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Julio Cesar Chavez Jr. ist von den US-Behörden wegen illegaler Einreise festgenommen worden und soll abgeschoben werden. Das Vorstrafenregister des früheren Champions ist beträchtlich.

Der mexikanische Boxprofi Julio Cesar Chavez Jr. ist in Los Angeles (USA) von der Einwanderungspolizei „ICE“ verhaftet worden. Im wird vorgeworfen, illegal in die USA eingereist zu sein. Zuletzt stand Chavez Jr. am 28. Juni im Ring, als er im Honda Center von Anaheim gegen den boxenden Internet-Star Jake Paul einstimmig nach Punkten verlor.
Haftbefehl wegen Beteiligung an organisierter Kriminalität
Der 39-Jährige, Sohn von Hall-of-Famer Julio Cesar Chavez Sr., soll im beschleunigten Verfahren aus den USA abgeschoben werden. Das gab das Heimatschutzministerium am Donnerstag bekannt. Die ICE begründete die Maßnahme damit, dass gegen Chavez Jr. ein Haftbefehl wegen Beteiligung an organisierter Kriminalität sowie des Handels mit Schusswaffen, Munition und Sprengstoff vorliege.
Zudem steht Chavez unter Verdacht, dem berüchtigten Sinaloa-Kartell anzugehören. Dieses wird von den Vereinigten Staaten als ausländische terroristische Organisation eingestuft. Des Weiteren habe er in seinem Antrag auf Daueraufenthalt in den USA falsche Angaben gemacht. Am 27. Juni, einen Tag vor Chavez’ Kampf in Anaheim, stellten die Behörden fest, dass er sich illegal im Land aufhält, heißt es. So soll der festgenommene Boxprofi eine „eklatante Bedrohung der öffentlichen Sicherheit“ darstellen.

Chavez Jr. (54-7-1, 34 K.o.) hatte am Samstag eine recht lustlose Vorstellung gegen Paul abgeliefert. Erst in den letzten beiden des auf zehn Runden angesetzten Cruisergewichts-Fights drehte der frühere WBC-Weltmeister im Mittelgewicht auf. Die Niederlage konnte er aber nicht mehr abwenden.
Zahlreiche Probleme mit dem Gesetz
Chavez hat seinen offiziellen Wohnsitz in Culiacan, Mexiko. Seine beste Zeiten im Ring liegen längst hinter ihm, in den letzten Jahren hatte er zahlreiche Probleme mit dem Gesetz. Dazu zählen laut US-Heimatschutzministerium:
* eine Verurteilung wegen Trunkenheit am Steuer in Los Angeles im Jahr 2021, für die er zu 13 Tagen Haft und 36 Monaten Bewährung verurteilt wurde.
* ein gegen ihn erlassener Haftbefehl aus dem Jahr 2023 wegen Beteiligung an organisierter Kriminalität „zum Zwecke der Begehung von Straftaten im Zusammenhang mit Waffenhandel und -herstellung, in Form der Beteiligung an der heimlichen Einfuhr von Waffen, Munition, Patronen und Sprengstoff in das Land sowie der Herstellung von Waffen, Munition, Patronen und Sprengstoff ohne entsprechende Genehmigung“.
• Am 7. Januar 2024 wurde Chavez Jr. in Los Angeles wegen illegalen Besitzes einer Waffe festgenommen.
Doping-Skandale, verfehlte Tests und Sperren
Auch im Boxring sorgte der gebürtige Mexikaner immer wieder für Skandale. Chavez’ Kampf gegen den US-Amerikaner Troy Rowland im Jahr 2009 blieb ohne Wertung. Bei Chavez wurde nach dem Fight eine illegale Substanz zur Gewichtsgewinnung nachgewiesen. Den Kampf selbst hatte er einstimmig und klar nach Punkten gewonnen. Drei Jahre später unterlag er dem Weltranglisten-Ersten Sergio Martinez nach Punkten, hatte den Argentinier jedoch in der zwölften Runde am Boden. Anschließend wurde Chavez Jr. positiv auf Cannabis getestet und für neun Monate gesperrt. Weiterer Vorfall: Weil er sich 2020 weigerte, sich einem Dopingtest zu unterziehen, wurde Chavez von der Nevada Athletic Commission gesperrt. Die Sperre endete im Oktober 2022.
Box-Journalist Dan Rafael zitiert Chavez‘ Anwalt Michael Goldstein zur Verhaftung des Boxprofis. Demnach sei Chavez „von einer großen Anzahl von Bundesagenten festgenommen worden, während er vor seinem Haus im Stadtteil ,Studio City’ mit einem Motorroller unterwegs war. Die aktuellen Anschuldigungen sind empörend und lediglich eine weitere Schlagzeile, um die Öffentlichkeit zu terrorisieren“.
Gerichtstermin wegen Waffenbesitzes
Goldstein fügte hinzu, dass er am Donnerstagmorgen nicht wusste, wo Chavez festgehalten werde, erklärte jedoch, dass sie am Montag wegen Waffenbesitzes (Vorfall aus 2024) vor Gericht erscheinen sollten. Zudem sollte über Chavez’ Fortschritte in einem Drogenentzugsprogramm gesprochen werden.
Nach Angaben der Behörden reiste Chavez im August 2023 mit einem bis Februar 2024 gültigen B2-Touristenvisum legal in die Vereinigten Staaten ein. Seitdem lebt er mit dem abgelaufenen Visum in den USA.
Verstrickungen ins Sinaloa-Kartell
Das Heimatschutzministerium erklärte in seiner Mitteilung, dass Chavez am 2. April 2024 einen Antrag auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung gestellt habe, der sich auf seine Ehe mit einer US-Bürgerin (Frida Munoz) stütze. Die Frau soll durch eine frühere Beziehung zu Edgar Guzman Lopez, dem inzwischen verstorbenen Sohn des verurteilten und inhaftierten Kartellchefs Joaquin „El Chapo“ Guzman, mit dem Sinaloa-Kartell in Verbindung stehen.
Derzeit ist offen, was mit Chavez Jr. nach seiner Rückführung nach Mexiko geschieht. Im droht dort die Festnahme und möglicherweise ein weiteres Verfahren. Die Box-Karriere des früheren Champions scheint jedoch vor dem Aus zu stehen.
Text: Frank Schwantes