Es ist nicht das erste Mal, dass Tyson Fury ankündigt, sich vom Boxsport zurückzuziehen. Tut es der „Gypsy King“ dieses Mal wirklich?
Schon als er 2015 Wladimir Klitschko in Düsseldorf überraschend als Weltmeister der Verbände WBA, IBF und WBO entthronte, dauerte es nicht lange bis zur ersten schöpferischen Pause von Tyson Fury. 2016 gab der Brite alle seine WM-Gürtel zurück und erklärte später, Depressionen und Drogen seien der Grund für seinen Rückzug gewesen. In der Zeit während seiner Ring-Abstinenz produzierte der Skandal-Boxer vor allem Schlagzeilen durch Dopingvergehen und Drogenkonsum. Später wurde bei Fury eine bipolare Störung diagnostiziert.
Fury fühlt sich betrogen
Mitte 2018 kehrte der „Gypsy King“ in den Ring zurück, boxte sich langsam wieder nach oben. Er besiegte u.a. K.o.-Monster Deontay Wilder zwei Mal und eroberte dabei den WBC-Gürtel. 2022, nach seinem Sieg gegen Dillian Whyte, gab Fury erneut seinen Rücktritt bekannt. Nur um Ende des Jahres wieder gegen Derek Chisora in den Ring zurückzukehren.
Nach seiner zweiten Niederlage gegen Oleksandr Usyk am 21. Dezember 2024 sah Fury sich um den Sieg betrogen, doch mit dieser Ansicht stand er so ziemlich alleine da. Nun gab der 36 Jahre alte Brite auf Instagram zum wiederholten Mal seinen Abschied vom Preisboxen bekannt. „Ich werde mich kurz und bündig fassen. Ich möchte meinen Rücktritt vom Boxen bekanntgeben. Es war ein Riesenspaß. Ich habe jede einzelne Minute davon geliebt“, teilte Fury mit.
Es bleibt spekulativ, ob der Fighter aus Morecambe seinen erneuten Abschied nur vorgibt, um nach den jüngsten Pleiten seinen Marktwert wieder zu steigern. Denn eine mögliche „Battle of Britain“ gegen Landsmann Anthony Joshua ist in der Box-Welt nach wie vor von größtem Interesse, wie zuletzt dessen Promoter Eddie Hearn bestätigte.
„Tricks und Täuschungen“
Am Ende seiner knappen Videobotschaft gab Fury seinen Fans noch einen kryptischen Verweis: „Dick Turpin hat immerhin eine Maske getragen.“ Turpin ist eine fiktive Gestalt, dessen Geschichten im England des 18. Jahrhunderts spielte und die sich in verschiedenen Werken von Literatur, Musik und Co. wiederfinden. „Nachdem er durch die Obrigkeit betrogen wird, wird er zum Rächer in eigener Sache und zum Kämpfer gegen die Ungerechtigkeit gegenüber anderen Bürgern“, heißt es bei Wikipedia. „Dabei fungiert er häufig in Doppelrollen als normaler Bürger und als Straßenräuber. Die Geschichten basieren neben den Schilderungen von Kämpfen auch auf Späßen, Tricks und Täuschungen.“
Sieht sich Fury als Getäuschter und Betrogener wie Dick Turpin? Oder ist er derjenige, der wieder einmal täuscht und trickst? Das bleibt abzuwarten, aber sicher wird sich der Ex-Champ in der nächsten Zeit dazu noch äußern.
Text: Frank Schwantes
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