Wilfried Sauerland wird heute 85 Jahre alt. BOXSPORT sprach mit der deutschen Promoter-Legende über glanzvolle Zeiten, das heutige Boxen – und persönliche Erfahrungen mit Saudi-Arabien.

Herr Sauerland, seit Sie sich vor einigen Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen haben, ist einiges passiert – und Saudi-Arabien zum Hotspot des internationalen Boxens geworden. Sie haben dort schon viel früher Ihre Erfahrungen gemacht.
Ich erinnere mich an 2018, wir waren mit Sauerland Event praktisch mit die Ersten, die in Saudi-Arabien veranstaltet haben. Damals boxte unser Supermittelgewichtler George Groves im Rahmen der „World Boxing Super Series“ gegen Callum Smith in Jeddah. Ein Jahr später kämpfte dann Filip Hrgovic auf der Undercard der Schwergewichts-WM Ruiz vs. Joshua in Diriyah bei Riad. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich noch keiner im Box-Business so richtig an Saudi-Arabien herangewagt, auch weil die Presse sehr kritisch darüber schrieb, wenn dort internationale Sport-Events stattfanden.
Heute schütten Turki Al-Sheikh und die „Riyadh Season“ viele Millionen Dollar an Boxer und Promoter aus. War das damals auch schon so?
Nein, es gab noch nicht das große Geld, wie es heute dort verdient wird. Die Saudis traten damals an uns heran und es war eher eine Art Austausch, mit Trainer-Hospitanzen in unserem Stall und so weiter. Als sie später ihre eigenen Veranstaltungen machten, kämpften auch immer wieder Sauerland-Boxer in Rahmenprogrammen mit. Für uns war Saudi-Arabien aber nicht mehr als ein Nebengeschäft.
„Heutzutage sind Kämpfe möglich, die früher gar nicht machbar gewesen wären.“
Wären Sie unter den Möglichkeiten, wie sie heute im neuen „Box-Mekka“ Riad herrschen, gern noch mal Promoter?
Die Voraussetzungen, die unter Turki Al-Sheikh und der Riyadh Season geschaffen wurden, machen vieles einfacher. Man muss schon sagen, dass heutzutage Kämpfe möglich sind, die aufgrund verschiedener Interessen früher gar nicht machbar gewesen wären. Aber: Nein – ich berate gern, wenn ich von meinen Söhnen Kalle und Nisse mal gefragt werde, die beide als CEOs bei Wasserman Boxing arbeiten. Grundsätzlich haben sie längst genug eigene Erfahrungen im Box-Business gesammelt.
Sie waren ein erfolgreicher Promoter, haben das Boxen in Deutschland jahrzehntelang entscheidend geprägt. Wie hat sich der Sport seitdem entwickelt?
Es gibt heute einige Box-Talente in Deutschland, auch qualifizierte Trainer. Aber das hat mit dem Leistungsvermögen, das früher im deutschen Boxen vorherrschte, doch weniger zu tun. Wenn man damals mit heute vergleicht, gibt es schon ziemliche Unterschiede. Heutzutage gibt es in Deutschland auch nur wenige Promoter, die in der Lage sind, eine Veranstaltung so aufzuziehen, dass die Qualität der Kämpfe stimmt und sich die Boxer im Ring auf Augenhöhe begegnen. …
Interview: Frank Schwantes
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