Tina Rupprecht: „Im Ring bin ich jemand anderes“

Tina Rupprecht ist eine der ganz Großen im deutschen Frauenboxen. In BOXSPORT erzählt die Weltmeisterin von ihrem letzten Titelgewinn und gibt Einblicke in ihr Sport- und Privatleben.

Am 13. Januar bezwang Tina Rupprecht (r.) Fabiana Bytyqi (l.) und sicherte sich den WBC-WM-Gürtel im Atomgewicht. (Foto: IMAGO / Torsten Helmke)

Tina, Glückwunsch zum Gewinn der Weltmeisterschaft im Januar. Wie hast du den Kampf erlebt?

Tina Rupprecht: Es war eine tolle Erfahrung, gleich in der neuen Gewichtsklasse eine WM zu boxen. Das Ganze dann mit einem Sieg vor einer einzigartigen Kulisse in Berlin in der Verti Music Hall zu krönen war ein super Gefühl.

Du bist vom Minimum- ins Atomgewicht gewechselt. Wie hat sich das neue Limit für dich angefühlt?

Sehr gut, es hat extrem gut gepasst. Ich musste zum allerersten Mal in meiner Karriere Gewicht machen, aber das war kein Problem. Das Atomgewicht könnte mein neues Zuhause werden.

Zuvor musstest du bei deinem US-Debüt deine erste Niederlage gegen die Mehrfach-Weltmeisterin Seniesa Estrada hinnehmen. Was hat dir die Kraft gegeben, wieder so stark zurückzukommen?

Die Pleite war ehrlich gesagt heftig. Direkt danach bin ich erst mal in die Kabine und habe alle Emotionen herausgelassen. Dann habe ich das Ganze aber relativ schnell verarbeitet, vor allem mein Team hat mir Kraft gegeben. Niederlagen gehören zum Sport dazu und sind nichts Schlimmes, du lernst jedes Mal dazu – und alles in allem habe ich es trotzdem genossen.

Wie hast du deine Niederlage analysiert, was genau daraus gelernt?

Na ja, es war schon eine Mega-Kulisse in den USA, die ganze Atmosphäre war anders. In dem Fight selbst habe ich dann vielleicht auch dadurch etwas weniger auf meinen Coach gehört. Das war dann etwas, worauf ich jetzt voll und ganz den Fokus gelegt habe. Man darf sich nie von außen beeinflussen lassen.

Wie sieht derzeit dein Alltag als Profiboxerin aus?

Im normalen Trainingsalltag trainiere ich quasi jeden Tag im 1. Boxclub Haan bei Alex und Sergej, an zwei bis drei Wochen auch mehrmals täglich. Dazu unterrichte ich an einem Tag in der Woche Sport an einer Schule in Augsburg.

Was machst du in deiner Freizeit?

Viel Freizeit bleibt ja als Profiboxerin nicht. (schmunzelt) Ich bin gerne mit Freunden unterwegs und genieße die Natur. Ich habe auch einen Schrebergarten, in dem ich leidenschaftlich der Gartenarbeit nachgehe und mich um meine Pflanzen kümmere. Die Saison hier fängt bald wieder an.

Was waren deine ersten Schritte im Boxen und was hat dich an diesem Sport gefesselt?

Ich bin mit zwölf Jahren zufällig über einen Kindheitsfreund beim Kickboxen gelandet, ein Jahr später dann beim Boxen. Von da an ging es immer weiter vorwärts. Bis heute fesseln mich das Adrenalin und dieses einzigartige Gefühl vom Eins-gegen-eins im Ring. Ich genieße es richtig, im Kampf jemand anderes zu sein. Außerhalb des Rings mag ich viel lieber die Harmonie. (schmunzelt)

Welche drei Tipps würdest du einer jungen Boxerin heute mit auf den Weg geben?

Behalte immer die Freude am Sport und am Training. Du brauchst stets eine klare Antwort auf die Frage, warum du es machst. Die Freude an allem. Dann pass auf, mit wem du zusammenarbeitest, suche dir die Leute ganz genau aus. Und vor allem: Arbeite hart und gib immer 110 Prozent. Nicht nur in der Wettkampfvorbereitung, sondern in jedem Training! Disziplin und Fokus sind ganz wichtig.

Interview von Roman Horschig

Das komplette Interview findet ihr in der kommenden Ausgabe. Diese ist ab jetzt auch in der BOXSPORT-App erhältlich.