Kubrat Pulev hat sich in seiner bulgarischen Heimat die Krone als „regulärer“ WBA-Champ im Schwergewicht aufgesetzt. Gegen Mahmoud Charr siegte die „Kobra“ einstimmig nach Punkten.
Es war der zweite Anlauf am vergangenen Samstag, und diesmal passte alles für Kubrat Pulev. Nachdem der 43-jährige Bulgare bereits Ende März gegen Mahmoud Charr um dessen Titel als „regulärer“ WBA-Weltmeister hätte boxen sollen, kam es gut acht Monate später endlich zum heiß erwarteten Duell in der bulgarischen Hauptstadt Sofia.
Plus bei Runden und Kondition
Am Ende triumphierte Pulev vor 11.000 Fans in seiner Heimatstadt und gewann einstimmig nach Punkten gegen den 40-jährigen „Diamond Boy“. Die Wertungen lauteten zwei Mal 117-111 sowie 116-112. Pulev gewann auf den Punktzetteln zurecht die meisten Runden, punktete zudem mit der besseren Kondition.
Pulev baute seinen Kampfrekord auf nunmehr 32-3-0 (14 K.o.) aus. Für Charr war es die fünfte Niederlage (34-5-0, 20 K.o.) seiner Profikarriere. Der Kölner verlor erstmals seit 2015 wieder einen Fight, stand seitdem aber auch nur sieben Mal im Ring.
Pulev: Später Erfolg in Titelkampf
Über dem neuen „regulären“ Champ Pulev thront bei der WBA noch der „Super Champ“ in Person von Oleksandr Usyk. Auf dem Papier hat sich der Schützling von Trainer Ulli Wegner nun in eine gute Ausgangsposition gebracht, um den Sieger des bevorstehenden Rückkampfs zwischen Usyk und Tyson Fury am 21. Dezember herauszufordern.
Pulev hatte bereits zwei Mal um große Titel im Schwergewicht geboxt: 2014 wurde er von Wladimir Klitschko in der fünften Runde ausgeknockt und 2020 von Anthony Joshua in der Neunten Runden gestoppt. Einen weiteren Rückschlag musste Pulev 2022 hinnehmen, als er seinen Rückkampf gegen Derek Chisora per Split Decision verlor.
Duell gegen „Super Champ“?
Die WBA wurde in den letzten Jahren immer wieder für ihre Titelflut verspottet, hat aber die Zahl der sekundären Gürtel zuletzt verringern können. Dennoch besteht der „reguläre“ Titel im Schwergewicht schon seit Jahren. Das würde sich ändern, wenn die WBA einen Kampf zwischen Pulev und dem Sieger von Usyk vs. Fury II anordnet – oder der Gewinner dieses Mega-Fights seinen WBA-„Super“-Titel lieber aufgibt, als gegen Pulev anzutreten. In diesem Fall würde der Bulgare sogar zum primären Titelträger des Verbandes aufsteigen.
Im Vorfeld des Kampfs Pulev vs. Charr war es in Sofia zu einem Eklat gekommen. Beim Abspielen der deutschen Hymne für Charr legte der Veranstalter versehentlich die erste („Deutschland, Deutschland über alles“) statt der dritten Strophe des Deutschland-Liedes auf. „So etwas darf nicht passieren, gerade bei solchen Höhepunkten“, teilte ein ansonsten stolzer Ulli Wegner der Deutschen Presse-Agentur mit.
Text: Frank Schwantes
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