Bevor ich loslege: Ich freue mich sehr, dass du hier bist, um meine Kolumne zu lesen. Es wird chaotisch, lustig, aber hauptsächlich 100 Prozent echt. Ich werde von vielen Anekdoten und Erfahrungen aus dem Boxen berichten, aber dir auch spannende Insights in meinen alltäglichen Wahnsinn geben. Und jetzt heißt es: Ring frei!
Weight Cut – Ich glaube, kein Kampfsportler freut sich auf diese Zeit vor einem Kampf. Es fordert neben dem harten Training ab einem gewissen Punkt auch eine Menge an Disziplin in der Küche. Für mich persönlich oftmals sehr schwierig, denn obwohl ich mit dem richtigen Weight Cut nach sechs Wochen Ernährungsumstellung erst zwei Wochen vor einem Kampf anfange, hasse ich es, auf Schokolade zu verzichten. Viele werden sich jetzt fragen, wo das Problem liegt, allerdings gehört es für mich zur alltäglichen Routine, einen Kinder-Riegel zu essen. Das Einzige, was mir wirklich hilft, sind die unverschämten Preise für „Kinder“-Produkte in den amerikanischen Supermärkten, wenn ich im Trainingscamp bin. Aber jetzt weg von meinem schokoladigen Problem und zurück zur Ernährung im Camp.
Für mich liegt der Fokus ganz klar darauf, Mehlprodukte zu reduzieren. Wo wir tatsächlich beim nächsten Problem wären, da ich – typisch deutsch – jegliche Art von Brot liebe. Aber auch hier haben die Amerikaner eine Lösung für mein Problem. Wir färben Toasts in 20 verschiedenen Farben und verkaufen es unter anderem Namen. Also heißt es für mich zunächst: kein Brot, keine Nudeln und deutlich weniger Zucker. Wie schon anfangs erwähnt, fange ich erst mal nur mit einer Ernährungsumstellung an. Für mich reicht es, den Fokus aufs Abnehmen erst recht kurz vor dem Kampf zu legen, da ich auch außerhalb der Vorbereitung immer nur zwei Kilogramm über meinem Kampfgewicht bin. Ich mag es nicht, schon gestresst mit dem Gedanken „Du musst in shape kommen“ in eine Kampfvorbereitung zu gehen. Zu viel Gewicht stört mich relativ schnell, auch im Training – deshalb liegt mein Wohlfühlgewicht als Federgewichtlerin bei 59 Kilogramm.
Liegmann: „Ich kenne meinen Körper am besten!“
Natürlich kommt dann schon mal die Frage auf, warum ich nicht eine Gewichtsklasse tiefer kämpfe – Gegenfrage: „Warum sollte ich“? Ich kenne meinen Körper selbst am besten und weiß, was für mich gut ist und was eben nicht – im Federgewicht fühle ich mich gut und werde dort auch erst mal bleiben. Aber zurück zur Ernährung. Wenn es dann in die heiße Phase geht, habe ich einen ganz bestimmten Ernährungsplan, der für mich bis jetzt immer perfekt funktioniert hat. Mein Frühstück besteht aus ca. 150 g Magerquark mit zwei Esslöffeln Wasser. Dazu rühre ich immer Süßungsmittel mit verschiedenen Geschmacksrichtungen ein, in der Regel bleibt es aber Basic mit einfachem Vanillegeschmack. Als Topping nutze ich zuckerreduzierte weiße Schokolade und gefrorene Himbeeren. Danach geht es ins erste Training. Unmittelbar nach dem Training gibt es für mich dann ca. 200 g Reis mit Ei, Hähnchen und Gemüse. Vor dem zweiten Training esse ich einen kleinen Snack, je nachdem, wie groß der Hunger ist. Danach gibt es für mich nur noch Gemüse und Fleisch oder Fisch.
So komme ich relativ zügig auf mein Kampfgewicht. Wenn mir die Weight Ins zu spät sind, frühstücke ich spät und gehe vor der Waage noch mal eine halbe Stunde in die Badewanne, um die überschüssigen Gramm wieder abzuschwitzen. Am meisten freue ich mich immer auf den Morgen nach dem Kampf – endlich kein Magerquark mehr!
Sarah Liegmann
Sarah Liegmann wurde am 26. Januar 2002 in Bonn geboren. Die Federgewichtlerin boxt seit 2021 als Profi, trainiert und lebt in Deutschland und in den USA. Liegmann alias „The Princess“ ist amtierende WBC-Junioren-Championesse. Zudem sicherte sich die frühere Kickboxerin den WM-Gürtel des Verbandes WBF.
Webseite: princess-boxing.de
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