Der neu gegründete Box-Weltverband steht in den Startlöchern, hat aber noch nicht den offiziellen Segen des IOC empfangen. BOXSPORT erklärt, woran das liegt.
Wenn ab dem 24. Juli in der „Arena Paris Nord“ die Fäuste fliegen, geht es um mehr als Medaillen. Es geht um die Zukunft des olympischen Boxsports. Das Turnier wird wie schon die vorausgehenden Qualifikationswettbewerbe vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) organisiert. Danach soll Boxen als olympischer Sport erhalten bleiben und wieder in die Hände eines Box-Weltverbandes übergehen. Das zumindest ist der Plan von Boris van der Vorst und seinen Mitstreitern.
Gegenwärtig hängt der Präsident der neu konstituierten Box-Organisation „World Boxing“ (WB) in der Warteschleife und hofft auf grünes Licht durch das IOC. „Meine oberste Priorität ist es, dafür zu sorgen, dass der Boxsport im Zentrum der olympischen Bewegung bleibt“, betont van der Vorst im Gespräch mit BOXSPORT. Nur, eine Entscheidung seitens der Verantwortlichen des Ringe-Verbandes lässt auf sich warten. Aber van der Vorst bewahrt Ruhe. „Wir kennen die wichtigsten Kriterien, die das IOC für einen internationalen Boxverband aufgestellt hat“, betont der Niederländer, der beim WB-Kongress im vergangenen November ins Präsidentenamt gewählt wurde.
Entmachtete IBA sorgt für Hängepartie
Blockiert wird die Entscheidung vor allem durch einen ausstehenden Urteilsspruch des Internationalen Sportgerichtshofs „Court of Arbitration for Sport“ (CAS). Dort hatte der entmachtete Box-Weltverband IBA (International Boxing Association) Berufung gegen seinen Ausschluss aus der olympischen Familie eingelegt. Ein Richterspruch zum Streitfall war für Anfang Februar erwartet worden, doch die juristischen Mühlen mahlen offensichtlich langsamer. „Wir sind zuversichtlich, entschlossen und geduldig“, kommentiert World-Boxing-Boss van der Vorst die Hängepartie. „Wir freuen uns auf die Entscheidung des CAS und bereiten unseren Fall für die Anerkennung durch das IOC vor.“
Derweil gilt es für World Boxing, weiterhin seine Hausaufgaben zu machen. Bislang haben sich dem neuen Box-Weltverband offiziell 27 nationale Verbände angeschlossen, darunter Deutschland, die USA, Großbritannien und Australien. Doch die Mitglieder-Mehrheit führt immer noch die suspendierte IBA. Und die Gewichte dürften sich erst verschieben, wenn WB den Status als offizieller Spitzenverband für das olympische Boxen erhält.
World Boxing: „Bessere Zukunft für die Boxer und den Boxsport“
„World Boxing hat in kurzer Zeit enorm viel erreicht und es ist wichtig, dass wir auf diesen Erfolgen aufbauen, indem wir unsere Mitgliederzahl erhöhen“, weiß auch van der Vorst. „Ich bin sicher, dass das IOC und andere Beteiligte die jüngsten Wettkämpfe (wie der Cologne Boxing Cup und die GB Open in Sheffield; Anm.d.Red.), die von Word Boxing organisiert wurden, zur Kenntnis genommen haben.“ Damit würde man allen zeigen, dass WB eine bessere Zukunft für die Boxer und den Boxsport bieten kann. Zudem erklärte der Präsident auf BOXSPORT-Nachfrage, „dass wir in naher Zukunft weitere neue Mitglieder bekannt geben können“.
In den letzten sechs Monaten hat Boris van der Vorst als Beobachter an einer Reihe von kontinentalen Qualifikationswettkämpfen teilgenommen und einem durchweg positiven Eindruck gewonnen. „Ich kann bestätigen, dass diese von der ,Paris Boxing Unit’ des IOC gut organisiert wurden, mit fairen Schieds- und Kampfrichtern“, erklärte der frühere Boxer. Bei seinen Erwartungen an die Spiele in Paris blickt van der Vorst noch einmal auf das vom IOC organisierte Turnier in Tokio 2021 zurück. „Es war einer der besten olympischen Boxwettbewerbe, die ich je erlebt habe – und ich erwarte, dass wir das auch bei den Spielen 2024 in Paris erleben werden.“
Text: Frank Schwantes