Sarah Liegmann – Aus der Ringecke: Unterschätzt die Frauen nicht!

Bevor ich loslege: Ich freue mich sehr, dass du hier bist, um meine Kolumne zu lesen. Es wird chaotisch, lustig, aber hauptsächlich 100 Prozent echt. Ich werde von vielen Anekdoten und Erfahrungen aus dem Boxen berichten, aber dir auch spannende Insights in meinen alltäglichen Wahnsinn geben. Und jetzt heißt es: Ring frei!

BOXSPORT-Kolumnistin und Profiboxerin Sarah Liegmann (10-0, 2 K.o.) verfolgt konsequent ihre Ziele – auch, wenn es schwierig wird. (Foto: privat)

Manchmal hat man das Gefühl, nicht gesehen oder gehört zu werden – so ist er leider nach wie vor, der traurige Alltag im Frauenboxen. Ich bin enttäuscht und sauer, da ich in letzter Zeit auf viele Geschichten gestoßen bin und auch selbst nach einem Gespräch mit einem Promoter nur mit einem Kopfschütteln davongehen konnte …

Ich will nicht sagen, dass ich davon ausgegangen bin, dass dieses Business schön und rosig ist. Aber: Ja, ich habe es mir in manchen Aspekten einfacher vorgestellt. Ich möchte hier nicht nur über mich reden – ich musste mir z.B. zuletzt noch anhören, dass man keine Frauen auf der Fightcard möchte, da Frauenkämpfe nicht lukrativ und ansehnlich sind –, ich rede auch über andere Schicksale.

Eine Bekannte von mir aus Florida wurde auf eine Fightcard gesetzt, nur um zwei Wochen später, nachdem sie mit dem Camp bereits begonnen hatte, zu hören: Es gebe Probleme bei der Gegnersuche – und es sei auch irgendwie nicht ansehnlich, dass sie ihren letzten (und ersten Kampf) verloren hatte. Nach 20 Jahren im US-Kader und zehn gewonnen Profikämpfen. Enttäuschung und Wut sind da wohl nachvollziehbar.

Wer jagt, muss auch zahlen

Die Probleme mit der Gegnersuche sind kein Geheimnis, wir Frauen haben nun einmal nicht rund 1.500 Athleten in einer Gewichtsklasse. Der Pool an möglichen Gegnerinnen ist kleiner und das Matchmaking somit oft schwieriger. Hat man einen gewissen Status erreicht, ist die Frage, ob man jagt oder die Gejagte sein will: Denn wer jagt, muss auch zahlen. Oft genug habe ich es erlebt, dass Veranstalter keinen Cent zahlen – günstige Gegner müssen her. Wer möchte oder kann mal soeben ab 10.000 Euro zahlen?

Das ist der Punkt, wo viele aufhören, ihren Traum aufgeben und sich langsam damit abfinden, dass es vielleicht nicht sein sollte. Und genau das sollten wir Frauen nicht tun. Ich werde es nicht tun. Es ist mental nicht immer einfach. Mal wird man abgeblockt, mal nicht ernst genommen. Aber was zählt, sind die Liebe zum Sport und einige Leute im Umfeld, die an dich glauben. Und egal, wie viele Konter man ab und zu bekommt oder in welcher Krise man sich befindet: Hört auf die Leute, die an euch glauben. Denn das sind die Einzigen, die es beurteilen können.

Einfach Wege? Sind für die Schwachen

Gerade der Trainer, der dich jeden Tag – an guten und an schlechten – sieht, weiß, welche Leistung du erbringen kannst. Er kann über deine Leistung urteilen. Die Absage eines Sponsors, weil er nicht das Potenzial in dir sieht? Egal. Er kennt dich ja auch nicht. On to the next! Männer, die keine Frau auf der Fightcard wollen? Sollen sie sehen, was sie in der Zukunft davon haben.

Ich müsste mir diesen Stress nicht antun. Könnte mich Vollzeit auf die Uni konzentrieren und in ein paar Jahren fertige Psychotherapeutin sein. Allerdings bin ich mit diesem Sport groß geworden, habe Ziele – und diese werde ich weiterverfolgen.

„Auf einfache Wege schickt man nur die Schwachen“, sagte Hermann Hesse. Und eins haben alle Frauen gemeinsam: Wir sind nicht schwach.

Sarah Liegmann

Sarah Liegmann wurde am 26. Januar 2002 in Bonn geboren. Die Federgewichtlerin boxt seit 2021 als Profi, trainiert und lebt in Deutschland und in den USA. Liegmann alias „The Princess“ ist amtierende WBC-Junioren-Championesse. Zudem sicherte sich die frühere Kickboxerin den WM-Gürtel des Verbandes WBF.

Webseite: princess-boxing.de
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Instagram: sarahliegmann
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