Sarah Liegmann – aus der Ringecke: Fight-Day

Bevor ich loslege: Ich freue mich sehr, dass du hier bist, um meine Kolumne zu lesen. Es wird chaotisch, lustig, aber hauptsächlich 100 Prozent echt. Ich werde von vielen Anekdoten und Erfahrungen aus dem Boxen berichten, aber dir auch spannende Insights in meinen alltäglichen Wahnsinn geben. Und jetzt heißt es: Ring frei!

Sarah Liegmann hat an einem Fight-Day eine klare Routine. (Foto: IMAGO / Wolter)

Fight-Day. Der aufregendste Tag eines Kämpfers, an dem sich alles entscheidet. Eine harte Vorbereitungszeit liegt hinter einem, den Kampf zu gewinnen, liegt in der eigenen Hand. Bei mir gestaltet sich der Fight-Day immer sehr durchstrukturiert und routiniert. Ich versuche erstmal so lange, wie möglich zu schlafen. Danach gibt es ein ausgewogenes Frühstück, allerdings achte ich, obwohl der Weight Cut schon durch ist, immer noch auf das, was ich esse, um meinen Stoffwechsel vor dem Kampf nicht auf den Kopf zu stellen. Die Nervosität kommt über den Tag bei mir immer in Intervallen. In manchen Momenten ist das Gefühl da, in manchen Momenten wiederum nicht. Nach dem Frühstück bekomme ich immer meine Haare geflochten. Wenn ich in Deutschland kämpfe und die Location nicht weit von zu Hause ist, flechtet mir meine Nachbarin immer die Haare.

Wir sind damals durch Zufall so richtig in Kontakt gekommen, da ich mal wieder mit meiner Mutter im Ausland war und mein Vater beruflich einen Auftrag hatte und abends noch unterwegs war. Unsere Beagledame Luna hatte er alleine gelassen, die das offensichtlich nicht ganz so lustig fand. Da er mit dem Dienstwagen unterwegs war und alle Autos vor der Tür standen, bekam ich irgendwann auf Instagram eine Nachrichtenanfrage, ob bei meinem Vater alles in Ordnung sei, da der Hund die ganze Nachbarschaft zusammenbellen würde. Dadurch haben wir uns auf Social Media angefreundet und als ich nach jemandem gesucht habe, der Braids flechten kann, hat sie sich angeboten. Super praktisch! Seit dem Tag ist sie meine persönliche Braiderin in Deutschland. In den Staaten macht es immer Claressas Assistentin, die nebenbei beruflich Braiderin ist.

Das Wichtigste am Fight-Day! 

Sobald die Haare kampftauglich sind, geht es gegen Nachmittag zur Location. Eine Sache darf auf dem Weg dorthin nicht fehlen – der Besuch bei Subway. Für mich gehört es zu meiner Routine vor dem Kampf einen Wrap von Subway zu essen, es darf aber auch nur ein Chicken Caesar Wrap sein. Das ganze Ritual ist damals bei meinem Debüt in Nebraska entstanden. Wir waren mit dem Team in Omaha und unser Hotel lag ca. zehn Minuten außerhalb der Stadt. Von einem Supermarkt war weit und breit nichts zu sehen. Ich hatte die Wahl in einem Diner zu essen, an der Tankstelle Hot Dogs kaufen, oder zum 15 Minuten entfernten Subway zu pilgern. Fun-Fact am Rande: Omaha liegt an der Grenze von Nebraska und Iowa. Den Subway haben wir in Iowa besucht. 

Seit dem Tag müssen wir jedes Mal abchecken, ob es einen Subway in der Nähe der Kampflocation gibt. Das nächste ungeschriebene Gesetz zu meinem Essen ist, dass immer nur die Hälfte vor dem Kampf gegessen wird. Die andere Hälfte verwahre ich mir immer für nach dem Kampf auf. Sobald ich in meiner Kabine bin, möchte ich weitestgehend in Ruhe gelassen werden. Nur mein Trainer, mein Cutman, mein Videograph und meine Mutter dürfen in der Kabine sein. Auch meine Mutter geht ca. 20 Minuten vor dem Kampf, bzw. bewegt sich nur noch komplett im Hintergrund. Die letzten Minuten vor einem Kampf gehe ich mit meinem Trainer noch mal alles durch und wir arbeiten locker an der Pratze. Der Weg zum Ring ist für mich immer besonders emotional, da ich den Auftritt liebe, die Anspannung hier ihren Höhepunkt erreicht und ich mich dann einfach nur noch auf den Kampf freue.

Liegmann ein „totaler Frühstücksmensch“

Nach dem Kampf wird die 2. Hälfte von meinem Subway-Wrap gegessen und generell einfach alles gegessen, was sich findet. In der Regel bin ich immer total motiviert zu feiern, aber meistens bin ich so müde, dass ich es nicht lange aushalte. Das allerschönste ist immer das Frühstück am nächsten Tag nach dem Kampf. Ich bin ein totaler Frühstücksmensch und liebe es sonntagmorgens, die zwei Kilogramm, die ich für den Kampf abgenommen habe, wieder zuzunehmen.

Sarah Liegmann

Sarah Liegmann wurde am 26. Januar 2002 in Bonn geboren. Die Federgewichtlerin boxt seit 2021 als Profi, trainiert und lebt in Deutschland und in den USA. Liegmann alias „The Princess“ ist amtierende WBC-Junioren-Championesse. Zudem sicherte sich die frühere Kickboxerin den WM-Gürtel des Verbandes WBF.

Webseite: princess-boxing.de
YouTube: Sarah Liegmann
Instagram: sarahliegmann
Facebook: sarah.liegmann