„The Fire Inside“ ist am 25. Dezember in den US-Kinos gestartet. Das bewegende Biopic erzählt von Claressa Shields’ steinigem Weg bis hinauf in den Box-Olymp. BOXSPORT zeigt euch den offiziellen Trailer!
Claressa Shields hatte „The Fire Inside“ zum ersten Mal Anfang Januar 2024 gesehen. Ein Film, der den beeindruckenden Weg der Ausnahme-Boxerin beschreibt – vom Aufwachsen in der Kleinstadt Flint (Michigan, USA) bis zu ihren großen Triumphen bei den Olympischen Spielen.
Das Wichtigste vorweg: Der Film, der am vergangenen ersten Weihnachtstag in den US-Kinos startete, ist laut Shields „sehr genau“. Die mehrfache Profiweltmeisterin, die in Armut und zerrütteten Familienverhältnissen aufwuchs, hatte darin keine Rolle zu spielen, sondern segnete das Drehbuch ab. „Ich möchte, dass die Zuschauer sehen, dass nicht alles einfach war“, sagt Shields gegenüber ESPN. Ihr Weg sei geistig, körperlich und emotional hart gewesen und es habe viel gekostet, diese Dinge zu überwinden. „Aber ich wollte, dass sie dort drin sind, weil ich mich nicht dafür schäme. Und ich denke, es wird anderen helfen.“
Shields schreibt Geschichte bei Olympia
Sie gewann 2012 und 2016 olympisches Gold – und ist damit die erste US-amerikanische Boxerin, die bei den Spielen zwei Mal hintereinander ganz oben auf dem Treppchen stand. „The Fire Inside“ von Regisseurin Rachel Morrison skizziert in erster Linie den Weg von Shields nach London und endet, als sie mit dem Training für Olympia 2016 in Rio beginnt.
Als sich die 29-Jährige das Biopic ansieht, weint, lacht und ballt sie die Faust, denn das Feuer brennt noch immer in ihr. Shields wird in dem Film von Ryan Destiny gespielt. Die Boxerin ist begeistert davon, wie die US-Schauspielerin diese schwere Aufgabe gemeistert hat. „Ich habe für sie gebetet. Ich sagte: ,Oh, Herr, bitte gib ihr die Kraft, denn ich weiß, dass es schwer werden wird’“, verrät Shields.
Die Dreharbeiten zu The Fire Inside begannen im Jahr 2020, mussten dann aber bis 2022 wegen der Corona-Pandemie unterbrochen werden. Die Außenaufnahmen des Spielfilms entstanden in Claressas Heimatstadt Flint, die meisten Innendrehs in Toronto. „Es war so anders für mich, sehr schockierend für meinen Körper und einfach so neu“, beschreibt Ryan Destiny, die für diese Rolle erstmals in ihrem Leben wie eine Athletin trainieren und leben musste. Diät halten, Gewicht und Muskeln aufbauen – das alles sei nicht gerade ein Vergnügen gewesen für die Schauspielerin aus Detroit. Sie arbeitete mit Robert Sale zusammen, der schon für Boxfilme wie „Creed“ und „Creed III“ als technischer Berater fungierte.
„Stolz auf unsere Boxszenen“
Für die Kampfszenen in The Fire Inside wurden keine Stuntleute eingesetzt. Destiny drehte ihre Szenen selbst, alle beteiligten Kämpfer waren echte Boxer. Beim Training lernte sie die Grundlagen und wie man tatsächlich boxt. Claressa Shields nennt Destinys Art zu boxen gar „wunderschön“.
„Ich bin wirklich stolz auf unsere Boxszenen, weil ich denke, dass die Choreografie ziemlich dynamisch ist“, erklärt Regisseurin Rachel Morrison, die die „Sweet Science“ selbst vor einigen Jahren erlernt hat. „Und sie versetzt den Zuschauer auf eine Art und Weise in den Ring, die selbst bei den vielen Boxfilmen da draußen nicht immer gelungen ist.“
Der Film zeigt vor allem die emotionalen Aspekte von Shields’ beeindruckender Reise. Denn sie erhält nicht den Ruhm oder das Geld, das sie sich nach dem Gewinn der Goldmedaille erhofft hatte. Der Frust treibt die junge Boxerin sogar dazu, ihre Medaille in einem Pfandhaus zu verpfänden, woraufhin der Besitzer Claressas Mutter informiert.
Emotionale Film-Momente
Ihr Vater Bo, ein ehemaliger Boxer, verbüßte eine langjährige Haftstrafe. Als er aus dem Gefängnis freikommt, ist Claressa neun Jahre alt. Bo erzählt ihr von der berühmten Boxerin Laila Ali und weckt so das Interesse seiner Tochter für den Sport. Der Vater glaubt jedoch, dass Boxen ein Männersport sei, und erlaubt es Claressa nicht, damit weiterzumachen, bevor sie elf Jahre alt ist. Zu dieser Zeit beginnt die junge Fighterin im Berston Field House in Flint mit dem Boxsport, dort lernt sie auch ihren Trainer Jason Crutchfield kennen.
Einer der emotionalsten Film-Momente ist, als Shields zu den Olympiaausscheidungen 2012 nach China reist. Ihr Trainer Jason Crutchfield, gespielt von Brian Tyree Henry, kann sie dorthin jedoch nicht begleiten. Claressa fühlt sich verloren, als sie dort ihre erste Niederlage gegen Savannah Marshall erleidet und versucht, die Anweisungen eines Trainers zu verstehen, mit dem sie normalerweise nicht zusammenarbeitet.
Mehr als ein Jahrzehnt später berühren die Box-Queen diese Erlebnisse noch immer. „Ich hatte das Gefühl, meine Familie im Stich gelassen zu haben“, erzählt Shields rückblickend bei ESPN. „Ich habe Jason und alle im Stich gelassen, als ich verlor. Wenn ich das im Film sehe, muss ich immer noch weinen.“
„Ich möchte, dass Fünfjährige ihn sehen“
Bevor The Fire Inside gedreht wurde, wusste Ryan Destiny nichts von der bewegenden Geschichte der „GWOAT“ (Greatest Woman Of All Time). Doch damit ist bzw. war die Hauptdarstellerin nicht allein. Ihre Story werde nun „endlich richtig erzählt“, freut sich Shields, die 2016 Profi wurde, seitdem unbesiegt ist und schon in vier Gewichtsklassen Weltmeisterin wurde. Nun hofft die Boxerin, dass der Film die Menschen inspiriert und ermutigt.
„Ich möchte, dass Fünfjährige diesen Film sehen“, lächelt Shields, die am 2. Februar in ihrer Heimatstadt Flint wieder für einen WM-Fight in den Ring steigen wird. „Und wenn sie dann zwanzig sind und die Leute sie fragen, wer ihre Inspiration ist, dann sagen sie: ‚Weißt du was? Ich habe den Film The Fire Inside mit Claressa Shields gesehen. Der hat mir geholfen, dahin zu kommen, wo ich jetzt bin.‘“
Text: Frank Schwantes
Wann das Biopic „The Fire Inside“ über Claressa Shields in den deutschen Kinos startet oder bei einem Streamingdienst läuft, ist noch nicht bekannt. BOXSPORT hält euch auf dem Laufenden! Hier könnt ihr schon einmal den offiziellen Trailer sehen:
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