendsten Figuren des deutschen Boxsports gegenüber. Hier der „Tiger“ als dominanter WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht – dort „Rocky“, der unbequeme, ewige Rebell.

Brisante Vorgeschichte

Außerdem hatte das Duell Tiger vs. Rocky 2 eine äußerst brisante Vorgeschichte. Vier Jahre zuvor trafen die beiden Rivalen im Stadion am Millerntor in Hamburger Stadtteil St. Pauli erstmals aufeinander. Rocchigiani ging als Underdog in diesen Fight gegen den gebürtigen Polen. Dennoch vermöbelte er den WBO-Champ im Halbschwergewicht in den ersten sechs Runden und schien auf dem Weg zum Sieg.

In der Siebten erwischte Rocky den Titelverteidiger nach einem Trennkommando des Ringrichters – worauf Michalczewski zu Boden sank und signalisierte, er könne nicht mehr weiterkämpfen. In den Augen der meisten markierte der überforderte Champ den sterbenden Schwan. Der Fight wurde abgebrochen, die Offiziellen gaben schnell ein Urteil bekannt: Technisches Unentschieden. Der Tiger blieb Weltmeister – doch das Stadion kochte und feierte Rocky.

Im Skandal-Fight am 10. August 1996 geht Michalczewski zu Boden, als ihn ein Schlag von Rocchigiani (r.) nach einem Trennkommando erwischt. Es kommt zu Abbruch. (Foto: Getty Images)

Als es knapp vier Jahre später am 15. April 2000 zur „Revanche“ kommt, ist das Ballyhoo im Vorfeld gewaltig. Rocky nennt seinen Rivalen bei einem Pressetermin gar einen „dummen Polen“, was ihm zwar viel Kritik einbringt, der Vermarktung des erneuten Duells aber zuträglich ist.

„Ick war satt“ – Rocky gibt auf

Der unbesiegte Michalczewski geht wieder als Favorit in den Ring – und lässt diesmal an seinem Status keine Zweifel aufkommen. Mit präzisen Jabs und hoher Schlagfrequenz kontrolliert er den Kampf fast durchgehend. Immer wieder durchbricht der Tiger die sonst so stabile Doppeldeckung des Herausforderers. Rocchigiani, der nach einer längeren Pause wieder im Seilgeviert steht, findet kaum Mittel gegen den immensen Druck. In der Pause zur zehnten Runde gibt Rocky auf – Technischer K.o. „Ick war satt!“, sagte der Berliner später.

„Ich wollte zeigen, dass ich zurecht Champion bin“, erklärte Michalczewski auf der Pressekonferenz nach dem Kampf. „Ich habe Respekt vor Graciano, aber im Ring zählt nur Leistung.“ Darauf feixte Rocchigiani: „Dariusz ist zwar ein dummer Pole, aber er hat heute besser geboxt.“ 

Text: Frank Schwantes

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