Sarah Liegmann – aus der Ringecke: Niemals aufgeben!

Bevor ich loslege: Ich freue mich sehr, dass du hier bist, um meine Kolumne zu lesen. Es wird chaotisch, lustig, aber hauptsächlich 100 Prozent echt. Ich werde von vielen Anekdoten und Erfahrungen aus dem Boxen berichten, aber dir auch spannende Insights in meinen alltäglichen Wahnsinn geben. Und jetzt heißt es: Ring frei!

Für Sarah Liegmann war der Weg zum Training in die USA während der Corona-Pandemie ein sehr beschwerlicher. (Foto: IMAGO / Wolter)

Anlässlich der Olympischen Spiele wird aktuell wieder viel über die Corona-Zeit gesprochen. Es wird viel Bezug auf 2021 genommen, als die Olympischen Spiele, welche 2020 aufgrund der Pandemie nicht durchgeführt werden konnten, in Tokio stattfanden. Jeder Athlet hat unter dieser Zeit gelitten. Mental Health wurde so sehr thematisiert wie noch nie zuvor. Auch bei mir hat sich damals einiges verändert und mich auch emotional sehr belastet. Eine Zeit, von der man hofft, dass sie nie wieder kommt.

Ich selbst war 2020, als das Ganze anfing, mitten im Abitur. Eigentlich war mein Plan, nach dem Abitur ein Jahr in die USA zum Training zu gehen – das war der große Traum und das Ziel. Zunächst aber stand das Abi im Vordergrund. Das erste Mal in meinem Leben stand das Training nicht im Vordergrund … Aber wie auch. Die ersten Corona-Maßnahmen wurden getroffen. Die letzten zwei Wochen Unterricht musste ich noch von zu Hause im Zoom-Call absitzen. Für das Training hatten wir die Garage ausgebaut, sodass ich wenigstens ein bisschen machen konnte. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen Kaderstatus im Amateurboxen, umso glücklicher war ich dann, als es hieß, dass Kaderathleten trainieren durften. Trotzdem schien der Traum von den USA zu platzen – Travel Ban. Keine Einreise möglich. Total Lockdown.

Liegmann: Der Lockdown hat wahnsinnig gemacht

Als ich mein Abi in der Tasche hatte und die ganze Lockdown-Situation mich immer wahnsinniger machte, habe ich nebenbei Trainerlizenz B & A angefangen. So hatte ich noch ein bisschen was neben dem Training, das nur nach Absprache ab und zu stattfinden durfte, für den Kopf. Irgendwann wurden die ersten Reise-Maßnahmen gelockert und für mich war klar: Ich wollte reisen, also weg. Malta funktionierte. Da ich dort schon seit Jahren zum Urlaub und Training hinflog, schien das meine beste Option. Und es war eine sehr gute Entscheidung.

Insgesamt verbrachte ich acht Wochen auf Malta, auch dort war die Maske mein treuer Begleiter. Dennoch war es nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich wollte in die USA, wo eine Einladung auf mich wartete. Mental hat es mich schon sehr belastet. Der Traum wurde einem verwehrt, das Training lief nur im Ausland zu hundert Prozent problemlos und zu Hause durfte man nach 22 Uhr nicht mehr auf der Straße sein. Trotzdem habe ich mich irgendwie, so wie viele andere Athleten auch, nicht aufgegeben, diese Zeit durchgestanden und einfach so gut wie möglich weiter gemacht.

Mit Zwischenstopp in die USA

Von Deutschland direkt in die USA einreisen, funktionierte auch im November 2020 noch nicht. Es gibt eine Lösung, dachten wir. Und die gab es dann auch. Endlich! Der Lösungsweg beinhaltete einen dreiwöchigen Zwischenstopp in Mexiko. Meine Mutter und ich flogen zunächst von Deutschland nach Mexiko. All das war logischerweise nur mit Impfungen möglich. In Mexiko verbrachten wir drei Wochen, auch dort hatte ich einen Trainer, von dem ich viel mitnehmen konnte. Ihn habe ich 2021 erneut besucht.

Nach diesem längeren Zwischenstopp auf mexikanischem Boden flogen wir von Cancun nach Fort Lauderdale. Ob das wirklich funktioniert, fragten wir uns … No risk no fun! Und wie es funktionierte. Bei der Passkontrolle wunderte man sich, da der Herr schon seit Monaten kaum noch europäische Pässe entgegengenommen hatte. Trotzdem ging der Plan auf. Schon zwei Tage später hatte ich mein erstes Training mit meinem heutigen Coach in den USA, John David Jackson. 2021 haben wir dann in unserem ersten gemeinsamen Camp auf meinen ersten Profi-Kampf vorbereitet. Was zeigt uns das? Niemals aufgeben!

Sarah Liegmann

Sarah Liegmann wurde am 26. Januar 2002 in Bonn geboren. Die Federgewichtlerin boxt seit 2021 als Profi, trainiert und lebt in Deutschland und in den USA. Liegmann alias „The Princess“ ist amtierende WBC-Junioren-Championesse. Zudem sicherte sich die frühere Kickboxerin den WM-Gürtel des Verbandes WBF.

Webseite: princess-boxing.de
YouTube: Sarah Liegmann
Instagram: sarahliegmann
Facebook: sarah.liegmann