In seiner BOXSPORT-Kolumne sprach Kult-Trainer Ulli Wegner über die Deutschen Meisterschaften, Agit Kabayel, Jack Culcay und Co.
Zunächst muss ich im Box-Kalender kurz zurückgehen, zu den Deutschen Meisterschaften Anfang Dezember. Ich war bei den Finals in Schwerin vor Ort, wo ich eine hervorragend organisierte Jubiläumsveranstaltung besucht habe. Der BC Traktor Schwerin ist ein erfolgreicher Traditionsverein, wo Trainer wie Fritz Sdunek und Otto Ramin Großes geleistet haben und aus dem etliche Olympiasieger hervorgegangen sind. Eine 100. Ausgabe der DM ist etwas ganz Besonderes, vor allem für die Sportler, die dort um Titel kämpfen. Doch dass ausgerechnet bei diesem großen Jubiläum die besten Kaderboxer fehlen, weil sie auf einem internationalen Turnier im Einsatz waren, darf einfach nicht passieren. Da wünsche ich mir eine bessere terminliche Abstimmung im Vorfeld, damit auch wirklich alle Top-Athleten bei so einer bedeutenden Veranstaltung sein können.
Zu einem echten Top-Athleten hat sich in den letzten Jahren auch Agit Kabayel entwickelt. Ich war begeistert von seiner Leistung, die er beim Schwergewichts-Event in Saudi-Arabien gezeigt hat, als er den Russen Arslanbek Makhmudov schon in der vierten Runden stoppte. Wird Agit von Trainer Sükrü Aksu und Promoter Ulf Steinforth weiterhin so gut geführt, kämpft er in Zukunft um eine WM in seiner Gewichtsklasse, da bin ich mir sicher. Boxer wie Agit Kabayel wecken bei mir die Hoffnung, dass der Boxsport in Deutschland bald wieder einen erfolgreicheren Weg einschlagen wird.
Jack hat die Qualitäten
Optimistisch für die Zukunft macht mich auch die gute Arbeit, die im Stall von Ingo Volckmann geleistet wird. Der AGON-Promoter gibt sich unheimlich viel Mühe, um dem Boxsport hierzulande wieder mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. Dabei hat er mit Teammanager Dr. Hans-Peter Strickrodt einen äußerst engagierten und qualifizierten Mann an seiner Seite, der bei AGON die Fäden in der Hand hält und stets den nötigen Überblick wahrt. Klasse, dass die beiden nicht nur im letzten Jahr die WM-Kämpfe für Vincenzo Gualtieri realisieren konnten, sondern bald auch den von Jack Culcay. Darüber bin ich sehr erfreut, denn der Junge hat auf diese WM-Chance lange genug warten müssen.
Die Qualitäten für einen großen Titelkampf besitzt Jack zweifelsfrei. Ich erinnere mich noch gut an unsere gemeinsame Zeit bei Sauerland. Jack konnte sein großes Talent immer wieder unter Beweis stellen, seine Einstellung im Training war stets tadellos. Als der Kubaner Erislandy Lara von der WBA zum „Super Champion“ ernannt wurde, stufte der Verband Jack zum regulären Weltmeister im Halbmittel hoch. Seine erste Titelverteidigung 2017 gegen Demetrius Andrade verlor er dann umstritten per „Split Decision“. Einige Monate später lieferte Jack im Rahmen der „Ali Trophy“ in den USA eine starke Leistung gegen Maciej Sulecki. Doch die Punktrichter machten erneut Jacks Gegner zum umstrittenen Sieger. Insofern hat er einen weiteren WM-Kampf mehr als verdient. Wichtig auch, dass Jack diesen in Deutschland bestreitet, denn das erhöht seine Chancen auf einen Sieg gegen Bakhram Murtazaliev enorm. Jack ist bereits 2009 bei den Amateuren Weltmeister geworden – ich bin überzeugt, dass er das nun auch bei den Profis schaffen kann.
Kolumne: Ulli Wegner