Sarah Liegmann – Aus der Ringecke: Endlich wieder boxen!

Bevor ich loslege: Ich freue mich sehr, dass du hier bist, um meine Kolumne zu lesen. Es wird chaotisch, lustig, aber hauptsächlich 100 Prozent echt. Ich werde von vielen Anekdoten und Erfahrungen aus dem Boxen berichten, aber dir auch spannende Insights in meinen alltäglichen Wahnsinn geben. Und jetzt heißt es: Ring frei!

Nach einem Jahr Pause gleich wieder mit einer Titelverteidigung starten? Das fühlte sich nach der langen Pause nicht richtig an. Für Außenstehende ist es vielleicht nicht ganz nachvollziehbar, da ich in dem Jahr bis auf die Verletzungspause ganz normal trainiert habe.

Für mich war es wichtig, mental noch einmal alles zu erleben, was ein Kampf mit sich bringt. Wie eine Generalprobe. Ich habe nach der Verletzung gemerkt, wie lange der Kopf braucht, um mitzukommen oder zu verstehen, dass alles wieder beim Alten ist und ich normal trainieren kann. Das hat auch eine große Rolle bei meiner Entscheidung gespielt – sich in einer Kampfsituation nicht in alten Gedanken zu verlieren. „Was mache ich, wenn es im Kampf passiert?“ Kurzum – der Knoten musste platzen.

Kampf nach drei Wochen Vorbereitung

Der Plan, einen Stay Busy Fight zu machen, stand mit meinem Team schon fest, bevor ich ins Trainingslager nach Miami kam. Nur zwei Fragen waren noch offen: Wo (USA, Kolumbien oder Dominikanische Republik) und wann? Apropos „alte Gedanken“: Ich habe mir am Anfang noch gesagt, dass es nicht so schlimm ist, wenn es nicht klappt, weil ich mich natürlich auch verletzen könnte und mich damit vor der Titelverteidigung einem Risiko aussetze. Wenn ich das gesagt habe, ging es logischerweise immer nur um die Hand. Jede psychiatrische Diagnose wäre zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich auf Hypochondrie (Angst vor gesundheitlichen Problemen) hinausgelaufen.

In der ersten Woche meines Camps stand dann relativ schnell fest, dass es für mich in die DomRep geht. Der Termin stand mit dem 25.03. auch schon so gut wie fest, aber wie das im Boxsport so ist – der Termin musste noch einmal angepasst werden. Als mir dann der 15.03. als einzige Möglichkeit von der Kommission genannt wurde, musste ich erst einmal schlucken. Nach dreieinhalb Wochen Camp schon wieder kämpfen? Ich hatte keine andere Wahl und willigte ein.

Neues Management & neuer Coach für Liegmann

In den Wochen vor dem Kampf hat sich bei mir einiges geändert. Neben John David Jackson trainiert mich jetzt auch Michael Hobart. Er kümmert sich um mein Techniktraining und springt auch gerne ein, wenn John verhindert ist. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis aufgebaut, was nicht nur für unser Training wichtig ist, denn inzwischen ist er auch mein Manager. Er und drei weitere Freunde haben letztes Jahr eine Managementfirma gegründet und ich habe von ihnen ein lukratives Angebot bekommen. Mein alter Manager steht mir weiterhin als Co-Manager zur Seite – kein böses Blut. Er selbst sieht den Vertrag als große Chance für mich.

Da Michael den Kontakt in die Dominikanische Republik hatte und auch einen seiner Kämpfer dort kämpfen lassen wollte, übernahm er mein Coaching für diesen Kampf. So flogen wir zu viert von Miami nach Puerto Plata. Unsere Reisegruppe bestand also aus Michael, meiner Mutter, einem italienischen Kämpfer und mir. Um ehrlich zu sein, habe ich es nicht in den sozialen Medien thematisiert, da ich nach Jahren mal wieder die Möglichkeit hatte, es einfach für mich zu machen, in aller Ruhe, nicht einmal meine Freunde wussten davon. Fast wie zu Amateurzeiten.

Wenn man an die Dominikanische Republik denkt, denkt man eher an Strandurlaub mit einem tollen Hotel. Für uns ging es aber nach Sosua. Sosua ist bekannt für Sextourismus und Low Budget Urlaub. Das war uns vorher bewusst …

Teil zwei der Kolumne von Sarah Liegmann folgt in den kommenden Tagen!